Die Tataren reiten auf Stuten, die ein Fohlen haben. An der Landesgrenze werden die Fohlen festgehalten. Die Muttertiere wollen nämlich stets wieder zu ihren Jungen zurück; sie finden daher den Weg besser als die Menschen.
Die Tataren reiten ins finstere Gebiet hinein und stehlen,
was ihnen unter die Finger gerät. Nach beendigtem Raubzug geben
sie den Pferden freie Zügel, und diese
verfehlen nie den Weg zu ihren Füllen. - (
polo
)
»Rückwege – und das gebe ich trotz aller Vorbehalte zu«, fuhr er fort,
»Rückwege haben dennoch ihre Vorteile. Sie verleiten auch mich immer
wieder zu ihrer Benützung. Aber ich gebe der Versuchung nur dann nach,
wenn ich mich in Gesellschaft befinde. – Da kann man sich gegenseitig
helfen, indem man Geschichten erzählt. Freilich strengt das doppelt an,
und man kommt deswegen auf ihnen – im Gegensatz zu den Hinwegen, auf
denen man scharf und flink wie in einem Bach dahineilt – nur stolpernd
und schwerfällig voran. Dafür verbraucht man auf ihnen praktisch keine
Zeit«, rief er. »Man geht sie gleichsam quer zum Zeitstrom, nicht mit dem
Zeitstrom wie einen Hinweg. - Klaus Hoffer, Bei den Bieresch. Frankfurt
am Main 1986 (Fischer Taschenbücher, zuerst 1979)
- Klaus Hoffer, Bei den Bieresch. Frankfurt
am Main 1986 (Fischer Taschenbücher, zuerst 1979)
Rückweg (4) Butch Cassidy hatte
nie jemanden getötet. Seine Freunde dagegen waren kampferprobte Mörder, deren
Verbrechen gelegentlich Gewissensbisse in ihm aufkommen ließen. Er haßte es,
auf den tödlichen Schuß von Harry Longabaugh angewiesen zu sein (Harry war ein
Deutscher aus Pennsylvania, der einen bösen Blick und einen schlechten Charakter
hatte). Er versuchte auf den geraden Weg zurückzukommen, aber auf seiner Karteikarte
in der Pinkerton-Agentur stand bereits zuviel Text, und seine Anträge auf Amnestie
blieben unbeantwortet. Jeder neue Raubüberfall vergrößerte seine zu erwartende
Strafe um ein paar Jahre. - (
pat
)
Rückweg (5)
Rückweg (6) Ich sehe die ewig gleichen
Bäume und Vögel und Blumen, sehe den durch hydraulische Pumpen in die verästelten
Zweige getriebenen Saft, Knospen, Blätter, Blüten, Früchte, zuerst nichts, dann
etwas, dann wieder nichts und von neuem, aus nichts Eier, Vögelchen, Vögel,
Eier, alles, was ich sehe, ist zuerst im Samen, im Ei und davor in nichts, ewig
dieser Kreislauf, ewig diese rotierende melodische Kreislinie, die eine Kugelfläche
formt, es braucht nicht viel Phantasie, um im eigenen Leben bis zur Wiege zurückzulaufen
und aus der Wiege an der Nabelschnur in den mütterlichen Schoß und im mütterlichen
Schoß zu dem von einem wirksamen Tropfen, einem Samenerguß bespritzten Ei, es
braucht auch nicht viel Phantasie, um nach vorn zur schmelzenden Eistorte zu
laufen, selbst anzufangen, das eigene Fleisch bis aufs Skelett abzunagen, in
den Flüssigkeiten durch das Grundwasser fortgeschwemmt zu werden und in die
Erde zu sickern, in der Erde und durch die Erde zurück zu den Elementen, aus
denen ich langsam gewoben wurde, wann immer ich mein Gartchen umgrabe, grabe
ich in mir selbst, ich spüre auf der Brust, wie der Spaten sich dann krachend
verhakt. - (
hra2
)
|
||
|
||
|
|