roll
Oh, ja, sagte ich mir, bald wird alles zu Ende sein... uff! es reicht
einem... mit fünfundsechzig Jahren und etzlichem, was kann einen da schon die
schlimmste Erz-H-Bombe scheren? ... Z-Bombe? ... Y-Bombe?... ein Furz!...
Lappalien! schrecklich nur das Gefühl, so seine ganze Zeit verloren zu haben
und welche Unmasse von Anstrengung für diese gräßliche, verfluchte Horde von
alkoholischen, schwulen Knechten... was 'n Elend, Madame!... «verkaufen Sie
Ihren Groll, seien Sie still!» ... in Teufels Namen, einverstanden!... na schön,
aber wem?... die Käufer maulen über mich, scheint es ... sie lieben und kaufen
nur die Autoren, die fast wie sie selbst sind, dazu gerade noch eine kleine
farbige Borte... Chef-Bediener, Chef-Arschwisch, Dinglecker, Ausflüsse, Weihwasserbecken,
Richtpfähle, Bidets, Fallbeile... da will sich der Leser wiederfinden, sich
wie der Nächste, der Bruder fühlen, sehr verständnisvoll, zu allem bereit...
- Louis-Ferdinand Céline, Norden. Reinbek bei Hamburg 2007 (zuerst
1964)
Groll (2) Wie immer der Tote sich aufführt, was immer er verlangt, er ist doch gestorben und hat so zur Bitterkeit Grund genug. »Ich habe dir ein Dorf hinterlassen«, sagt er und fügt gleich hinzu: »Du hast ein großes Dorf.« Das Leben des anderen ist dieses Dorf, er hätte auch sagen können: »Ich bin tot, und du bist noch am Leben.«
Es ist dieser Vorwurf, den der Lebende fürchtet, und indem er ihn träumt, gibt er dem Toten recht: er hat ihn überlebt. Die Größe dieses Unrechts, neben dem jedes andere Unrecht verblaßt, gibt dem Toten die Macht, Vorwurf und Bitterkeit in eine schwere Krankheit zu verwandeln. »Er will mich töten«, sagt der jüngere Bruder - denn er ist doch gestorben, denkt er sich. Er weiß also sehr wohl, warum er sich vor ihm fürchtet, und um ihn zu versöhnen, willigt er schließlich in das Opfer ein.
Das Überleben der Toten ist, wie man sieht, für die Hinterbliebenen mit beträchtlichem
Unbehagen verbunden. Auch wo sich eine Form regulärer Verehrung eingebürgert
hat, kann man ihnen doch nie ganz trauen. Je mächtiger einer hier unter den
Menschen war, um so größer und gefährlicher ist sein Groll drüben.
- (
cane
)
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