elüste
Ja, diese Cleopatra ist ein Weib,
in der holdseligsten und vermaledeitesten Bedeutung des Wortes! Sie erinnert
mich an jenen Ausspruch Lessings: als Gott
das Weib schuf, nahm er den Ton zu fein. Die Überzartheit seines Stoffes
verträgt sich nun selten mit den Ansprüchen des Lebens. Dieses Geschöpf
ist zu gut und zu schlecht für diese Welt. Die lieblichsten
Vorzüge werden hier die Ursache der verdrießlichsten Gebrechen. Mit entzückender
Wahrheit schildert Shakespeare schon gleich beim
Auftreten der Cleopatra den bunten flatterhaften Launengeist, der im Kopfe
der schönen Königin beständig rumort, nicht selten in den bedenklichsten
Fragen und Gelüsten übersprudelt, und vielleicht eben als der letzte Grund
von all ihrem Tun und Lassen zu betrachten ist. Nichts ist charakteristischer
als die fünfte Szene des ersten Akts, wo sie von ihrer Kammerjungfer verlangt,
daß sie ihr Mandragora zu trinken gebe, damit dieser Schlaftrunk ihr die
Zeit ausfülle, während Antonius entfernt. Dann plagt sie der Teufel
ihren Kastraten Mardian zu rufen. Er frägt untertänig, was seine Gebieterin
begehre. Singen will ich dich hören, antwortet sie, denn nichts gefällt
mir jetzt was Eunuchen eigen ist — aber sage mir: fühlst du denn Leidenschaft?
- Heinrich Heine, Shakespeares Mädchen und Frauen (1839)
Gelüste
(2) Eindeutig ist zu erkennen, daß die meisten
Insekten, die tief unten »mit Erdnahrung« ihr Dasein anfingen, zum Schluß, zum
Fertigmachen der Eier, etwas Besonderes brauchen, genauso wie Frauen gegen Ende
der Tragzeit besondere Gelüste haben. Und diese geträumten, geforderten Dinge
müssen gefunden werden, denn eine Seite des Kindes wird von solcher Nahrung
der Mutter abhängen. In allen diesen Dingen aber »Beweise
zu bringen«, das darf man nicht fordern, denn sie gehören zu dem allerwirklichsten
Material des Erlebens und wirklicher Forschung. -
Ernst Fuhrmann, Das Leben der Insekten. Nach (
fuhr
)
Gelüste (3)
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