uhmsucht
Es sagen Bonaventura und der hl.
Thomas in der 8. Distinktion, 1. Quaestio, daß Gott dem Teufel über
keinen Menschen Gewalt verleihe, außer um seinen Ruhm zu offenbaren oder um
die Sünden und den Sünder zu bestrafen oder um die Werke des göttlichen Ruhms
aufscheinen zu lassen. Allein, warum das aber geschieht,
das bleibt den Menschenkindern verborgen.
- Kommentar zu (
hart
)
Ruhmsucht (2) Während der achtzehn Monate, die ich in den Jahren 1802 und 1803 in Erwartung meiner Begnadigung in Sainte-Pelagie verbrachte, war ich auf demselben Gang einquartiert wie der berühmte Marquis de Sade, der Verfasser des abscheulichsten Werkes, das sich menschliche Perversion je ausgedacht hat. Dieser Elende war von der Lepra der unvorstellbarsten Verbrechen derart überzogen, daß ihn die Behörden nicht der Todesstrafe und nicht einmal der Einstufung als Bestie für würdig befunden hatten und zu den Besessenen zählten: die Justiz, die weder wollte, daß ihre Archive mit dem Namen dieses Individuums beschmutzt würden, noch daß der Scharfrichter, indem er ihm den Kopf abschlug, ihm jene Berühmtheit zukommen ließe, auf die er so erpicht war, hatte ihn in eine Ecke des Gefängnisses verbannt und es jedem Gefangenen freigestellt, ihn von dieser Last zu befreien.
Die Sucht nach literarischer Berühmtheit lag der Verdorbenheit dieses Mannes
zugrunde, der nicht als Bösewicht zur Welt gekommen war. Da er sich nicht über
das Niveau der moralischen Schriftsteller zu erheben vermochte, hatte er beschlossen,
den Abgrund der Sünde zu öffnen und sich dort hineinzustürzen, um, von den Flügeln
eines bösen Genies getragen, wieder aufzutauchen und sich durch das Ersticken
jeglicher Tugend und die öffentliche Vergöttlichung aller Laster unsterblich
zu machen. Und doch bemerkte man an ihm noch Spuren von Tugend, wie etwa Wohltätigkeit.
Dieser Mann erschauerte bei dem Gedanken an den Tod und fiel in Ohnmacht, wenn
er seine weißen Haare erblickte. - Ange Pitou, nach (
apol
)
Ruhmsucht
(3) Im letzten Jahre hatte ich eine kleine Summe Geldes
zusammengespart; als ich sie nachzählte, bestand sie in 13 Reichsbanktalern;
ich war über den Besitz eines so großen Reichtumes ganz außer mir, und da meine
Mutter nun auf das bestimmteste verlangte, daß ich in die Schneiderlehre kommen
solle, bat und plagte ich sie, daß ich doch nach Kopenhagen reisen dürfe, für
mich damals die größte Stadt der Welt. »Was willst du dort werden?« fragte meine
Mutter. »Ich will berühmt werden«, erwiderte ich und erzählte ihr, was ich von
merkwürdigen Männern gelesen; »man hat erst gewaltig viel Widerwärtiges durchzumachen,
und dann wird man berühmt«. - Hans Christian Andersen, Das Märchen meines
Lebens, nach
(
and
)
Ruhmsucht
(4) Die Ältesten der Gamuna wissen,
der Wunsch gerühmt zu werden ist wie die Hitze, die aufsteigt, wenn man vor
fleischlicher Lust schier vergeht; und sie wissen, die jungen Weibchen empfinden
den öffentlichen Ruhm des Männchens wie einen Lockruf seiner steifen Rute.
Deshalb gibt es keine Möglichkeit der Rettung, wenn man jung ist und das ßlut
in den Adern kocht und der Mann wild darauf ist, die Frauen zu besteigen,
und die Frau, sich von den am meisten gerühmten Männern besteigen zu lassen.
Im übrigen, so sagen die Ältesten auch noch, der merkwürdige Wunsch nach Ruhm
hängt nicht vom einzelnen Menschen ab, sondern von dem gewohnten bleischweren
Zauber der Erde, der alles nach unten zieht. Man kann ihm also nicht widerstehen,
wenigstens nicht, bis er sich mit dem Alter allmählich auflöst; denn im vorgerückten
Alter werden die Knochen kleiner, das Fleisch wird gebrechlicher, das Blut kreist
weniger vehement, und der ganze Körper ist nicht mehr so empfänglich für äußere
Anziehungen.
- (fata)
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