Er wohnte mit einer Hausangestellten zusammen, die fast ebenso alt war wie er, und zwar in einer Junggesellenwohnung, die mit Büchern und Kupferstichen vollgepfropft war, die er sammelte und von denen die meisten galante Themen behandelten.
Orin saß in einem Lehnstuhl am offenen Fenster, eine Decke über den Knien, trotz der Sommerhitze.
»Na, mein Sohn? Welcher Wind weht Sie herein? Ich begann schon zu glauben, daß sich keiner mehr meiner erinnerte und daß man mich längst auf dem Père-Lachaise wähnte. Um was handelt es sich diesmal?«
Er machte sich keine Illusionen, und Maigret errötete ein wenig, denn er hatte den alten Anwalt nur selten besucht, ohne einen bestimmten Zweck damit zu verbinden.
»Ich hatte mir gerade überlegt, ob Sie nicht zufällig einen gewissen Serre gekannt haben, der, wenn ich mich nicht irre, vor zweiunddreißig oder dreiunddreißig Jahren gestorben ist.«
»Alain Serre?«
»Er war Anwalt.«
»Dann ist es Alain.«
»Was für ein Mensch war das?«
»Vermutlich habe ich nicht das Recht, zu erfahren, worum es sich handelt?«
»Um seinen Sohn.«
»Den jungen Mann habe ich nie zu sehen bekommen. Ich wußte, daß er existiert, aber begegnet bin ich ihm kein einziges Mal. Sehen Sie, Maigret, Alain und ich gehörten einer lustigen Bande an, für die das Familienleben nicht der Weisheit letzter Schluß war. Man traf uns vor allem im Klub und hinter den Kulissen der kleinen Theater, und wir kannten sämtliche Ballettmädchen mit ihren Vornamen.«
Und mit einem schalkhaften Lächeln fügte er hinzu:
»Wenn ich davon mal erzählen könnte!« -
Georges Simenon, Maigret und die Bohnenstange. München 1975 (Heyne Simenon-Kriminalromane
15, zuerst 1951)
- (
kis
)
Lustmolch (3)
- Ernst Kahl, Das letzte Bestiarium Perversum. Zürich
2005
Lustmolch (4) Habe ich eigentlich mal davon erzählt, wie Marv und ich diesen beiden Araberjungen sechzig Cents gaben, damit sie uns zusehen lassen, wie sie sich gegenseitig pimpern? Ich frage also Marv: »Meinst du, sie machen es?«
Und er sagt: »Glaub schon. Die haben schließlich Hunger.«
Und ich sag: »So seh ich sie am liebsten.«
Irgendwie komm ich mir dabei zwar wie ein alter Lustmolch vor, aber... »Son cosas de la vida«, wie Soberba de la Flor sagte, als ihm die Bullen eine Standpauke hielten, weil er diese Schnepfe da abgemurkst hatte und die Leiche anschließend ins Bar-O-Motel schleppte und dort fickte...
»Die wollte einfach nicht die Beine breitmachen«, sagte er... »Sowas brauch
ich mir nicht gefallen zu lassen.« - (
lun
)
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