- (
welt
)
Leuchten (2) Über die Bedeutung der Leuchtorgane
kann man nur Vermutungen äußern. Es liegt zunächst nahe, in dem von ihnen
ausstrahlenden Licht ein Mittel zur Erhellung der nächsten Umgebung des
Tieres zu erblicken, damit es von seinen Augen Gebrauch machen kann. Offenbar
kann der Kopffüßler willkürlich das Leuchten seiner Organe unterbrechen,
gewissermaßen ein- und ausschalten. Vielleicht ist es ihm sogar möglich,
sich durch intermittierende Lichtsignale mit Artgenossen optisch zu verständigen.
Ist das der Fall, wären die Leuchtorgane ein vortreffliches Mittel zum
gegenseitigen Erkennen und Zusammenfinden von Tieren einer Art, sei
es zum Zwecke der Fortpflanzung, sei es zur Schwarmbildung, wenn sie sich
etwa nach Art der Kalmare zu maschinenhaft geregelten Zügen ordnen. Nach
anderer Meinung dienen die Laternen dazu, Beutetiere anzulocken. Denn in
dem dunklen, schwach beleuchteten Reich der Abgründe
ist die erste Triebfeder für alle Bewohner ein unersättlicher Hunger.
Er zwingt selbst die gleichzeitig im Netz gefangenen Tiere, während des
Heraufholens übereinander herzufallen. -
Brehms
Thierleben
Leuchten (3) Ich nehme schräg vor mir, tief im Gestrüpp ein rotes Leuchten wahr. Ich verliere es zuweilen aus den Augen, doch bald glänzt es wieder auf, näher und deutlicher: dunkelrot wie das ewige Licht in einer katholischen Kirche, aus den Pflanzen herausflackernd wie ein Irrlicht. Schließlich sehe ich es so genau, daß ich vom Wege ab direkt darauf zulenke. Ich durchbreche den Wust aus Ästen, Wurzeln und Splittern leichter, als erwartet; da — als nur wenig Flechtwerk und Schritte mich davon trennen—erkenne ich, daß dieses vermeintliche Licht Sonne ist, reflektiert von einem blutgefüllten Granatloch. Balancierend über ein Erdgrat bis dicht an den Rand des Bluttümpels, blicke ich — und höre vor schauriger Erwartung zu atmen auf — in den Trichter hinein.
Jetzt hebt sich langsam aus der Mitte ein Menschenkopf, das von Blut triefende gelbrote Haar klebt sich in breiten Strähnen an die Stirn eines totengelben Gesichts — an das Gesicht meines leiblichen Bruders.
„John!" rufe ich, indem Grauen meine Poren öffnet, und strecke meine
Arme nach ihm, um ihn herauszuziehen. Da ringeln sich aber aus dem roten Schlamm
dicke, grünlichgraue Schlangen um Hals und Schultern meines Bruders und ziehen
ihn in den Bluttrichter zurück. Die blassen Lippen haben sich gerade zum Sprechen
geöffnet, doch schmutziges Blut rinnt hinein, und sie verschwinden
stumm. - Wieland Herzfelde, nach (
je
)
Leuchten (4)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |