Es gleitete das Schiff
durch pechschwarze Klippen, Schon gähnt es der bannende Abgrund an, – O wollte die Mannschaft den Himmel erblicken, – Der Himmel allein sie erretten kann. Nichts and'res kann retten – sonst hüllen die Sterne Auch außer dem Meere, im eigenen
Herzen Um Leben für immer, um Sterben für immer – |
Atheismus (2) Ein berühmter Glockenfabrikant - mit
langem Bart und durch und durch atheistisch - erhielt
eines Tages den Besuch zweier Kunden. Sie waren in Schwarz gekleidet und sehr
ernst und hatten Wülste an den Schultern, weshalb der Atheist
dachte, daß dort auch Flügel sein könnten, wie sie
nach dem Hörensagen bei Engeln üblich sind, aber er
maß dem weiter keine Bedeutung bei, da es sich nicht mit seinen Überzeugungen
vertrug. Die beiden Herren bestellten bei ihm eine Glocke von riesigen Ausmaßen
- noch nie hatte der Meister etwas ähnliches gemacht - und aus einer Legierung,
die er noch nie verwendet hatte, die beiden Herren erklärten ihm, daß die Glocke
einen besonderen Klang erzeugen würde- absolut anders als bei jeder anderen
Glocke. Als sie sich verabschiedeten, erklärten die beiden Herren - nicht ohne
eine Spur von Verlegenheit - daß die Glocke für das jüngste
Gericht bestimmt sei, welches jetzt nahe bevorstünde. Der Glockenmeister
lachte freundschaftlich und sagte, daß es zwar nie ein Jüngstes Gericht geben
würde, daß er die Glocke aber trotzdem in der angegebenen Weise und in der vereinbarten
Zeit herstellen würde. Die beiden Herren kamen alle zwei bis drei Wochen vorbei,
um zu sehen, wie die Arbeit fortschritt, es waren zwei melancholische Herren
und es schien - obwohl sie die Arbeit des Meisters bewunderten - als wären sie
insgeheim unzufrieden. Dann ließen sie sich eine Weile nicht mehr blicken. In
der Zwischenzeit brachte der Meister die größte Glocke
seines Lebens zur Vollendung und merkte, daß er stolz darauf war, und es kam
ihm vor, als ob er in seinen geheimsten Träumen wünschte, eine so schöne und
auf der ganzen Welt einzigartige Glocke möge beim Jüngsten Gericht Verwendung
finden. Als die Glocke bereits fertiggestellt und auf ein Holzgerüst montiert
war, tauchten die beiden Herren wieder auf. Sie betrachteten die Glocke voller
Bewunderung und zugleich voll tiefer Melancholie. Sie seufzten. Schließlich
wandte sich der anscheinend gewichtigere der beiden an den Meister und sagte
mit verhaltener Stimme und fast schamhaft: »Sie hatten recht, lieber Meister,
es wird kein Jüngstes Gericht geben - weder jetzt noch irgendwann. Es war ein
schrecklicher Irrtum.« Der Meister sah die beiden Herren an - ebenfalls mit
einer gewissen Melancholie, aber wohlwollend
und glücklich. »Zu spät, meine Herren«, sagte er leise und bestimmt und ergriff
das Seil, und die große Glocke begann zu schwingen und klang ganz laut und hell,
und es kam wie es kommen mußte: die Himmel taten sich auf. -
(
pill
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