öwennase Eine Ehebrecherin des Harems hatte, als sie von den Eunuchen erdrosselt wurde, geschrien, an der rechten Hand des Propheten fehle der Ringfinger, und die anderen seien ohne Nägel. Das Gerücht verbreitete sich unter den Gläubigen. Im grellen Sonnenlicht, auf einer erhöhten Terrasse, bat Hakiin die vertraute Gottheit um einen Sieg oder um ein Zeichen. Mit eingezogenem Kopf, diensteifrig — als liefen sie wider Regenschwaden an — rissen zwei Hauptleute ihm den juwelenbestickten Schleier herunter.
Ein Schauder war das erste. Das verheißene Antlitz des Apostels, das Antlitz, das in den Himmeln gewesen war, es war in der Tat weiß, aber von dem eigentümlichen Weiß der Fleckenlepra. Es war so aufgeschwollen oder unglaubhaft, daß es ihnen wie eine Maske vorkam. Es hatte keine Brauen; das Unterlid des rechten Auges hing auf die altersschlaffe Wange herab; ein schweres Gehänge von Tuberkeln zerfraß die Lippen; die unmenschliche abgeplattete Nase war die eines Löwen.
Die Stimme Hakims versuchte einen letzten Betrug: »Eure abscheuerregende Sünde hindert euch, meinen Glanz zu sehen«, begann er zu sprechen.
Sie hörten nicht auf ihn und durchbohrten ihn mit Lanzen. -
Jorge Luis Borges, Universalgeschichte der Niedertracht, nach (
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Löwennase (2)
Sommer Der Löwe stützt seine Nase auf den Tischrand |
- Meret Oppenheim: Husch, husch, der schönste Vokal entleert sich. Gedichte,
Zeichnungen. Frankfurt am Main 1984
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