ritikempfindlichkeit Die
nackte und unsichtbare
Fliegerin zügelte sich, doch ihre Hände flatterten
vor Ungeduld. Sorgfältig zielend, führte sie einen Schlag gegen die Flügeltasten,
und durch die ganze Wohnung gellte ein erstes klägliches Geheul. Wie rasend
schrie das unschuldige Beckersche Saloninstrument. Die Tasten zerspellten, die
Elfenbeinplättchen spritzten nach allen Seiten. Der Flügel heulte, klirrte,
dröhnte, wimmerte. Unter einem Hammerschlag zersprang, wie ein Revolverschuß
knallend, die polierte Resonanzdecke. Keuchend bearbeitete Margarita mit dem
Hammer die Saiten. Endlich hielt sie ermüdet inne und
ließ sich in einen Sessel plumpsen, um zu verschnaufen.
Im Badezimmer rauschte schrecklich das Wasser, in der Küche ebenfalls. Ich glaube,
es läuft schon über, dachte Margarita und sagte laut:
»Aber zum Ausruhen besteht noch kein Anlaß.« Schon fluteten Ströme aus der Küche in den Korridor. Mit bloßen Füßen durchs Wasser patschend, schleppte Margarita ganze Eimer voll aus der Küche ins Arbeitszimmer des Kritikers und goß sie in die Schreibtischschublade. Nachdem sie mit dem Hammer die Türen des Bücherschranks zertrümmert hatte, stürzte sie ins Schlafzimmer, zerschlug den Spiegelschrank, zog den Anzug des Kritikers heraus und ersäufte ihn in der Badewanne. Das volle Tintenfaß aus dem Arbeitszimmer entleerte sie über dem dick aufgeschüttelten Doppelbett. Die Verwüstung, die sie anrichtete, bereitete ihr großen Genuß, und doch schien ihr dauernd, als wären die Resultate kläglich.
Darum tat sie nun, was ihr gerade in den Sinn kam. Sie zertrümmerte die Gummibaumtöpfe
in dem Zimmer, in dem der Flügel stand. Doch bevor sie damit fertig war, kehrte
sie ins Schlafzimmer zurück, zerschlitzte mit einem Küchenmesser die Laken und
zerschlug die verglasten Fotografien. Sie spürte keine Müdigkeit, nur der Schweiß
rann in Bächen an ihr herunter. - (
meist
)
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