ntdeckung
Die Entdeckung war einem Hunde vorbehalten. So
oft nämlich der Gerichtsdiener mit seinem Hunde an dem Bichel‘schen Hause vorüberging,
sprang dieser auf den Holzschoppen zu und blieb spürend stehen, so daß er mehrmals
abgerufen werden mußte. Dies machte aufmerksam; sein Herr schöpfte Muthmaßungen
und nahm einige Männer des Orts mit sich, um in und neben dem Schoppen nachgraben
zu lassen (22. Mai). Kaum war in der hintern Ecke, wo viele Streu dicht zusammengedrückt
in einem Haufen lag, die Erde aufgegraben, so fand man verschiedene Knochen
und hierauf anderthalb Schuh tief den Unterleib eines menschlichen Körpers mit
verfaulten Fetzen braunen Kattuns. Oberhalb des Schoppens neben einer Kalkgrube
lag ein großer Haufe Scheiter und als auch diese weggeräumt waren, wurde in
geringer Tiefe ein halbverfaulter Kopf mit dem obern Theile eines menschlichen
Körpers gefunden, wobei der Gerichtsdiener sogleich auf die Barbara Reisinger
vermuthete. — In einiger Entfernung von da fand sich bei weiterem Nachgraben
ein zweiter menschlicher Körper, dessen Unterleib von dem Oberleibe getrennt,
jener an den Füßen verstümmelt, dieser bei der Brust aufgeschnitten war. Der
Gerichtsdiener und die anwesenden Zeugen erkannten sogleich an den Gesichtszügen,
wie an den tombackenen Ohrringen die Katharina Seidel. Diese Überreste (mit
Ausnahme des obern Körpers der Reisinger, welchen Fäulniß und heftiger Übelgeruch
aus der Grube zu nehmen nicht gestattete) wurden von dem Gerichtsdiener sorgsam
in die Stube geschafft und hier von vier Personen bewacht.
- Anselm von
Feuerbach, Merkwürdige Verbrechen. Frankfurt am Main 1993 (Die Andere Bibliothek
98, zuerst 1828 f.)
Entdeckung (2) Um zu zeigen, warum „Ordnung contra Chaos" eine so subtile und wichtige Frage ist, und um sie mit Fragen über die Lokalisierung und Enthüllung von Bedeutung zu verknüpfen, möchte ich eine schöne und einprägsame Stelle aus Are Quanta Real? zitieren, einem galileischen Dialog von dem verstorbenen J. M. Jauch:
SALVIATI: Nehmen wir an, daß ich Ihnen zwei Zahlenfolgen vorlege, z. B.
7 8 5 3 9 8 1 6 3 3 9 7 4 4 8 3 0 9 6 1 5 6 6 0 8 4...
und
1, -1/3, +1/5, -1/7, +1/9, -1/11, +1/13, -1/15,...
Wenn ich Sie, Simplicio, fragte, was die nächste Zahl der ersten Folge sei, was würden Sie sagen?
SIMPLICIO: Ich wüßte es Ihnen nicht zu sagen. Das wird wohl eine Zufallsfolge ohne Gesetzmäßigkeit sein.
SALVIATI: Und die zweite Folge?
SIMPLICIO: Das ist leicht. Der nächste Term muß 1/17 lauten.
SALVIATI: Richtig. Was aber würden Sie sagen, wenn ich Ihnen sagte, daß die erste Folge ebenfalls nach einem Gesetz aufgebaut wurde und daß dieses Gesetz sogar mit dem identisch ist, das Sie soeben in der zweiten Folge entdeckt haben?
SIMPLICIO: Das kommt mir doch recht unwahrscheinlich vor.
SALVIATI: Es ist aber tatsächlich so, da die erste Folge einfach der Anfang
des Dezimalbruchs der Summe der zweiten ist. Sein Wert ist /4.
SIMPLICIO: Sie stecken voll von solchen mathematischen Tricks, aber ich sehe nicht ein, was das mit Abstraktion und Wirklichkeit zu tun hat.
SALVIATI: Die Beziehung zur Abstraktion ist leicht einzusehen. Die erste
Folge sieht aus, als sei sie zufallsbestimmt, wenn man nicht durch einen Abstraktionsprozeß
eine Art Filter entwickelt hat, der hinter der scheinbaren Zufälligkeit eine
einfache Struktur erkennen läßt.
Genau auf diese Weise werden die Naturgesetze
entdeckt. Die Natur beschert uns eine Unzahl von Erscheinungen, die uns aber
zufallsbestimmt und chaotisch vorkommen, bis wir einige bezeichnende Ereignisse
herausgreifen, von ihren besonderen irrelevanten Umständen absehen und sie so
idealisieren. Erst dann können wir die wahre Struktur in ihrem vollen Glanz
darstellen.
SAGREDO: Das ist eine wunderbare Idee. Sie legt die Überlegung nahe, daß
wir beim Versuch, die Natur zu verstehen, die Phänomene
betrachten sollen, als seien sie Botschaften, die es zu entziffern
gilt.
- (
hof
)
Entdeckung (3) Was man da betrieb,
dieses Aufeinander-Losschießen, ohne weiteres, ohne daß man sich überhaupt sah,
das war nicht verboten! Das gehörte zu den Dingen, die man machen durfte, ohne
einen Krach zu riskieren? Es wurde von gesetzten Leuten anerkannt, zweifellos
sogar gefördert, wie eine Lotterieziehung, eine Verlobung, eine Schnitzeljagd!...
Nichts zu wollen. Ich hatte soeben mit einemmal den ganzen Krieg
entdeckt. Ich war meine Unschuld losgeworden. Um es gut zu sehen, das Luder,
von vorn und von der Seite, muß man so davor stehen wie ich in diesem Augenblick,
so ziemlich allein. Man hatte den Krieg zwischen uns und denen da drüben angezündet,
und jetzt brannte es!
- (
reise
)
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