pitz
Gestern abend, infolge einer Flasche Affentaler Klosterrebberg von
1921, der sich sehr flüssig trank, hatte ich als Solozecher den ersten
Spitz in dieser Hütte, und zwar einen von jener besten Sorte, nach der
man sich gesunder, zufriedener erwachen fühlt.
Dabei schob er die ganze Nacht in leichter, angenehmer
Weise heitere und farbig untermalte Bilder vor. Dergleichen Künste gelingen
nur dem Wein und nur in seinen reinsten, besten
Sorten, und auch diese gleichen Schlüsseln,
durch die nicht jeder geöffnet wird. Von solchen erinnere ich mich noch
an einen Parempuyre, den ich mit Papa trank, vor allem aber an einen leichten
weißen Landwein, der uns in Carcassonne die Nacht vertrieb und uns bis
in die Atome erheiterte. Als ich davon ein Faß bestellen wollte, hörte
ich, daß diese Sorte schon in geringer Entfernung von ihrem Boden den Duft
verliert. So ein Wein gleicht einem Funde, einem Freund, um den man sich
bemühen muß, wenn man in jene Jahre kommt, in denen man nicht mehr wahllos
trinkt.
- Ernst Jünger, Gärten und Straßen (4. Februar 1940)
Spitz (2) traf ich in der Herberge
"Zur Heimat" in Zürich. Er war damals 17 Jahre alt und
trug ein Schillerhemd, um mit seinem hübschen
braunen Hals zu reizen. Er hatte einen wiegenden
weiblichen Gang. Er interessierte sich nur für dauernde Verhältnisse und
bevorzugte Künstler. Jedes seiner Verhältnisse
endete mit einem Diebstahl, den er verübte,
und der Bestohlene konnte ihn nicht anzeigen, da es überall ein Gesetz gegen
die Homosexualität gibt. Mit 20 Jahren nahm Spitz vornehme Gesten an, gab
sich als Leutnant aus, und befaßte sich mit dem Sacharin-Schmuggel. Während
des Krieges war er Spion, und als ich ihn vor einigen Monaten in Berlin
traf, stieg er eben aus einem Auto bei dem Austern-Meyer aus und erzählte
mir in ekstatischem Ton, daß er endlich seinen
wirklichen Beruf gefunden habe und sich dem Einbrecher-Handwerk
widme. - (
szi
)
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