Zaubertrank  Es gibt Zaubertränke, um den inzestuösen Wallungen zuvorzukommen, die aber große Ausdauer und lange Zurückgezogenheit auf einem Dachboden erfordern, um sich durch Beten zu dem Wesen vom Großen Atem zu läutern. Gewisse alte Zauberinnen, die von allen verachtet, aber von allen aufgesucht werden, um sich bei ihnen Ratschläge in Liebesdingen und intimen Angelegenheiten zu holen, empfehlen andere Heilmittel. Sie sagen, man dürfe diese Trugbilder nicht allzu ernst nehmen, denn es handle sich dabei um Streiche, die das Wesen vom Großen Atem den Menschen zu spielen beliebt. Sie sagen, daß eine schnelle Liebe im rechten Moment, in dem das Wesen vom Großen Atem zum Scherzen aufgelegt ist, das Problem auf der Stelle und ohne Nachwehen lösen kann. Vorausgesetzt natürlich, daß kein Familienmitglied oder Nachbar etwas von diesem infamen Raptus bemerkt. Die schlechtesten Geschichtenerzähler malen auch solche Lösungen aus: Geschichten unerlaubten Beischlafs innerhalb der Familie, geheim und rasch, von phantastischer Wollust, aber mehr denn je unschicklich. Natürlich sind das Geschichten, die sich niemand anhört, außer gewisse schamlose alte Weiber, welche heimlich einen Geschichtenerzähler ins Haus rufen, um sie sich ins Ohr flüstern zu lassen. Man sagt auch, es seien so pikante Geschichten, daß eine normale Frau, wenn sie sie hört, selbst von den infamen Wallungen gepackt wird, durch Ansteckung.   - (fata)

Zaubertrank (2)  Was habt ihr in den Drogen bisher anderes gesucht als ein Gefühl von Macht, schöne Selbstherrlichkeit und die freie Entfaltung euerer Fähigkeiten im Leeren?   Das Mittel, das euch zu bieten ich die Ehre habe, verhilft euch zu alledem, verschafft euch auch ungeahnte, immense Vorteile, es übertrifft eure Wünsche, erweckt sie und läßt euch neue verrückte Wünsche haben; aber seid euch darüber im klaren: die diesen Zaubertrank des Absoluten in Umlauf bringen, sind Gegner der Ordnung. Sie verabreichen ihn heimlich unter den Augen der Ordnungshüter in Form von Büchern und Gedichten. Unter dem Vorwand, es handle sich lediglich um Literatur, können sie euch dieses verderbliche Ferment, dessen Gebrauch publik zu machen höchste Zeit ist, zu einem Spottpreis abgeben. Dies hier ist der Geist in Flaschen, die Poesie in Barren. Kauft, Leute, kauft die Verdammnis eurer Seele, richtet euch zugrunde, hier habt ihr das Mittel, das den Geist zum Scheitern bringt. Ich verkündige der Welt die hehre Botschaft: Soeben ist uns ein neues Laster entstanden, ein Taumel mehr ist dem Menschen gegeben: der Surrealismus, Sohn des Wahnsinns und der Finsternis. Hereinspaziert! Hier beginnen die Welten und  Reiche des Augenblicks! - Louis Aragon, Rede der Phantasie. Nach (ara)

Zaubertrank (2) Die Frau hieß Caridwen. Sie gebar einen Sohn, der wurde Morvran ab Tegid genannt, und eine Tochter, die erhielt den Namen Creirwy. Sie war das schönste Mädchen in aller Welt. Der Bruder dieser beiden Kinder mit Namen Avagddu stand unter allen Menschen in schlechtem Ansehen.

Nun sagte sich Caridwen, daß dieses Kind es schwer haben werde unter Menschen edler Herkunft wegen seiner Häßlichkeit, es sei denn, der Junge habe große Verdienste oder ungewöhnliches Wissen. Es war nämlich zu Anfang jener Zeit, da Arthur seine Tafelrunde eingesetzt hatte.

Also beschloß sie, gemäß den Künsten, die in den Büchern des Fferyllt verzeichnet stehen, in einem Kessel einen Zaubertrank der Inspiration und des Wissens für ihren Sohn herzustellen, damit er überall freudig willkommen geheißen werde wegen seines Wissens um den zukünftigen Zustand der Welt.

Sie begann in dem Kessel zu kochen, und das Gebräu durfte nicht aufhören zu sieden für ein Jahr und einen Tag, erst dann erhielt man jene drei Tropfen, in denen sich alles Wissen versammelt hat.

Da stellte sie Gwion Bach, den Sohn des Gwreang von Llanfair zu Cacrcinion in Powys an, um den Kessel zu rühren, und ein blinder Mann, der Morda hieß, mußte darauf achten, daß das Feuer darunter nie ausging. Sie selbst aber sammelte genau zu den Stunden, die das Buch der Sternkundigen vorschreibt, all jene zauberkräftigen Kräuter, die in das Gebräu geworfen werden mußten.

An einem Tag schon gegen Ende des Jahres geschah es nun, daß, während Caridwen ausgegangen war, um Kräuter zu suchen, drei Tropfen der Zauberflüssigkeit aus dem Kessel spritzten und Gwion Bach auf den Finger gerieten. Weil die Tropfen heiß waren und brannten, steckte er den Finger in den Mund, und sofort sah er alles so voraus, wie es in Zukunft geschehen würde, und erkannte, daß er vor allem Vorsorge treffen mußte, um sich vor Caridwen zu schützen, denn sie führte Übles gegen ihn im Schilde.

In seiner Angst floh er in seine Heimat zurück. Der Kessel zerbarst, und da die Flüssigkeit, die er enthielt, außer den drei zauberträchigen Tropfen, giftig war und sie sich in einen Bach ergoß, wurden die Pferde des Gwyddiio Garanhir, die daraus tranken, vergiftet, und diese Stelle heißt seither «Das Gift der Pferde des Gwyddiio».

Darauf kam Caridwen heim und sah, daß all ihre Mühe vergebens gewesen war.

Da nahm sie ein Holzscheit und prügelte auf den blinden Morda ein, bis ihm einer seiner beiden Augäpfel aus den Höhlen fiel.  - (wal)

 

Zauberei Getränk

 

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