iedertäufer
Die Segel waren zerfetzt, die Masten geknickt, das Schiff geborsten.
Wer nur konnte, legte mit Hand an. Keiner verstand den andern, keiner übernahm
den Befehl. Der Jakob, der Wiedertäufer, stand auf dem Verdeck und half ab und
zu beim Steuern. Da versetzte ihm ein wütender Matrose einen heftigen Schlag
und streckte ihn auf die Planken nieder; aber von dem wuchtigen Stoß, den er
ihm versetzte, erhielt der Matrose einen so starken Rückschlag, daß er kopfvoran
über Bord stürzte. Er blieb an einem Sparren des geborstenen Mastbaums hängen.
Der gutherzige Jakob eilte ihm zu Hilfe und hievte ihn wieder an Deck, aber
in seiner Hilfsbereitschaft bekam er das Übergewicht und stürzte vor den Augen
des Matrosen ins Meer. Der Matrose ließ ihn ruhig ersaufen
und gönnte ihm nicht einmal einen Blick. Candide kam dazu, er sah seinen
Wohltäter noch ein letztesmal auftauchen und dann
auf Nimmerwiedersehen in den Wellen verschwinden.
Er wollte ihm ins Wasser nachspringen, doch der Philosoph
Pangloß hielt ihn zurück und bewies ihm klipp und klar,
die Reede von Lissabon sei eigens dazu erschaffen worden, daß dieser Wiedertäufer
hier ertrinke. Während er dies a priori bewies, brach das Schiff vollends auseinander,
und alles kam in den Wogen um, mit Ausnahme von Pangloß, Candide und dem Rohling,
dem Matrosen, der den tugendlichen Wiedertäufer ertränkt hatte. Der Lump schwamm
glücklich und heil ans Ufer. - Voltaire,
Candide oder Der Glaube an die beste der Welten, nach (
vol2
)
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