aminfeuer
Aauf jeden Fall hatte Carlos Fuentes ihn ohne jede Berechtigung so
respektlos behandelt, und sein Roman würde nun als Grundlage für das Kaminfeuer
dienen, das ihm Haus und Seele etwas anwärmen sollte. Er schlachtete das Buch,
riß die Seiten heraus und errichtete darüber den Holzstoß. Das brennende Streichholz
wurde zum Epizentrum einer Flamme, die literarisch begann und sich in eine gespenstische
Spitze aus Rauch und Verlangen ausbreitete. Während das Feuer größer wurde,
schätzte er aus dem Augenwinkel ab, wie viele Bücher ihm noch blieben. Es reichte,
um weiterhin Stück für Stück zu verbrennen - Bücher, die er einmal gebraucht,
sogar geliebt hatte in einer Zeit, als er noch der Meinung gewesen war, Wörter
hatten etwas mit der Wirklichkeit und dem Leben zu tun. Genügend Heizmaterial
für die Zeit, die er noch lebte und bei Kräften war, um seinen eigenen Kamin
anzuzünden. Eines Tages würde er auf der Straße stürzen, vielleicht auch genau
in diesem Zimmer hier, und dann würde man ihn zu einer Samrnelstelle für alte
Menschen bringen, zur Strafe dafür, daß er nichts gegen das Altwerden unternommen
hatte. Der Kampf der Leber mit dem Alkohol, den sie zu absorbieren hatte, setzte
in seinem Innern titanische Zellprozesse in Gang, die ihn dazu zwangen, sich
auf dem Sofa auszustrecken und nichts anderes mehr zu tun, als die Risse an
der Decke zu betrachten. In den nächsten Tagen würde das Haus zusammenbrechen.
- Manuel Vázquez Montalbán, Die Rose von Alexandria. Reinbek bei Hamburg
1995 (zuerst 1984)
Kaminfeuer (2)
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