Büchse der Pandora (2) Zeus befahl Hephaistos, eine Frau aus Ton zu formen; die vier Winde
wies er an, Leben in diese Form zu blasen. Alle Göttinnen des Olymps
mußten sie schmücken. Diese Frau, Pandora, war die schönste, die je
geschaffen wurde. Zeus schickte sie in Begleitung des Hermes als
Geschenk zu Epimetheus. Aber Epimetheus war von seinem Bruder davor
gewarnt worden, Geschenke von Zeus anzunehmen. Er entschuldigte sich
voller Ehrfurcht und lehnte die Gabe ab. Wütender denn je, kettete Zeus Prometheus
nackt an eine Säule in den kaukasischen Bergen. Jeden Tag, jahrein,
jahraus, fraß ein gieriger Geier von seiner Leber. Der Schmerz war
grenzenlos, denn jede Nacht, wenn Prometheus grausamer Kälte ausgesetzt
war, wuchs seine Leber und wurde wieder ganz.
Zeus wollte nicht zugeben, daß er rachsüchtig sei. Er
entschuldigte seine Grausamkeit mit einem lügenhaften Gerücht: Er sagte,
Athene habe Prometheus zu einem geheimen Liebesabenteuer auf den Olymp
eingeladen.
Epimetheus war über das Geschick seines Bruders bestürzt. Er zögerte nicht lange, Pandora zu heiraten. Zeus hatte sie so dumm, böswillig und faul
gemacht, wie sie schön war — die erste einer langen Reihe solcher
Frauen! Ein Kästchen, das Epimetheus von Prometheus mit der Warnung
erhalten hatte, es geschlossen zu halten, öffnete sie. Alle Übel,
von denen die Menschheit geplagt wird, hatte der Weise darin
eingesperrt: Alter, Wehen, Krankheiten, Irrsinn, Laster und
Leidenschaften. Sie entflohen augenblicklich in einer Wolke, stachen
Epimetheus und Pandora in alle Körperteile und fielen über sämtliche
anderen Sterblichen her. Die trügerische Hoffnung jedoch, die Prometheus
auch in das Kästchen gesperrt hatte, hielt die geplagten Menschen davon
ab, all ihrem Leid durch freiwilligen Tod ein Ende zu setzen - (myth).
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