ikör,
grüner
»Euclydes da Cunha spricht von Pithecellobium als dem Lieblingsbaum der Sertão-Bewohner,
weil sein Haschisch berauschend sei und ihnen ein unschätzbares Getränk verschaffe,
das ihnen die Stärke wiedergebe, ein wahrer Zaubertrank.
Was José de Alencar angeht, so gibt Iracema ihrem Geliebten Martim in einem
Pithecellobium-Wald einige Tropfen einer merkwürdigen grünen Flüssigkeit, also
grünen Pithecellobium-Wein - eines der Ingredienzien des Gesamtweins. Nun gut:
selbst mit dem äußerst unvollständigen Rezept von José de Alencar und Euclydes
da Cunha führten Martim und Iracema das tollste Lotterleben. José de Alencar
sagt, daß Iracema, nachdem sie Pithecellobium-Wein getrunken hatte, zum brünstigen
Jaguarweibchen wurde, Martim gegen alle Gefahren schützen und in sich wie in
ein unzugängliches Asyl aufnehmen wollte. Aber wenn Iracema schon ein unzugängliches
Asyl war, dann war sie es höchstens für die anderen Männer, denn für Martim
war sie mehr als zugänglich, sie war zugänglichst. Martim war offenbar ziemlich
schlapp und abgeschlafft wie ich in der Zeit des Eselhauttees.
Iracema, die schon völlig dem Wein verfallen ist, sieht, daß nichts anderes
übrigbleibt, als auch Martim den Likör einzuflößen. Da trinkt Martim die grüne
Pithecellobium-Flüssigkeit. Nun bessert sich die Sache, und unser hochadliger
Autor aus Ceará erzählt: ›Iracemas Arme umschlangen den Kopf des Kriegers und
drückten ihn an den Busen. Der Christ lächelt,
die Jungfrau tastet. Wie
das von der Schlange hypnotisierte Äffchen beugt sie ihren geilen Rumpf endlich
über die Brust des Kriegers. Schon preßt sie der Fremdling an die Brust, und
seine gierige Lippe sucht die auf ihn wartende Lippe, um in diesem wilden Heiligtum,
das für die Mysterien des barbarischen Ritus vorbehalten ist, die Liebeshochzeit
zu feiern. Martim schlürft die Tropfen des grünen und bitteren Likörs. Jetzt
konnte er mit Iracema leben und auf ihren Lippen den Kuß pflücken, der dort
unter Lächeln reifte wie die Frucht aus der Blütenkrone der Blume. Er konnte
sie lieben und aus dieser Liebe Honig und Duft saugen. Der Genuß war Leben,
denn er fühlte ihn stärker und heftiger. Die Jurity-Taube, die durch die Buschsteppe
flattert, vernimmt das zärtliche Gurren des Täubers: sie schwingt die Flügel,
fliegt auf, um sich ins laue Nest zu schmiegen. So schmiegte sich die Jungfrau
des Sertão in die Arme des Kriegers. Als der Morgen kam, fand er Iracema noch
immer dort hingestreckt wie einen Schmetterling, der am Busen eines schönen
Kaktus eingeschlafen ist.‹« - (stein)
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