rgie  Der in der ***straße Nr.*** befindliche Tempel des Salamanderkultes birgt in seinem Zentrum ein mit dunkelrotem Marmor ausgelegtes Bassin, dessen Wasser mit duftenden Essenzen parfümiert, erwärmt und von unten her in ständig wechselnden Farben durchleuchtet ist. Ansonsten ist es im Tempel finster. Unter Absingen von Molchlitaneien steigen mit nichts bekleidete Salamander und Salamandrinen über die Marmorstufen hinab in die Regenbogenfarben des Bassins, von der einen Seite die Männer, von der andern die Frauen, durchwegs Angehörige der besten Gesellschaft. Wir fuhren insbesondere die Baronin M., den Filmschauspieler S., den Gesandten D. und viele andere hervorragende Persönlichkeiten an. Plötzlich bestrahlt ein blauer Scheinwerfer einen hoch aus dem Wasser ragenden Marmorblock, auf dem schwer atmend ein großer, alter, schwarzer Molch ruht, von den Anhängern der Lehre »Meister Salamander« genannt. Nach kurzem Schweigen beginnt der Meister zu sprechen. Er fordert die Gläubigen auf, sich voll und mit ganzer Seele den bevorstehenden Zeremonien des Molchtanzes hinzugeben und den Großen Salamander anzubeten. Sodann erhebt er sich und beginnt sich zu wiegen und mit dem Oberkörper zu kreisen. Da wiegen und winden sich auch die männlichen, bis zum Hals im Wasser steckenden Gläubigen wie rasend, immer schneller und schneller; angeblich wird dadurch das Sexualmilieu geschaffen. Die Salamandrinen geben inzwischen ein scharfes »ts, ts, ts« und quäkendes Kreischen von sich. Dann erlischt unter dem Wasser ein Licht nach dem andern, und eine allgemeine Orgie entfesselt sich. - (mol)

Orgie (2) Die »Neununddreißig Gimpelstifte«, fast alle im Herbst und Winter 1989/90 geschrieben, setzen die gebündelte Bemühung des Palindromprojektes (»Kopfnuß Januskopf«) in einem Punkt fort: diesmal ohne strenge Spielregel »dem Wort vor dem Ding vor dem Wort usw.« auf die Spur zu kommen — bloß mit dem Vorsatz im Ranzen, dem »Präkognitionsvokabelstrang«, der sie schiebt - und legt -, quasi transitiv/intransitiv nachzugehen.

Entstanden sind dabei kleine »Orgien«, nicht nur des Wohlklangs, eher der Polysemie und syntaktischen Polyvalenz. Gleichwohl Gimpelhaftes (Brentanos Starensprache!) und eben »Stifte« - Skizzen, festgehaltene Spur. Der alte Kistennagler, diesmal mit Nut und Feder (am Hut). - (vok)

Orgie (3) Eine glühende Leiche fiel schmachtend vor mir auf die Kniee, und brachte ihr qualmendes Ständchen; ein Arm flackerte noch und schmorte keck : mitten aus der Luft war sie gekommen, »Vom Himmel hoch«, die Marienerscheinung. (Die Welt war überhaupt voll davon : wenn wieder ein Dach hochklappte, schössen sie von den Simsen wie Taucher, gehelmt oder mit nacktem Haar, flogen ein bißchen, und platzten unten wie Tüten. In Gottes Bubenhand !).

Aus Rubinglas pulste eine Feueraktinie in döblinener Waldung, schwankte huldvoll mit hundert Armtrossen (an deren jeder ein nesselnder Fussel wallte), dann tauchte sie zögernd tiefer ins Nachtmeer, und plänkelte nur noch verstohlen. Ein dreistöckiger Bunker begann sich zu regen : er brummte verschlafen und bewegte Schulterblättriges; dann warf er gurgelnd Dach und Wände ab und die senkrechte Morgenröte machte uns gleich Kleider aus feuerfarbenem Taft und viele hitzige Rosengesichter (bis der schwarze Schlag die Erde unter uns wegzog wie ein Sprungtuch : Ein Auto mit Löschpersonal stürzte wirbelnd vom Himmel, krümmte sich ein paarmal und verreckte nickend im Kies; die Leichen lehnten animiert umeinander).

(Eine Zeit lang fielen breite stille Feuerflocken um uns, come di neve in Alpe senza vento : ich schlug sie mit Hand und Mütze von Käthes Göttin fort, und bat um sie herum : sie strich mir eine vom grauen glimmenden Haar, und sah weiter, wie sich die Schatten zischend kielholten).

Ein steifer Mann erschien am Himmel, in jeder Hand einen Hochofen : er prophezeite so Tod und Tod, daß ich an meiner Hand schob, und die Knochen dunkel durchs feurige Fleisch sah. Zwei lange Lichtschenkel steppten jene Mauern nieder; die Straße erbleichte davor und schmolz zum Teil. Auf Bahren trug man viel schwarze schmierige Koffer vorbei: die Arbeiter der dritten Schicht, erklärte der oberste Kondukteur, und setzte sich wieder mit wehender Zunge an die stumme Spitze. Meteore zogen hupend durch die obere Luft; Bauernhäuser schüttelten sich vor Lachen, daß die Schindeln heruntersprangen; Feuerkünste spielten überall gottvergessen und Funkenfontänen geyserten.

In der weinenden Schnattergruppe am Straßenrand wurde eine Frau verrückt: sie krampfte die Röcke in dicken Fäusten hoch bis zum Bauch, aufklemmte den Mund, Sperrhölzern, und stürzte vor ihrem groben Geelhaar in die jazzenden Trümmer; auf einmal wurde der Boden vor uns glühend : eine dicke Ader schwoll auf, verzweigte sich heller, pulste und blubbte suppen, und zerriß seufzend (daß die weiße Luft uns fast erwürgte, und wir kotzend ins Rückendämmrige tasteten. Eine Tanne fing schreiend zu brennen an, Rock und Haare, Alles; aber das war nichts gegen die röhrigen Bässe, die aus den Lichtfudern befahlen und zaunhohe Flammenzähne knirschten).

Eben : ritt das dicke Weib von vorhin auf einem Roßbrocken dicht über uns durch die Luft, glomm und zunderte verzweifelt nach der Mamma ! Von hinten hetzte uns immer Wind zwischen die Beine, schleppte Keucher und kondolierenden Staub dazu, und machte, wenn es ihm einfiel, schwankende Funkenzelte. Ein Lichtpenis, schornsteinlang, stieß zuckend der Nacht ins Zottige (knickte dann aber zu früh ab; und rechts schuhplattelte dafür schon jauchzend eine rotbärtige Flammensäule, daß der Grus unter uns murrte und aufschluckte).

Eine pfeifende Stimme lief vor einem Menschen her, der sich eins brannte; er wurde mit der Stirn an einen Stumpf geklebt und zappelte da noch lange. Die zackigen Schalle schlugen uns wie mit Morgensternen; das beizende Licht fraß die Haut um die Augen; neben uns brachen Schatten in die Kniee. Bunker B 1107 brüllte wie ein Stier, ehe er den verfilzten Betonschädel hochschüttelte : dann riß ihm der Wanst auf und Rotglut hieb uns den Atem ein. (Ich klebte Käthe mehr nasse Taschentücher vor den sperrenden Mund und die große bebende Nase).

Die schwarzgelben Fetzen der Nacht flogen ! (Einmal trug die Harlekine lauter rote Schlipse!): vier Männer rannten hinter einer Riesenschlange her, die über den Bahndamm sprang und vorne zischte und geiferte; sie stemmten die Hacken ein und brüllten scheinbar (aber nur die Gesichter gafften auf; und die lächerlichen Helme der tapferen Idioten). Lichtplakate erschienen so schnell ringsum, daß man die Dröhnenden gar nicht alle lesen konnte (bloß die Augen wurden von den giftigen Farben verklebt, und schlitzten sich nur mühsam und automaten wieder : »Komm doch ! Käthe !«. Schnalzende Flammenhuren, ganz in rot, mit spitzen schräggeschminkten Gesichtern, machten einen scharfen Ausflug bis vor uns, blähten die glatten Bäuche vor, Lachen knisterte, und kamen noch näher ins bordellene Luderlicht: »Komm doch, Käthe !«).

Die Nacht schmatzte wieder mit vielen blanken Lippen und Zungen, und zeigte ein paar reizvolle Entkleidungen, daß die bunten Klunkern umherrieselten : dann setzte schon endlos knatternder Beifall ein (und Trampeln, daß uns der Kopf klirrte). LKWs mit fuchtelnder SA fuhren etwas zu weit hinein : die Burschen sprangen ab, zischten wie Streichhölzer und verschwanden (während auch ihre Fuhrwerke hopsend zerliefen). Ein greinender Junge trug seine queren Arme zu uns her : das Fell zottelte ihm wie ein Handtuch von den Wagerechten; er zeigte kupferne Zähne, und wimmerte im Takt der Detonationen, wenn der Gorilla wieder seine Brust rumpelte. - Arno Schmidt, Aus dem Leben eines Fauns. Zürich 1987, zuerst 1953

Orgie (4) Das Volk jenseits der Barrikade gab sich  immer schamloser dem unheimlichen Gefühlsrausch hin, den Grenouilles Erscheinen ausgelöst hatte. Wer zu Beginn bei seinem Anblick nur Mitgefühl und Rührung verspürt hatte, der war nun von nackter Begehrlichkeit erfüllt, wer zunächst bewundert und begehrt hatte, den trieb es zur Ekstase. Alle hielten den Mann im blauen Rock für das schönste, attraktivste und vollkommenste Wesen, das sie sich denken konnten: Den Nonnen erschien er als der Heiland in Person, den Satansgläubigen als strahlender Herr der Finsternis, den Aufgeklärten als das Höchste Wesen, den jungen Mädchen als ein Märchenprinz, den Männern als ein ideales Abbild ihrer selbst. Und alle fühlten sie sich von ihm an ihrer empfindlichsten Stelle erkannt und gepackt, er hatte sie im erotischen Zentrum getroffen. Es war, als besitze der Mann zehntausend unsichtbare Hände und als habe er jedem der zehntausend Menschen, die ihn umgaben, die Hand aufs Geschlecht gelegt und liebkose es auf just jene Weise, die jeder einzelne, ob Mann oder Frau, in seinen geheimsten Phantasien am stärksten begehrte.

Die Folge war, daß die geplante Hinrichtung eines der verabscheuungswürdigsten Verbrechers seiner Zeit zum größten Bacchanal ausartete, das die Welt seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert gesehen hatte: Sittsame Frauen rissen sich die Blusen auf, entblößten unter hysterischen Schreien ihre Brüste, warfen sich mit hochgezogenen Röcken auf die Erde. Männer stolperten mit irren Blicken durch das Feld von geilem aufgespreiztem Fleisch, zerrten mit zitternden Fingern ihre wie von unsichtbaren Frösten steifgefrorenen Glieder aus der Hose, fielen ächzend irgendwohin, kopulierten in unmöglichster Stellung und Paarung, Greis mit Jungfrau, Taglöhner mit Advokatengattin, Lehrbub mit Nonne, Jesuit mit Freimaurerin, alles durcheinander, wie's gerade kam. Die Luft war schwer vom süßen Schweißgeruch der Lust und laut vom Geschrei, Gegrunze und Gestöhn der zehntausend Menschentiere. Es war infernalisch. - Patrick Süskind, Das Parfüm. Die Geschichte eines Mörders. Zürich 1985

Orgie (4) »Was hat sich an Bord der Jacht abgespielt?«

»Nichts besonders Schönes«, erwiderte Lucas mit schiefem Lächeln. »Der Engländer hat anscheinend bloß Weiber und Whisky im Kopf. Madame Negretti ist seine Geliebte.«

»Wußte das seine Frau?«

»Natürlich. Sie war wiederum die Geliebte von Willy. Das hat die Kerle aber nicht gehindert, Suzy und Lia mitzunehmen. Kapieren Sie? Und Wladimir hat auch noch an der Tanzerei teilgenommen. Früh am Morgen hat es einen Wortwechsel gegeben, weil Lia Lauwenstein erklärte, daß die fünfhundert Francs eine zu schäbige Bezahlung seien. Der Colonel ist auf gar nichts eingegangen und hat es Willy überlassen, sich mit den Mädchen rumzuärgern.. Alle waren besoffen. Die Negretti war auf dem Dach der Kajüte eingeschlafen, und Wladimir mußte sie in ihre Koje tragen.«  - Georges Simenon, Maigret tappt im Dunkeln. München 1973 (Heyne Simenon-Kriminalromane 93, zuerst 1931)

Orgie (5) »Haben Sie sich von Ihrer Frau scheiden lassen, Joe?«

»Nein, sie sich von mir.«

»Und woran lag es?«

»Sex-Orgien.«

»Sex-Orgien?«

»Wissen Sie, es gibt nichts auf der Welt, wo man sich einsamer fühlt als auf einer Sex-Orgie. Diese Orgien - ich spürte da immer so eine Verzweiflung dahinter - diese Schwänze, die da rein und raus rutschen - oh, ich bitte um Entschuldigung...«

»Schon gut. Lassen Sie nur.«

»Diese Schwänze, die rein und raus rutschen, die verknoteten Beine, die Finger, die sich abmühen, die Münder ... alles grabscht und schwitzt und ist entschlossen, es zu machen — irgendwie.«

»Ich weiß nicht viel von diesen Dingen, Joe«, sagte Edna. »Ich glaube, Sex ohne Liebe, das ist nichts. Einen Sinn kann es nur haben, wenn zwischen den Partnern eine gefühlsmäßige Bindung existiert.«

»Sie meinen, die Leute müssen einander mögen?«

»Es hilft.« - Charles Bukowski, Die Stripperinnen vom Burbank & 16 andere Stories. Frankfurt am Main 1980 (zuerst 1975)

Orgie (6)

geschlechterdings
eine orgie

der anzug scheuert die schürze
der apfel beisst in die birne
der applaus klatscht in die pause
der ärmel durchwühlt die decke
der ast betastet die luft
der auspuff keucht in die lampe
der balken stösst in die bar
der ball bespringt die treppe
der baum greift in die erde
der berg stemmt die burg
der besen fegt die stube
der blitz schlägt in die suppe
der bogen streicht die fiedel
der bohrer durchlöchert die wand
der brief rutscht in die spalte
der brunnen überschwemmt die vase
der deckel klappt auf die kiste
der degen fährt in die scheide
der docht kitzelt die flamme
der dorn ritzt die tasche
der donner rollt in die lade
der dschungel wuchert in die kirche
der dünger quillt in die tüte
der faden flitzt in die nadel
der fetzen reibt die uhr
der fluss spült die tasse
der frost benagt die brille
der funke entfacht die kerze
der furz kracht in die pfanne
der fuss steigt auf die hand
der galgen schwenkt die fahne
der garten zwingt die wiese
der gipfel ragt in die röhre
der gletscher schmilzt in die haube
der gong schwingt in die urne
der groschen fällt in die büchse
der hagel peitscht die matratze
der haken schnappt in die öse
der hammer haut in die bahre
der hobel schleift in die falle
der himmel beschnüffelt die wäsche
der honig tropft in die perücke
der huf tritt in die droschke
der käfig bedrängt die larve
der kamm striegelt die bürste
der knebel stopft die glocke
der koffer wirft sich in die bahn
der kran krallt sich in die torte
der kot plumpst in die jauche
der krug rempelt die kanne
der löffel spreizt die gabel
der mond rast in die sonne
der müll drückt auf die tube
der nagel sticht in die knospe
der ofen heizt die hütte
der pfeil durchbohrt die wurst
der pflug spaltet die wolke
der pfosten rammt die tür
der pinsel schmiert die maschine
der prügel drischt die trommel
der pudding schwappt in die wanne
der rahmen umarmt die fälschung
der raum ergiesst sich in die zeit
der regen benässt die ruine
der revolver schiesst in die gitarre
der riemen wetzt die taste
der rost zerfrisst die hose
der saft tränkt die gardine
der sand treibt in die furche
der sattel reitet die milch
der schatten kriecht auf die waage
der schaum tritt vor die rampe
der schirm spannt sich in die fäulnis
der schlaf sinkt in die asche
der schlauch spritzt in die wiege
der schlips schlüpft in die schlinge
der schlüssel öffnet die schere
der schnee flockt in die börse
der schnuller flutscht in die brezel
der schrank beklettert die leiter
der spaten sticht in die seife
der sporn zerreißt die narbe
der stachel starrt durch die lupe
der staub dringt in die ritze
der stecker tappt in die dose
der stein wälzt sich auf die blume
der stempel trifft die frucht
der stiefel marschiert in die attrappe
der stift bekritzelt die seite
der stöpsel zwängt sich in die flasche
der stuhl rückt in die tapete
der tag rinnt in die nacht
der tau benetzt die grotte
der tisch hüpft auf die bank
der tropfen reizt die wüste
der turm wichst die klingel
der wecker zündet die bombe
der weizen mischt sich in die spreu
der wind überblättert die bibel
der würfel rollt in die welt
und alles in DAS 

 - Gerhard Rühm, nach (abc)

Orgie (7)

Orgie auf dem Sofa

 - Tomi Ungerer, Rigor Mortis. Ein neuer Totentanz. Nach: Das Tintenfaß 7, Zürich 1983

Orgie (8)  Ich war bemüht, auf der Mitte der Gasse zu bleiben und niemanden zu berühren; doch sah ich mich auf einer Art Wegkreuzung ganz umringt von Aussätzigen: Männer und Frauen saßen auf ihren Türschwellen in ihren zerlumpten und verblichenen Kitteln, aus denen Beulen und Schamteile hervorschauten, während Anemonen und Weißdorn ihr Haar schmückten. Die Aussätzigen veranstalteten ein kleines Konzert: zu meinen Ehren, wie mir schien. Manche neigten mir ihre Geigen entgegen, wobei sie in übertriebener Weise den Bogenstrich verzögerten, andere begannen wie Frösche zu quaken, sobald ich sie ansah, und wieder andere zeigten mir seltsame Marionetten, die sie an einem Faden hochzogen und niederließen. Eben aus all diesen so zusammenhanglosen Gebärden und Tönen setzte sich das Konzert zusammen, aber von Zeit zu Zeit wiederholten sie eine Art Kehrreim: »Ohne Makel war das Küchlein, das durch Beeren sich befleckte.«

»Ich suche meine Amme«, sagte ich laut, »die alte Sebastiana: wißt ihr, wo sie steckt?«

Sie brachen in Lachen aus, mit ihrer wissenden und boshaften Miene.

»Sebastiana!« rief ich, »Sebastiana, wo bist du?«

»Hier, Kindchen«, sagte ein Aussätziger, »braves Kindchen«, und deutete auf eine Tür.

Die Tür öffnete sich, und heraus trat eine olivengrüne Frau, vielleicht eine Sarazenin, die halbnackt und tätowiert war, Papierschlangen auf dem Leibe trug und auf schamlose Weise zu tanzen begann. Ich verstand nicht recht, was sodann geschah: Männer und Frauen stürzten sich aufeinander und begannen etwas, was offenbar eine Orgie war, wie ich später erfuhr.  - (vis)

Orgie (9)  

Orgie (10)  Das Fest wurde heiliger. - Wilhelm Heinse, Ardinghello und die glückseeligen Inseln. 1787

Orgie (11)

- George Grosz

Orgie (12) 


Orgie (13) 

Wir tappen tief durch Raps und Röhricht
und Sumpf und Säume von wilden Wiesen
und fallen nach Faltern und tuscheln töricht
und narrn uns mit Mohnsam und müssen niesen.

Und wühlen uns wütend in Haufen Heues
und juchzen und johlen wie fröhliche Fohlen
und streifen ab unser Schwaches und Scheues
und kreisen kreischend wie wehende Dohlen.

Spinnen kriechen uns über den Mund.
Ähren kitzeln keck unsre Nasen.
Mücken zerstechen uns Hals und Nacken.

Närrisch umbellt uns der kleine Hund.
Trunken wälzen wir uns auf dem Rasen,
prustend wie Pane mit blühenden Backen.



- Max Herrmann-Neiße


Geschlechtsleben Hemmungslosigkeit Fest Genuß

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