euchten   Der bildschöne Vogel Junos war verblüfft, und als er aus der Verwirrung - oder auch Versunkenheit - wieder zu sich fand, rief er aus: »O Lob, daß du immer von den anderen, o Verachtung, daß du immer von den Artgenossen kommst! Ist es möglich, daß ich, wenn ich aller Augen auf meine Schönheit ziehe - denn das versinnbildlicht die Beschaffenheit meiner Federn -, so ins Gerede von Elstern und Krähen komme? Was verurteilt ihr in mir, dem Pfau: die Selbstdarstellung und nicht vielleicht doch die Schönheit? Der Himmel, der mir diese zustand, begünstigte mich durch jene: denn jede von beiden allein wäre umsonst. Was nützte die Wirklichkeit ohne die Erscheinung? Die größte Weisheit, so empfehlen Politiker, besteht heute darin, aufzufallen. Etwas wissen und es zu zeigen wissen, ist doppeltes Wissen. Von der Selbstdarstellung würde ich sagen, was andere vom Glück: Eine Unze davon ist mehr wert als Zentner von Vermögen ohne sie. Was nützt eine an sich hervorragende Sache, wenn sie nicht danach aussieht? Wenn die aufgehende Sonne nicht eine hell leuchtende Parade ihrer Strahlen abhielte, wenn die Rose inmitten der Blumen imm&r in ihrer Knospe eingeschlossen bliebe und nicht jenes duftende Rad roter Blütenblätter entfaltete, wenn der Diamant nicht mit Hilfe der Kunst sein Feuer, sein Aussehen und seine Reflexe änderte, wozu wären so viel Licht, so viel Kostbarkeit und Schönheit gut, wenn nicht Selbstdarstellung sie hervorhöbe? Ich bin die geflügelte Sonne, ich bin die Feder-Rose, ich bin das Kleinod der Natur, und da mir der Himmel Vollkommenheit gab, muß ich mich auch auf Selbstdarstellung verstehen. Das erste, wofür der Schöpfer alles Geschaffenen selbst sorgte, war die Präsentation aller Dinge, denn er schuf als erstes das Licht und mit ihm das Leuchten und, wohlgemerkt, jenes war es, das den ersten Beifall errang, und dieses den göttlichen: denn da das Licht alles übrige herausstellt, wollte der Schöpfer selbst es auch ihm selbst zeigen. Auf diese Weise war das Leuchten ebenso schnell in den Dingen wie im Sein: so viel gilt nach erstem und höchstem Urteil die Selbstdarstellung.« - (welt)

Leuchten (2) Über die Bedeutung der Leuchtorgane kann man nur Vermutungen äußern. Es liegt zunächst nahe, in dem von ihnen ausstrahlenden Licht ein Mittel zur Erhellung der nächsten Umgebung des Tieres zu erblicken, damit es von seinen Augen Gebrauch machen kann. Offenbar kann der Kopffüßler willkürlich das Leuchten seiner Organe unterbrechen, gewissermaßen ein- und ausschalten. Vielleicht ist es ihm sogar möglich, sich durch intermittierende Lichtsignale mit Artgenossen optisch zu verständigen. Ist das der Fall, wären die Leuchtorgane ein vortreffliches Mittel zum gegenseitigen Erkennen und Zusammenfinden von Tieren einer Art, sei es zum Zwecke der Fortpflanzung, sei es zur Schwarmbildung, wenn sie sich etwa nach Art der Kalmare zu maschinenhaft geregelten Zügen ordnen. Nach anderer Meinung dienen die Laternen dazu, Beutetiere anzulocken. Denn in dem dunklen, schwach beleuchteten Reich der Abgründe ist die erste Triebfeder für alle Bewohner ein unersättlicher Hunger. Er zwingt selbst die gleichzeitig im Netz gefangenen Tiere, während des Heraufholens übereinander herzufallen.  - Brehms Thierleben

Leuchten (3) Ich nehme schräg vor mir, tief im Gestrüpp ein rotes Leuchten wahr. Ich verliere es zuweilen aus den Augen, doch bald glänzt es wieder auf, näher und deutlicher: dunkelrot wie das ewige Licht in einer katholischen Kirche, aus den Pflanzen herausflackernd wie ein Irrlicht. Schließlich sehe ich es so genau, daß ich vom Wege ab direkt darauf zulenke. Ich durchbreche den Wust aus Ästen, Wurzeln und Splittern leichter, als erwartet; da — als nur wenig Flechtwerk und Schritte mich davon trennen—erkenne ich, daß dieses vermeintliche Licht Sonne ist, reflektiert von einem blutgefüllten Granatloch. Balancierend über ein Erdgrat bis dicht an den Rand des Bluttümpels, blicke ich — und höre vor schauriger Erwartung zu atmen auf — in den Trichter hinein.

Jetzt hebt sich langsam aus der Mitte ein Menschenkopf, das von Blut triefende gelbrote Haar klebt sich in breiten Strähnen an die Stirn eines totengelben Gesichts — an das Gesicht meines leiblichen Bruders.

„John!" rufe ich, indem Grauen meine Poren öffnet, und strecke meine Arme nach ihm, um ihn herauszuziehen. Da ringeln sich aber aus dem roten Schlamm dicke, grünlichgraue Schlangen um Hals und Schultern meines Bruders und ziehen ihn in den Bluttrichter zurück. Die blassen Lippen haben sich gerade zum Sprechen geöffnet, doch schmutziges Blut rinnt hinein, und sie verschwinden stumm.   - Wieland Herzfelde, nach (je)

Leuchten (4)

Licht

 

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