ittenverfall Manche Leute in unserem guten London nehmen mich wunder, weil sie nämlich wegen ganz unwichtiger Dinge immer mehr Schaum schlagen, die sie für einen Fortschritt halten. Unsere nette Mrs. Chubble, die gewöhnlich ganz glücklich war, eine schöne Naht zu nähen, schreitet jetzt mit langen Schritten um das Gewächshaus des Herrensitzes herum, schlägt auf die Pflanzen ein, mit gesträubtem Haar und vorgereckter Brust, und furzt wie ein Stier mit auftrompetendem Zorn gegen die Beschränkungen der Häuslichkeit, ausgerechnet sie, die nie an irgend etwas Hand gelegt hat, warum sollte sie auch, mit einer Horde Dienern und bis zum Ertrinken in Geld und mit zehn Leuten, die herumflattern, um jedem Wunsch von ihr aufzuwarten! Das verwirrt mich ganz gemein. Solche Menschen glauben nicht mehr an die Wahrheit und haben sich auf die Seite der Zerstörung geneigt; und auch Himmel und Hölle sind nicht mehr, was sie einst waren, noch gibt es geziemende Furcht und Ehrfurcht vor dem Tod, sondern sie müssen Brauch und Sitte des Wandels vermehren oder vermindern. Als Illustration dazu höre nur, was Horace Chubble selbst zu diesem Thema sagt, es ist noch nicht länger her als letzte Fasnacht. Er, dank viel Gänseleberpastete und gutem Portwein in glänzender Verfassung und gespickt mit den Scherzworten des Pastors, sagte: »Wenn ich sterbe, guter Freund, werde ich ein wunderschönes Paar neue Flügel besitzen und ein Nachthemd aus Batist, und mit einer Gänsefeder im Hinterteil werde ich im Himmel herumfegen und nach der Verdopplung unter den Gewändern der Engel suchen.«
Also, warum die Gänsefeder, liebe Schwester? In unserer Väter Zeiten war
die nicht notwendig. Was für ein neues Bedürfnis, von dem ich noch nichts gehört
habe, mag sie jetzt vorteilhaft erscheinen lassen? -
(ryder)
Sittenverfall (2) Es macht Skandal,
daß sich in Paris mehrere Badehäuser aus Euphemismus
nicht als solche bezeichnen. Man wäscht sich dort wie man andernorts ißt. Und
der Verfall der Sitten in dieser Stadt ist so groß, die Sinnenlust ist hier
so träge und das Gefühl für das Absolute den meisten Menschen so sonderbar gleichgültig
geworden, daß heute fast nur die Päderasten - von
Natur aus an Durchtriebenheit und Tyrannei gewohnt und daher von der Toleranz,
die sie neuerdings finden, noch etwas benommen - sich die Zweideutigkeit
der Bäder zunutze machen. Doch viele der Rendezvous-Badehäuser übersehen sie
ganz. Die Inhaber klagen darüber, die Kundschaft kommt nicht. Was wollen Sie,
diese Herren und Damen vernachlässigen ihre Begierden ein wenig. Bis zu zwanzig
Jahren geht es gut. Danach ist es aus: die Neugier,
das Geheimnis, die Verlockung, der Sinnenrausch,
das Abenteuer, vorbei, vorbei. Sie machen Leibesübungen,
um schlank zu bleiben, man kann von ihnen nicht verlangen welche zu machen,
damit dem Leben sein Glanz und ihren Tagen die Unruhe erhalten bleibt: an Liebesübungen,
daran denken sie nicht mehr, wenn sie über zwanzig sind. Sie haben ihr Handwerk
gelernt, ein für allemal. Sie haben eine Technik und werden sich von ihr nicht
abbringen lassen : man nimmt die Frau in die Arme und sagt ihr ... dann sinkt
sie aufs Sofa und seufzt: Oh, Charlesl Ihr braucht euch nur gute Filme
anzusehen. Ist es ein Zufall, daß man nie eine Frau zeigt, die sieht, wie jemand
direkt auf sie zukommt, und stumm, mit herausforderndem
Blick plötzlich die Hand an die Hose des Mannes bringt? -
(ara)
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