eltgeschichte Die Geschichte der Welt von ihren Anfängen bis in unsere Tage

Bringt euch alle in Sicherheit - die Welt geht aus den Fugen. Alle suchten sich ein wohlgeschütztes Plätzchen und die Welt wurde von einer großen Explosion erschüttert, bei der Sterne wie die Sonne und Planeten wie die Erde entstanden.

Anfänglich lebte der Mensch im Wasser, besaß Flossen und einen Schwanz wie ein Kabeljau und war ein Freund der Fische. Dann stieg er aus dem Wasser und begann auf der Erde herumzukriechen wie eine Schlange. Dann lernte er, auf zwei Beinen zu stehen, und die neidische Schlange ließ ihn den Apfel essen und aus dem irdischen Paradies vertreiben. Der Mensch war gekränkt und wurde ihr Feind. Er schloß Freundschafr mit dem Affen und lernte viele Dinge von ihm - wie man auf Bäume klettert, Nüsse ißt und in der Nase bohrt.

Im Lauf der Jahrhunderte lernte der Mensch Lesen, Schreiben und Radfahren. Er schrieb viele Bücher von wahrer und von erfundener Geschichte, aber alle sollten sie die Geschichte der Welt von ihren Anfängen bis in unsere Tage, das heißt vom Anfang bis zum Ende sein. Nach dem Fahrrad und den Büchern kamen die Autos, die Flugzeuge und die Bombe. Die Welt wurde unerträglich, und der Mensch bereitete sich darauf vor, wieder ein Kabeljau zu werden. Alle fingen an, sich ein wohlgeschütztes Plätzchen zu suchen, in Erwartung der bevorstehenden Explosion. - (ma2)

Weltgeschichte (2) Ein Geschichtsschreiber hat es nicht mit dem, was wirklich geschehn ist, sondern nur mit den vermeintlichen Ereignissen zu tun: denn nur diese haben gewirkt. Ebenso nur mit den vermeintlichen Helden. Sein Thema, die sogenannte Weltgeschichte, sind Meinungen über vermeintliche Handlungen und deren vermeintliche Motive, welche wieder Anlaß zu Meinungen und Handlungen geben, deren Realität aber sofort wieder verdampft und nur als Dampf wirkt, —  ein fortwährendes Zeugen und Schwangerwerden von Phantomen über den tiefen Nebeln der unergründlichen Wirklichkeit. Alle Historiker erzählen von Dingen, die nie existiert haben, außer in der Vorstellung. - (mo)

Weltgeschichte (3) Die Weltgeschichte verläuft - augustinisch - in sechs Weltaltern: 1. von Adam zu Noah; 2. von Noah zu Abraham; 3. von Abraham zu David; 4. von David bis zum babylonischen Exil; 5. von da bis zur Inkarnation; 6. von da bis zum Weltende. Erst im dritten Weltalter tritt Griechenland auf, erhält Gesetze (von Phoroneus) und Ackerbau. Die Schrift wird zuerst bei den Hebräern erfunden, später durch Kadmos den Griechen vermittelt, dann durch Carmentis den Italikern. Homer war vermutlich ein Zeitgenosse des Saul. Ins vierte Weltalter fällt an literar-geschichtlichen Tatsachen nur die Philosophie des Thales, ins fünfte die Abfassung des Buches Judith; die Tragödien des Sophokles und des Euripides; das Buch Esther; Plato, Demosthenes und Aristoteles; die Makkabäerbücher; die Septuaginta; Jesus Sirach; der Beginn der Rhetorik in Rom. Schon diese Proben lassen die Geschichtsansicht erkennen, die Isidor dem Mittelalter übermachte: Geschichte, Kultur und Literatur des alten Orients und der klassischen Völker werden in synchronistischer Übersicht dargeboten. In diesen Rahmen sind nun die übrigen literargeschichtliehen Notizen Isidors eingetragen. Das älteste und vornehmste Versmaß ist der Hexameter (metrum heroicum). Als erster verwandte es Moses (Deut. 32), «lange vor Pherecydes und Homer». Hymnen zum Lobe Gottes verfaßte zuerst David, erst «lange nach ihm» Timo-thoe3. Das erste EpithaUmion verfaßte Salomo, von ihm übernahmen die Heiden die Gattung. Die Gesänge Salomos bestehen - nach Hieronymus - aus Hexametern und Pentametern. Jesaias schreibt rhetorische Prosa. Erfinder des Threnos ist Jeremias, bei den Griechen später Simonides. Die Kithara wurde von Tubal erfunden, nach Meinung der Griechen von Apoll; die Astrologie von Abraham, nach Meinung der Griechen von Atlas. Die Philosophie wird von den Griechen in Physik, Ethik, Logik eingeteilt. Aber schon die hl. Schrift gliedert sich nach diesen Disziplinen: Genesis und Eccksiastes z.B. bieten Physik; Ethik findet man in den Sprichwörtern Salomos; Logik (pro qua nostri Theoreticam sibi vindicant} im Hohen Lied und in den Evangelien. Die hebräische Sprache ist die Mutter aller übrigen. - Isidor von Sevilla, nach: Ernst Robert Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern und München 1969 (zuerst 1948)

Weltgeschichte (4) Einst war kein Krieg, die Menschen starben nicht in großer Zahl. Es mangelte nicht der Nahrung. Es gab viel Speise. Alle Kühe warfen, starben nicht. Jeglich Ding gedieh. Jetzt unter dem König Kisabo verderben alle Dinge. Hunger gibt es, Krankheit in großer Zahl; die Menschen sterben, es fehlt an Nahrung, Hungersnot vernichtet sie, die Menschen verderben im Elend. Es gibt nicht Eintracht, alle Menschen bekämpfen einander, töten einander. So gibt es hier nichts als Streiter. Nsare hatte keine Krieger. Kisabo besitzt Krieger. Die Dinge stehen in Schrei, Stoß und Aufruhr, anders waren die Dinge unter Nsare. Doch unter Kisabo schlagen sich die Menschen. Bruder frißt den Bruder, balgt sich mit Bruder. Kein Mensch liebt den anderen, töten einander. Eintracht nahm ein Ende; die Dinge sind am Schluß. - Afrikanische Märchen und Legenden. Hg. Carl Einstein. Berlin 1980 (zuerst 1925)


Welt Katastrophen

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Verschwörung Weltalter

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