tellung Wie
der Charakter der Cleopatra, so ist auch ihre
Stellung eine äußerst Witzige. Dieses launische, lustsüchtige, wetterwendische,
fieberhaft kokette Weib, diese antike Pariserin, diese Göttin des Lebens, gaukelt
und herrscht über Ägypten, dem schweigsam starren Totenland... Ihr kennt es
wohl, jenes Ägypten, jenes geheimnisvolle Mizraim, jenes enge Niltal, das wie
ein Sarg aussieht... Im hohen Schilfe greint das Krokodil oder das ausgesetzte
Kind der Offenbarung... Felsentempel mit kolossalen Pfeilern, woran heilige
Tierfratzen lehnen, häßlich bunt bemalt ... An der Pforte nickt der hieroglyphenmützige
Isismönch ... In üppigen Villas halten die Mumien ihre Siesta, und die vergoldete
Larve schützt sie vor den Fliegenschwärmen der Verwesung... Wie stumme Gedanken
stehen dort die schlanken Obelisken und die plumpen Pyramiden... Im Hintergrund
grüßen die Mondberge Äthiopiens, welche die Quellen des Nils verhüllen ... Überall
Tod, Stein und Geheimnis... Und über dieses Land herrschte als Königin die schöne
Cleopatra.
Wie witzig ist Gott! - Heinrich Heine, Shakespeares Mädchen und Frauen
(1839)
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