Betäubende Energiestöße breiteten sich aus, nach einem komplexen Muster, das sich ständig veränderte, verschiedene Winkel, verschiedene Geschwindigkeiten, ein wildes Trommelfeuer, das sich von den Sichtfenstern in das Zimmer entlud.
Die goldene Gestalt bewegte sich. Er sauste vor und zurück, wich geschickt den Energiestößen aus, die auf allen Seiten um ihn herum aufloderten. Wallende Rauchwolken verhüllten ihn; er war zwischen prasselnden Flammen und Asche verschwunden.
»Aufhören!« rief Anita. »Um Himmels willen, ihr werdet ihn vernichten!«
Das Zimmer war ein Inferno aus Energie. Die Gestalt war völlig verschwunden. Wisdom wartete einen Moment, dann nickte er den Technikern zu, die den Würfel bedienten. Sie betätigten Steuerknöpfe, und die Röhren wurden langsamer und blieben stehen. Einige zogen sich zurück in den Würfel. Alle wurden still. Das Getriebe des Würfels hörte auf zu surren.
Cris Johnson lebte noch. Er tauchte aus den sich legenden Aschewolken auf,
schwarz und versengt. Aber unverletzt. Er war jedem Strahl ausgewichen. Er hatte
sich zwischen ihnen hindurchgeschlängelt, wie ein Tänzer, der über funkelnde
Schwertspitzen aus rosa Feuer springt. Er hatte überlebt. - Philip K. Dick, Der
goldene Mann,
in: Das Vater-Ding. Zürich 2000 (zuerst 1954)
- Michael Wolgemut,
Schedels
Weltchronik
. Nürnberg 1493
Picrrard schaute mißtrauisch auf, ob der andere sich über ihn lustig mache. Aber Patschuli sah ganz ernst drein. Er stützte das Kinn auf den Handrücken, spreizte geziert den kleinen Finger ab und zog die Lippen zu einem kleinen dunklen Kreis zusammen.
«Ja, ich hab wohl einen Vetter, der solch unnatürlichen Neigungen frönt», sagte Pierrard und sein Gesicht verzog sich, der Oberkörper straffte sich. Hochmütige Verachtung strahlte von ihm aus. «Ich weiß, es ist in der Legion eine alltägliche Sache, niemand regt sich mehr darüber auf. Aber mir ist sie widerlich.»
Patschuli ließ seine Blicke erst über die Gesichter der Anwesenden streifen, wohl um der Stellungnahme der anderen sicher zu sein. Die Gleichgültigkeit, die er fand, gab ihm Mut, und er ließ ein helles Lachen los, das fast natürlich klang: wohl die Frucht langer Übung. So ansteckend war dies Lachen, daß auch die Münder der übrigen sich strafften und sie ihre Lustigkeit durch lautes Schnaufen kundgaben.
«Ha, du findest wohl, ein Doppelmord sei anständiger? Wie? Oder hast du alles nur erfunden, um uns zu imponieren?» Patschuli ging zum Angriff über. Doch Peschke war wachsam. Er fühlte sich für die Aufführung seines Freundes verantwortlich.
«Kusch», sagte er trocken. Patschuli zog ein Mäulchen, rollte sich zusammen und schwieg einen Augenblick. Dann begann er wieder mit sanfter singender Stimme.
«Als ich beim Theater war, nannte man mich überhaupt immer ‹gnädige Frau›. Die feinsten Lebemänner waren meine Freunde. Orgien haben wir gefeiert. Ein großer englischer Dichter, Oskar Wilde hieß er» - Patschuli sprach den Namen deutsch aus -, «war mein Freund. Er brachte mir immer gelbe Orchideen mit.»
Lös lachte laut.
«Der ist doch schon lange tot, Patschuli.»
«Dann war es sein Sohn.» - (
gou
)
- Hugo
Ball, Die Flucht aus der Zeit. Zürich 1992 (zuerst 1927)
Tänzer (6)
Mir der Entwicklung reinen körperlichen Könnens haben sich Verletzungen eingestellt,
die so seltsam und chronisch sind wie ihre Ursachen. Jeder Tänzer kann jederzeit
wie jeder Sportler jede Anzahl von Schmerzen und Beschwerden auflisten, die
sowohl ernsthaft als auch vorübergehend sind: Verstauchungen, Sehnenscheidenentzündungen,
eingewachsene Zehennägel, Blasen, gezerrtc Muskeln, Muskelkrämpfe und Belastungsfrakturen.
Moderne Tänzer können, weil sie barfuß tanzen, Haut-Verbrennungen, verletzte
Mittelfußknochen, rissige Haut von extremer Trockenheit und gebrochene Zehen
haben, was allerdings bei Spitzentänzern weniger häufig vorkommt, da ihre Füße
eng in Satinschuhe eingeschnürt sind. - Toni Bentley, nach David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996
Tänzer (7)
Tänzer (8)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |