ymphe Eine zweite Möglichkeit besteht darin, daß aus dem Ei zunächst eine Gestalt hervorgeht, die dem ausgewachsenen Tier zwar ähnlich sieht, ihm aber noch nicht gleicht, die »Nymphe«. Bei den geflügelten Arten besitzen die Nymphen noch keine Flügel. Als Beispiele dafür können die Libellen und Wasserjungfern dienen, deren Nymphen am Grunde von Seen und Tümpeln mehrere Häutungen durchmachen, bevor sie am Stengel einer Wasserpflanze hochklettern, sich an der Luft nochmals häuten und dann - luftatmend und mit Flügeln versehen - als fertige Insekten davonfliegen. Die Entwicklung vom Ei über die Nymphe zur Imago nennt man unvollkommene Verwandlung oder hemimetabole Metamorphose. - Theo Löbsack, Das unheimliche Heer. Insekten erobern die Erde. München 1991 (dtv 11389)

Nymphe (2) Es war, als hätte ich eine nymphenhafte Inkarnation ihrer ergreifenden Schönheit erblickt, an die man besser nicht rührte. An einem Junitag des Jahres, da wir beide dreizehn waren, jagte ich am Ufer der Oredesh einige Apollofalter - Parnassius mnemosyne, um genau zu sein —, seltsame Schmetterlinge aus uraltem Geschlecht mit raschelnden, glasigen, halbdurchsichtigen Flügeln und kätzchenartigem, seidenweichem Hinterleib. Meine Suche hatte mich in ein dichtes Unterholz aus milchig-weißen Racemosen und dunklen Erlen hart am Ufer des kalten, blauen Flusses geführt, als ich es plötzlich spritzen und rufen hörte, und hinter einem duftenden Busch versteckt sah ich, wie Polenka und drei oder vier andere Kinder ein paar Schritte von mir entfernt von den Ruinen eines alten Badehauses aus splitternackt badeten. Naß und keuchend, mit einer Stupsnase, die ihr auf der einen Seite lief, die Rippen ihres jugendlichen Körpers unter der blassen Gänsehaut gewölbt, die Waden mit schwarzem Schlamm bespritzt, einen gebogenen Kamm im Haar, das die Feuchtigkeit dunkler machte, so floh sie vor dem Sausen und Klatschen der Wasserlilienstengel, die ein trommelbäuchiges Mädchen mit kahlgeschorenem Kopf und ein schamlos aufgeregtes grünes Bürschchen mit einer Art Schnur um die Lenden, einem örtlichen Brauch zufolge ein Mittel gegen den bösen Blick, aus dem Wasser gerissen hatten, um ihr damit zuzusetzen; und ein oder zwei Sekunden lang — bevor ich in einem elenden Nebel von Abscheu und Begierde wegkroch - sah ich eine fremde Polenka auf den Planken einer halbverfallenen Landungsbrücke kauern und zittern, die Arme gegen den Ostwind über die Brüste gekreuzt, während sie ihren beiden eifrigen Verfolgern die Zungenspitze herausstreckte. - (nab)

Nymphe (3) »Die Soldaten... die Soldaten rücken gegen Paris vor! Der Fürst Lambesq...«

In diesem Augenblick kam aus der Rue de l'Arbre-Sec ein hochgewachsenes Mädchen, nach Art der Nymphen gekleidet - und ebenso gebaut -, und fragte: »Wohin eilen diese Männer?« Es wurde ihr geantwortet: »Sie fliehen mit ihren Frauen.« — »Diese Feiglinge!« rief sie und packte einen Ausreißer am Kragen: »Laß deine Frau alleine laufen und geh du zurück!« Der junge Mann lächelte. »Das ist meine Schwester«, erwiderte er. »Laßt mich sie nach Hause bringen, dann komme ich bewaffnet zurück.« Ein anderer junger Mann, der mir der Liebhaber der Nymphe zu sein schien, tauchte auf und nahm sie bei der Hand, um sie, gleichsam die Rollen vertauschend, mit sich fortzuziehen. Die Schöne drehte sich jedoch um und stampfte, wie sie die Männer immer noch fliehen sah, voller Empörung mit ihrem reizenden Fuß auf. - Restif de la Bretonne, Revolutionäre Nächte in Paris. Bremen 1989 (zuerst 1790/1794)

Nymphe (4)

 Calypso

In der vergeblichen Hoffnung, den Undankbaren zu vergessen, für den ihr Herz schlug,
hat diese Nymphe ihre Grotte sehr schön auskleiden lassen.

Mit tief geränderten Augen, in der romantischen Pose der Melancholie schaut Calypso - parallel zum Horizont des Meeres - in die leere Ferne und bemerkt wahrscheinlich nicht einmal, daß ihr Daumier zur Irritation den kleinen Finger der aufgelümmelten linken Hand wohl deshalb in die Nase gesteckt hat, um sie darin puhlend Trost finden zu lassen.  - (dau)

Nymphe (5)    Ungestraft liebten die »nichtsnutzigen, Unmögliches anstiftenden Satyrn« die Nymphen, die den gewöhnlichen Sterblichen sehr gefährlich werden konnten. So verschwand der schöne Knabe Hylas beim Wasserschöpfen: die Quellennymphe und der Mondschein, ja eine Dreiheit von Quellennymphen, »schreckliche Göttinnen für die Menschen, die da draußen leben«, waren schuld daran. Nympholeptos, »ein von den Nymphen Ergriffener«, hieß in unserer Sprache, was die Lateiner einen lymphaticus nannten, ein Wort, in dem lympha die Wiedergabe von »Nymphe« ist, doch in der Bedeutung von »Wasser« - oder auch lunaticus, das heißt »mondsüchtig«: ein Wort, das später für periodisch oder leicht Geistesgestörte verwendet wurde, die man als Opfer der Nymphen ansah. In besonderer Beziehung zur ganzen Menschheit standen die Meliai, die »Eschennymphen«: diese aber hatten eine besondere Abstammung, von Uranos und Gaia, sie entsprangen aus dem Blut des verstümmelten Vaters.  - (kere)

Nymphe (6)

Nymphe und Satyr

- Carracci

Nymphe (7)  Das Wort nymphe bedeutet ein weibliches Wesen, durch das ein Mann zum nymphios, das heißt zum glücklichen, am Ziel seiner Männlichkeit angelangten Bräutigam wird. Die Bezeichnung gebührte einer großen Göttin ebenso wie einem sterblichen Mädchen.  - (kere)

  Fabelmenschen Metamorphose Insekt
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