ump    Ein anständiger Mann, der auf die schiefe Bahn gekommen ist oder, wenn du das vorziehst, ein Lump, der nach seiner Herkunft ein anständiger Mann hätte werden müssen. Es gibt nichts Komplizierteres. Stundenlang grübelt so einer nach, wie er sich aus der Affäre ziehen kann. Spielt seine Rolle vollkommen. Freilich muß man noch herausbekommen, was ihn in einem bestimmten Augenblick seines Lebens dazu gebracht hat, ein Lump zu werden.   - Georges Simenon, Maigret und der Mann von Welt. München 1977 (Heyne, Simenon-Kriminalromane 89, zuerst 1931)

Lump (2)  Maigret ging, die Hände auf dem Rücken, wieder hin und her und glich mehr denn je einem Lehrer.

»In der Schule hatte ich einen Mitschüler, der Ihnen ähnelte. Wie Sie war er ein scheinheiliger Wicht. Hin und wieder brauchte er eine Abreibung, und wenn wir sie ihm verabfolgten, drehte unser Lehrer uns absichtlich den Rücken zu oder verließ den Hof. Sie haben gestern abend Prügel bekommen und sie stillschweigend eingesteckt. Blaß und zitternd sind Sie an Ihrem Platz sitzen geblieben, neben der alten Frau, die Sie ernährt. Damit Sie's wissen, ich habe Polyte gebeten, Sie in die Visage zu hauen, weil ich sehen wollte, wie Sie darauf reagierten. Ich war mir darüber nämlich noch nicht klar.«

»Wollen Sie mich von neuem schlagen?«

Er versuchte den Tapferen zu markieren, aber man spürte, wie er vor Angst fast verging.

»Es gibt verschiedene Arten von Lumpen, Moricourt, und leider gelingt es einem nicht, sie alle ins Bagno zu schicken. Ich will Ihnen aber gleich sagen, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit Sie dorthin kommen.«

Immer wieder blieb er vor dem jungen Mann stehen, und jedesmal bedeckte dieser dann rasch sein Gesicht mit den Händen.

»Gestehe, daß die Idee mit den Bildern von dir ist.«

»Sind Sie berechtigt, mich zu duzen

»Du wirst schließlich schon gestehen, und wenn ich dich drei Tage und drei Nächte lang verhören muß. Ich habe es mal mit einem zu tun gehabt, der stärker war als du. Er wollte auch den großen Mann spielen, als man ihn zum Quai des Orfèvres brachte, und er war auch so gut angezogen wie du. Es war eine lange Prozedur. Wir waren fünf oder sechs, die einander dabei ablösten. Und weißt du, was ihm .nach sechsunddreißig Stunden passiert ist? Weißt du, woran wir gemerkt jiaben, daß er schließlich weich wurde? Am Geruch! Ein geradezu pestilenzartiger Gestank. Er hatte sich nämlich in die Hose gemacht.« Er blickte auf Moricourts schöne weiße Hose. - Georges Simenon, Mein Freund Maigret. München 1975 (Heyne Simenon-Kriminalromane 10, zuerst 1949)

Lump (3)  

Lump (4)  

Es ist das Bild der Verkommenheit, eines Vagabunden und Lumpen. Alles, was den Menschen adelt, ist aus Physiognomie und Gestalt gewichen. Feigheit, Mißtrauen und Tücke sprechen aus der geduckten Haltung, dem aus den Ecken schielenden Blick. Die plumpe untere Nase und der "Schnapsschnurrbart" zeigen die Versoffenheit.

Maniiesstolz und Ehrgefühl sind gewichen; es ist ihm alles gleich. Unsauberkeit und Verkommenheit zeigt die unordentliche Kleidung und die verdrehte Mütze. Die Haut hat den schmutzigen Ton. Faulheit zeigen die schlaffe Haltung und die in den Taschen vergrabenen Hände, die sich nicht zur Arbeit rühren mögen.

- Physiognomik und Mimik. Analytische Geichtsausdruckstudien von und nach Carl Huter. Bearb. und Hg. Siegfried Kupfer. Schwaig bei Nürnberg 1964

Lump (5)  

 

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