Er ruhte eine Weile aus, obwohl der Ausdruck »eine Weile« keine Bedeutung mehr besaß. Dann, allmählich, erfolgte die Transformation. Er sah das Muster, die Matrix seines eigenen Gehirns. Er befand sich in einer Welt, die aus seinem Gehirn bestand, und hier und dort, wie kleine Flüsse aus leuchtendem Rot, strömte lebende Information hin und her. Er konnte hinausgreifen und seine eigenen Gedanken in ihrem Urzustand berühren, bevor sie Gedanken wurden. Sie erfüllten die Umgebung mit ihrem Feuer, und der Raum dehnte sich, sein eigenes Gehirn, das sich nach außen gekehrt hatte.
Nach und nach durchdrang er die äußere Welt, so daß sie von ihm aufgenommen wurde. Das Universum war nur in ihm, sein Gehirn war außerhalb und überall. Es blähte sich zu ungeheurer Größe auf, weit größer, als das Universum jemals gewesen war. Deshalb kannte er die Ausdehnung aller Dinge, waren sie doch er selbst, und weil er die Welt in sich aufgenommen hatte, kontrollierte er sie.
Er entspannte sich - und dann konnte er die Umrisse des Zimmers erkennen, den Kaffeetisch, einen Stuhl, Wände, Bilder an den Wänden - es war ein geisterhaftes Abbild aus dem externen Universum. Er nahm ein Buch vom Tisch und schlug es auf. Dort fand er seine eigenen Gedanken in gedruckter Form niedergelegt. Die Gedanken waren entlang der Zeitachse angeordnet, die räumlich geworden und die einzige Achse war, an der man sich entlangbewegen konnte. Wie in einem Hologramm sah er seine Gedanken - nach ihrem Alter aufgereiht; die neuesten waren ganz nah an der Oberfläche, die älteren tiefer - in zahllosen aufeinanderfolgenden Schichten angeordnet.
Er betrachtete die äußere Welt, die sich nun auf knappe geometrische Formen, zumeist Quadrate, und das Goldene Dreieck als Tor, reduziert hatte. Nur das Bild jenseits des Tores bewegte sich, wo seine Mutter glücklich an verfilzten alten Rosenbüschen vorbei über ein Feld rannte, das sie aus ihrer Kindheit kannte. Sie lächelte, und ihre Augen glänzten vor Glück.
Und jetzt, dachte Emmanuel, werde ich das Universum verändern,
das ich in mir aufgenommen habe. - Philip K. Dick, Die VALIS-Trilogie.
München 2002 (zuerst 1981 f.)
Akzeptiert man Lamarcks transformistische Hypothese, so wird man sicher anerkennen, daß wir die Schaffung eines a-humanen Typus anstreben. Gewissenspein, Güte, Gefühl und Liebe stellen nichts als zerfressende Gifte der unerschöpflichen vitalen Energie dar, bloße Barrieren für den Fluß unserer mächtigen physiologischen Elektrizität. Sie werden eliminiert werden.
Wir glauben an die Möglichkeit einer unabsehbaren Zahl menschlicher Verwandlungen und erklären in vollem Ernst, daß im Fleisch des Menschen Flügel schlafen.
Wenn es dem Menschen möglich sein wird, seinen Willen in der Weise Gestalt annehmen zu lassen, daß er sich außerhalb seiner wie zu einem immensen, unsichtbaren Arm verlängere, werden Traum und Begehren, heute nichts als leere Worte, souverän über den gebändigten Raum und die gezähmte Zeit herrschen.
Der für eine allgegenwärtige Geschwindigkeit geschaffene a-humane und mechanische
Typus wird natürlich grausam, allgegenwärtig und kampfbereit sein. - F.T.
Marinetti, Der multiplizierte Mensch und das Reich der Maschine
Gelegentlich unterscheiden sich »neue Objekte« so radikal von ihren ursprünglichen
Komponenten, dass man darin das Werk eines allmächtigen, außerhalb der Welt
stehenden Willens erblicken möchte. Lange Zeit glaubte man, organische Moleküle,
die einen wichtigen Bestandteil aller Lebewesen bilden, könnten nicht aus anorganischen
(auch als mineralisch bezeichneten) Molekülen hervorgehen, die vielfach eine
einfachere Struktur haben. Diese Hypothese wurde erst 1828 widerlegt, als der
Chemiker Friedrich Wöhler erstmals Harnstoff aus mineralischen Molekülen
herstellte.- Natürlich gibt es keinen Beweis für die These, dass sämtliche Objekte
der Welt letztlich voneinander ableitbar seien. Und noch niemandem ist es gelungen,
Leben oder gar einen Menschen aus unbelebten Molekülen zu erzeugen. Die Verallgemeinerung
des Transformationsprinzips ist daher lediglich eine verführerische und überaus
nützliche Hypothese, die unsere Forschung anleiten kann, nicht aber universell
bewiesen wäre. -
(thes)
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