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forn
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Es war ein sehenswertes Schauspiel: fünfzig schwarze Katzen und ebenso viele gelbe und dazu sie, und es war nicht sicher, ob sie ein Mensch war. Allein ihr Geruch ließ einen daran zweifeln, ein Gemisch wie aus Gewürzen und Wildfleisch, aus Pferdeställen und dem Pelzwerk der Gräser.
Stets auf einem Rad sitzend, fuhr sie über die schwierigsten Wege, durch Abgründe und zwischen den Bäumen hindurch. Jemand, der noch nie auf einem Rad gereist ist, könnte sagen, das sei sehr schwer, doch sie war daran gewöhnt.
Sie hieß Virginia Fur, hatte meterlanges Haar und riesige Hände mit schmutzigen Fingernägeln; trotzdem hatten die Bürger des Gebirges Respekt vor ihr, und auch sie begegnete ihnen und ihrer Lebensweise stets mit einer gewissen Achtung. Freilich waren die Bewohner dort oben Pflanzen, Tiere und Vögel, sonst wäre alles ganz anders gewesen, als es war. Natürlich wurde auch sie beschimpft und beleidigt, genauso heftig und in der gleichen Sprache. Sie, Virginia Für, wohnte in einem von den Menschen schon lange verlassenen Dorf. Ihr Haus hatte überall Löcher, die sie für den Feigenbaum, der in der Küche wuchs, in die Wände gebrochen hatte.
Außer dem Unterstellplatz für das Rad waren alle anderen Räume von den Katzen
bewohnt; es gab insgesamt vierzehn Zimmer. Jede Nacht fuhr sie auf ihrem Rad
hinaus, um zu jagen; trotz ihrer Achtung ließen sich die Tiere des Gebirges
aber nicht so leicht töten, und so war sie gezwungen, sich mehrere Tage in der
Woche von herrenlosen Hirtenhunden, manchmal auch von einem Schaf oder einem
Kind zu ernähren, doch diese letztgenannte Speise war sehr selten, denn Menschen
gab es kaum in diesem Winkel. - (
wind
)
- Leonora Carrington
- N.N.
Ich fand sie leblos, mit herabhängendem Kopf: ein dünner Blutstrahl lief
an ihrem Mundwinkel herunter. Ich hob ihren einen Arm hoch. Er hei zurück. Ich
warf mich auf den leblosen Körper, bebend vor Entsetzen, und als ich sie umschlang,
durchfuhr mich, obwohl ich mich dagegen wehrte, ein Krampf von Schaum und Blut,
und meine Unterlippe verzog sich und stand von den Zähnen ab wie bei einem Idioten.
Simone, die langsam ins Leben zurückkehrte, machte eine Bewegung, die mich weckte.
Ich tauchte wieder empor aus der tiefen Betäubung, in die mich meine Niedergeschlagenheit
in dem Augenblick, da ich glaubte, ihre Leiche zu besudeln, gestürzt hatte.
Keine Verletzung, kein blauer Fleck zeichnete den noch immer nur mit einem Strumpfhaltergürtel
und einem einzelnen Strumpf bekleideten Körper. Ich nahm sie in meine Arme und
trug sie, ohne auf meine Müdigkeit zu achten, die Straße entlang. Ich ging so
schnell, wie ich konnte (denn der Tag brach langsam an). Nur dank einer übermenschlichen
Anstrengung war es mir möglich, das Haus zu erreichen und dort glücklich meine
wunderbare Freundin lebend in ihr Bett zu legen. -
(obs)
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