Sandkorn  Ohne Vorläufer, ohne Nachkommenschaft. Der Briefkasten am äußersten Ende des Gartens ist leer, oder vielmehr nein: er füllt sich mit Sand, er ist großartig. Jedes Sandkorn ist eine Zusammenballung von Teilchen, die der Abnutzung dessen ihren Ursprung verdanken, was nur abgenutzt wurde, um weiter benutzt zu werden. Der Punkt, den ich nicht erreiche, ist so fern wie der Punkt, den ich erreicht habe. Bin ich von hier aus aufgebrochen, von diesem Sandkorn, das kleiner ist als ein Fingerhut, oder von jenem Küstenwürfel, der wackelig auf der Tafel der Wiederholungen liegt?   - André Breton / Paul Éluard, Die unbefleckte Empfängnis. Frankfurt am Main 1988 (zuerst 1930)

Sandkorn (2)  Eines Tages oder während einer Nacht - was für ein Unterschied besteht denn zwischen meinen Tagen und meinen Nächten? - träumte ich, auf dem Boden meines Kerkers läge ein Sandkorn. Ich schlief aufs neue ein, teilnahmslos, da träumte ich, daß ich aufwachte und nun waren es zwei Sandkörner. Wieder schlief ich ein und träumte, die Sandkörner seien drei an der Zahl. So vermehrten sie sich fort und fort, bis sie den Kerker anfüllten und ich unter dieser Halbkugel von Sand erstickte. Ich begriff, daß ich träumte; mit gewaltiger Anstrengung wachte ich auf; ich erwachte umsonst; der unzählbare Sand erstickte mich. Jemand sagte zu mir: Nicht zum Wachen bist du da erwacht, sondern zu einem früheren Traum. Dieser Traum ist in einem anderen Traum, und so bis ins Unendliche, welches die Zahl der Sandkörner ist. Der Weg, den du zurückgehen mußt, ist ohne Ende, und du wirst sterben, ehe du wirklich aufgewacht bist.  - Jorge Luis Borges, Die Inschrift des Gottes. Nach (bo3)
 
 

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