eichte    Es liegt den Frauen im Blut, anderer Meinung zu sein als ihre Männer: sie greifen mit beiden Händen nach jedem Vorwand zum Widerspruch; die erste beste Ausflucht dient ihnen zur völligen Rechtfertigung. Ich kannte eine, die ihren Mann weidlich bestahl, um, wie sie ihrem Beichtvater sagte, reichlichere Almosen zu geben. Der Henker traue solchen frommen Spenden.  - (mon)

Beichte (2)  Ich hörte von einer Dame, die alle Nächte Träumen ausgesetzt war, so daß sie in der Nacht alles sagte, was sie am Tage getrieben hatte; dadurch brachte sie sich selbst ihrem Gatten gegenüber ins Ärgernis, der sie reden und plaudern und sich in ihre Träume einspinnen hörte, was ihr nachher übel bekam.

Vor nicht langer Zeit verkündete auch ein Edelmann von da und da, in einer Provinz, die ich nicht nennen will, bei seinem Tode öffentlich seine Liebschaften und Buhlereicn und zählte die Damen und Fräulein auf, mit denen er zu tun gehabt, und an welchen Orten und Treffpunkten und auf welche Art und Weise, darüber legte er ganz laut die Beichte ab und bat Gott vor aller Welt dafür um Vergebung. Der machte es schlimmer als die Frau, denn sie kompromittierte doch nur sich, der Edelmann aber brachte mehrere Frauen hinein. Das nenne ich saubere Galane und Buhlen. - (brant)

Beichte (2)    Ein junger vornehmer Türke hatte sich in die Frau eines Armeniers verliebt. Durch die Klugheit dieser Schönen lange im Zaum gehalten, brach endlich seine Leidenschaft mit voller Gewalt aus. Mit Ungestüm forderte er die Erfüllung seiner Wünsche und drohte, sie selbst und ihren Mann umzubringen, wenn sie ihn nicht erhören wolle. Erschreckt durch diese Drohung, deren Erfüllung sie nur allzu gewiß voraussehen konnte, nahm sie ihre Zuflucht zur Verstellung. Sie bestimmte ihm eine Zusammenkunft in ihrem Hause, zu einer Zeit; wo ihr Mann, wie sie sagte, abwesend wäre. 'Der Liebhaber fand sich ein, bewaffnet mit seinem Säbel und zwei Pistolen. Plötzlich erschien der Mann, und nun nahm die Sache auf einmal eine solche Wendung, daß die Eheleute sich glücklich schätzen mußten, ihren Feind erlegen zu können. Sie verscharrten ihn in ihrem Hause, und kein Mensch wußte etwas von dem ganzen Vorgang. Jedoch ein geldgieriger Priester ihrer Religion, dem sie den Vorfall mit allen Umständen beichteten, war niederträchtig genug, dieses Bekenntnis zuerst dazu zu mißbrauchen, daß er den unglücklichen Leuten, unter der Bedrohung, sie zu verraten, nach und nach ihr ganzes Vermögen abnötigte und dann, als er nichts mehr von ihnen erpressen konnte, sie zuletzt an den Vater des Ermordeten für eine beträchtliche Summe wirklich verriet. Der Türke hinterbrachte diese Aussage des Priesters sogleich dem Wesir, dessen Freund er war. Dieser, ebensosehr von Mitleid gegen die Unglücklichen wie von Unwillen gegen den schändlichen Priester erfüllt, ließ sogleich den armenischen Bischof zu sich rufen und fragte ihn, was die Beichte sei, wie der Verrat der Beichte bestraft werde und was mit solchen Leuten geschehe, deren Verbrechen auf diese Art entdeckt werde. Die Antwort des Bischofs war: Die Beichte sei ein unverletzliches Geheimnis bei den Christen; nach ihren Gesetzen werde ihr Verrat mit dem Scheiterhaufen bestraft und die durch eine solche Verräterei Angeklagten würden freigesprochen, weil ihr Geständnis vor dem Priester eine Pflicht sei, die ihnen die Religion selbst bei Strafe der ewigen Verdammnis auferlege. Der Wesir, mit dieser Antwort zufrieden, ließ sogleich die Angeklagten vor sich rufen. Zitternd und halbtot warfen sie sich zu seinen Füßen und bekannten ihr Verbrechen; aber sie entschuldigten es als Notwehr zur Verteidigung ihrer Ehre und beklagten sich zugleich über den Priester, der ihr Bekenntnis mißbraucht, sie zu Bettlern gemacht und außerdem noch verraten habe. Nun ließ er den verräterischen Priester selbst vor sich bringen, stellte ihn dem Bischof vor, der in seiner Gegenwart noch einmal die Strafe für einen Verräter der Beichte angeben mußte, und verurteilte ihn dann, auf einem öffentlichen Platz sogleich lebendig verbrannt zu werden. - (pit)

Beichte (3)  Herr Kaplan, wenn ich am Abend Brot und Käse esse, träume ich von dreibeinigen Tieren, wenn ich mich aber nüchtern schlafen lege, dann sehe ich meinen Mann wie damals, als er sechzehn war, wo er immer mit dem Kopf nach unten vom oberen Stockwerk zu meinem Fenster hereinkam. Soll ich lieber nüchtern zu Bett gehen? - Vitaliano Brancati, Don Giovanni in Sizilien. Zürich 1987 (zuerst 1942)

Beichte (4) Ich bin in der katholischen Religion erzogen worden und bin ihr auch weiterhin gefolgt; die Beichte ist in dieser Religion Pflicht. Doch es ist mir unmöglich, diese Pflicht zu erfüllen. Ich habe den Eindruck, daß ich nicht nur alle Schmerzen der Menschheit empfinde, sondern daß ich auch mit all ihren Fehlern beladen bin. Wenn ich beichte, fallen mir die unmöglichsten, seltsamsten und lächerlichsten Vergehen ein; zunächst glaube ich nicht daran, dann fange ich an zu zweifeln, und schließlich komme ich zu der Überzeugung, daß ich schuldig bin. Was ich dann erleide, ist entsetzlich. Ich sage mir, daß ich, weil ich eine auferlegte Pflicht, die der Beichte, die mir unmöglich wird, nicht erfüllen kann, ein verdammtes Wesen bin, ohne Gott, ohne Hoffnung, daß niemand mich lieben darf, daß auch ich niemand lieben darf, da noch nach meinem Tod die Erinnerung, die ich hinterlasse, sich an eine verdammte Seele wendet. - Mlle de Chantepie, nach (flb)

Beichte (5, doppelte)  Der gerissene Dummkopf beichtete bei dem auswärtigen Pfarrer. Dieser begann das Beichtgespräch :

»Sag mir, mein Sohn, bist du einmal an fremde Äpfel gegangen?«

»Und Ihr, Herr Pfarrer?« fragte ihn der Dummkopf zurück.

»Ja, mein Sohn, ja«, erwiderte der Pfarrer.

»Dann tat ich das auch«, versicherte der Dummkopf.

»Und sag mir, mein Sohn, bist du auch an fremde Kastanien gegangen?«

»Und Ihr, Herr Pfarrer?«

»Ja, mein Sohn, ja.«

»Dann tat ich das auch.«

»So ist es gut, mein Sohn, sehr gut. Erleichtere dein Gewissen. Sag mir, bist du auch in einen fremden Stall eingedrungen, um ein Schwein zu stehlen?«

»Und Ihr, Herr Pfarrer?«

»Ja, mein Sohn, ja.«

Da stand der gerissene Dummkopf auf, lief durch die Kirche und rief den anderen Dorfbewohnern zu:

»Beichtet ja nicht bei dem Pfarrer da, der stiehlt wie ein Rabe, wo er nur kann.«

Und lachend ging er nach Hause.  - Spanische Hunger- und  Zaubermärchen.  Hg. José Maria Guelbenzu.  Frankfurt am Main  2000  (Die Andere Bibliothek 183)

Beichte (6) Ich entzog mich Pater Renatos Blickfeld und setzte mich auf eine Bank im dunkelsten Winkel der Kirche, an einen Platz, auf dem mich der Pater nicht wahrnehmen konnte. Er hatte mein Eintreten nicht bemerkt, und das gab mir Muße, Maria Safira nach Belieben zu betrachten. Sie wirkte ganz wie eine fromme Frau, die einem tugendhaften Pater ruhig ihre kleinen Sorgen und unschuldigen Übertretungen anvertraut.

Auf einmal aber, als sie merkte, daß ich sie anschaute, stützte sie sich nur mit dem linken Arm auf die Holzleiste des Beichtstuhls, knöpfte sich mit der rechten Hand die Bluse auf und holte ihre schönen weißen Brüste heraus, die sie mir aggressiv entgegenstreckte. Dann Keß sie die Hand sinken, ergriff ihr Kleid am unteren Saum und hob ihn hoch. Hingerissen entdeckte ich, daß sie unter dem Kleid splitternackt war. Deshalb sah ich auch deutlich ihre Schenkel und ihren schönen Bauch mit seinem wilden Haarflaum, der unten überstand. Während der Pater noch immer seine Ratschläge murmelte und völlig arglos war, drehte Maria Safira ihr Gesicht ab und- schaute mich, aus ihren schrägstehenden, grün leuchtenden Katzenaugen rätselhaft lächelnd, mit schauspielerhafter Miene an.

Die Beichte ging zu Ende. Sie gab mir einen Wink und deutete auf den Hochaltar. Zwischen ihm und der Rückwand der Kirche war ein freier Raum: ich stand vorsichtig auf, gab acht, daß mich der alte Pater nicht sehen konnte, und versteckte mich an dem Platz, den sie mir gezeigt hatte.  - (stein)

Beichte (7) »Jetzt nehme ich euch die Beichte ab«, sagte Gwüym vom Wagen herab.

Jack und ich standen barhäuptig im Kreis der Kerze, und ich fühlte, wie Jacks Körper zitterte.

»Du zuerst.« Gwilyms Finger, so hell, als ob er ihn in die Kerze gehalten hätte, bis er Feuer fing, wies auf mich, und ich tat einen Schritt auf den Kanzelwagen zu und hob meinen Kopf.

»Du beichtest jetzt«, sagte Gwilym.

»Was hab ich denn zu beichten?«

»Das Schlimmste, was du je getan hast.«

Ich ließ Edgar Reynolds verhauen werden, weil ich seine Hausarbeiten weggenommen hatte; ich stahl aus der Handtasche meiner Mutter; ich stahl aus Gwilyms Tasche; ich stahl während dreier Besuche zwölf Bücher aus der Bibliothek und warf sie weg im Park; ich trank eine Tasse von meinem Wasser, um zu sehen, wonach es schmeckte; ich prügelte einen Hund mit einem Stock, so daß er sich auf den Rücken rollen und anschließend meine Hand lecken würde; ich schaute mit Dan Jones durchs Schlüsselloch, während das Hausmädchen ein Bad nahm; ich schnitt mit dem Taschenmesser in meine Knie und tat das Blut auf mein Taschentuch und sagte, es sei mir aus den Ohren gekommen, so daß ich krank spielen und meine Mutter erschrecken konnte; ich ließ meine Hosen runter und ließ Jack Williams mal gucken; ich sah, wie Billy Jones mit einer Kohlenschaufel eine Taube zu Tode haute und lachte, und mußte mich übergeben; Cedric Williams und ich brachen in Mrs. Samuels Haus ein und gössen Tinte über ihre Bettwäsche.

Ich sagte: »Ich hab nichts Schlimmes getan.«

»Los, weiter, beichte«, sagte Gwilym. Er schaute ärgerlich auf mich hinab.

»Ich kann nicht! Ich kann nicht!« sagte ich. »Ich hab nichts Schlimmes getan.«

»Los, weiter, beichte!«

»Ich will nicht! Ich will nicht!«

Jack begann zu weinen. »Ich will nach Hause«, sagte er.

Gwilym öffnete die Tür der Kapelle, und wir folgten ihm in den Hof, vorbei an den schwarzen höckrigen Schuppen zum Haus, und Jack schluchzte auf dem ganzen Weg.

Als wir zusammen im Bett lagen, beichteten Jack und ich einander unsere Sünden.

»Ich klaue auch aus Mutters Tasche; sie hat viele Pfund darin.«

»Wieviel klaust du?«

»Einen Dreier.«

»Ich hab mal jemanden umgebracht.«

»Nein, hast du nicht.«

»Ich schwörs bei Gott, ich schoß ihn ins Herz.«

»Wie hieß er?«

»Williams.«

»Hat er geblutet?«

Mir war, als umschleckte der Fluß das Haus.

»Wie ein blutendes Schwein«, sagte ich.     - (hund)

Beichte (8)

 

Katholizismus Wahrheit Erleichterung

 

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