exenflug

Hexenflug

- Flug des Teufels und zweier Hexen in Tiergestalt

- Aus: Molitor, De lamiis et phitonicis mulieribus (um 1498)

Hexenflug (2) Delrio erklärt die Möglichkeit dieses noch heute stattfindenden Flugs der Hexer mit der Unbegrenztheit der Luft. Er verweist dabei auf die Macht der Dämonen & die der Schutzengel, auf Habakuk, den ein Engel nach Babylon zurückversetzte, den Diarehen Philippus, der den Kämmerer der Königin Kandake taufte & der sich statt in der Wüste plötzlich in der Stadt Aschdod wiederfand. Der Pfeil des Abaris, der Flug des Simon Magus, des Schwedenkönigs Erich, von dem Johannes Magnus berichtet, der des Ketzers Berengar, der sich, will man der Chronikvon Nagis Glauben schenken, in ein & derselben Nacht in Rom aufhielt & gleichzeitig in der Kirche von Tours eine Bibelstelle las, & einige Geschichten von Hexern genügenihm, um aus der Möglichkeit auf die Existenz zu schließen. Es fehlt nicht viel & er würde all jene als Ketzer bezeichnen, die das Gegenteil behaupten, jedenfalls läßt er keingutes Haar an Wyer & Godelman, nur weil sie sagten, daß alles, was die Hexer über den Sabbat berichten, nichtsanderes sei als der Ausfluß einer überhitzten Einbildungoder der schwarzen Galle, ein Trugbild des Dämons, & ihre Reise durch die Lüfte auf einem Besenstiel sowie allesübrige lediglich ein Traum, der sie stark bewege. - (enz)

Hexenflug (3) Margarita drückte den Besen vorn herunter, so daß der Stiel aufwärts wies, verlangsamte das Tempo und glitt der Erde zu wie auf einem Luftschlitten. Dieses Abwärtsgleiten bereitete ihr größten Genuß. Die Erde hob sich ihr entgegen, und in ihrem bislang formlosen schwarzen Dik-kicht zeichneten sich ihre Reize und Geheimnisse während einer Mondnacht ab. Die Erde kam auf Margarita zu, und schon umwehte sie der Duft grünender Wälder. Sie flog über die Nebelschleier einer betauten Wiese und über einen Teich hinweg. Unter ihr quakte ein Chor von Fröschen, und irgendwo in der Ferne hörte sie das erregende Rattern eines Eisenbahnzuges. Bald sah sie ihn. Langsam wie eine Raupe kroch er dahin und schleuderte einen Funkenwirbel in die Luft. Margarita überholte den Zug und flog abermals über einen Wasserspiegel hinweg, in dem unter ihren Füßen ein zweiter Mond schwamm, dann ging sie noch tiefer, so daß ihre Füße beinahe die Wipfel der mächtigen Kiefern streiften. Hinter sich vernahm Margarita ein näher kommendes Rauschen in der Luft, ähnlich dem Pfeifen einer Granate, und dann ein viele Werst weit hörbares Frauengelächter. Sie drehte sich um und erblickte undeutlich einen seltsam geformten dunklen Gegenstand, der ihr folgte. Als er näher kam, wurden seine Umrisse klarer, und sie sah, daß dort jemand rittlings flog. Zu guter Letzt war alles deutlich zu erkennen: den Flug verlangsamend, kam Natascha daher.

Splitternackt, mit flatternden Haaren, ritt sie auf einem dicken Eber, dessen Vorderhufe eine Aktentasche umklammerten, während die Hinterhufe erbittert in der Luft ruderten. Ein ab und zu im Mondlicht aufblitzender Kneifer, von der Nase gefallen, flog an der Schnur neben ihm her, und der Hut rutschte ihm immer wieder in die Augen. Als Margarita genauer hinsah, erkannte sie in dem Eber ihren Gatten Nikolai Iwanowitsch, und da brauste ihr Gelächter über den Wald und mischte sich mit dem Lachen von Natascha.

»Natascha, Mädchen!« schrie Margarita gellend. »Hast du dich mit der Creme eingerieben?«

»Mein Herzblatt!« antwortete Natascha, und ihr Geheul weckte den schlafenden Kiefernwald. »Du meine französische Königin, ich habe ja auch ihm die Glatze eingeschmiert!«

»Prinzessin!« brüllte weinerlich der Eber, der seine Reiterin im Galopp trug. - (meist)

Hexenflug (4)

Hexe auf einer Ziege reitend

- Albrecht Dürer

Hexenflug (5)

Hexenflug (6) Hinten den Buckel, vorne den Bauch, den Hals verdreht, die Haare pfeifend bei der Fahrt des Besens, mit dem sie sich durchbohrt, so gleitet sie dahin, als Vegetation des überroten Himmels, unter den Krallen und den Zeigefingern der Strasse, die zum Teufel führt. - (faust)

Hexenflug (7)

- Alfred Kubin

Hexenflug (8) Die Art aber des Ausfahrens ist diese: Sie haben sich eine Salbe aus den gekochten Gliedern von Kindern, besonders solcher, die vor der Taufe von ihnen getötet worden sind, zubereiten und nach der Anleitung des Dämons damit irgend einen Sitz oder ein Stück Holz zu bestreichen, worauf sie sich sofort in die Luft erheben, und zwar am Tage und in der Nacht, sichtbar wie auch unsichtbar, wenn sie es wollen, nach dem, daß der Dämon und zwar durch das Hindernis eines Körpers einen anderen Körper verbergen kann, wie über die gauklerische Vorspiegelung der Dämonenwerke gezeigt worden ist. Aber mag auch der Dämon derartiges meist durch eine solche Salbe zu dem Zwecke vollbringen, die Kinder der Gnade der Taufe und der Erlösung zu berauben, so hat man doch auch oft gesehen, daß er ohne dies handelte, wo sie denn auf Tieren, die jedoch keine wahren Tiere, sondern Dämonen in deren Gestalt waren, die Hexen trugen; oder sie fahren bisweilen ohne jede äußerliche Beihilfe, nur durch die unsichtbar wirkende Kraft der Dämonen aus. - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

Hexenflug (9)  Eine Hexe aus Breisach, von uns befragt, ob sie nur in der Phantasie und Vorstellung, oder aber auch körperlich ausfahren könnten, antwortete, „auf beide Arten". Wenn sie nämlich in einem Falle nicht körperlich ausfahren, aber doch wissen möchten, was in der betreffenden Versammlung von ihren Genossinnen verhandelt würde, dann würde von ihnen die Weise beobachtet, daß sich die Hexe im Namen aller Teufel auf die linke Seite schlafen legte: dann führe etwas wie ein bläulicher Dampf aus ihrem Munde, und alles sähe sie ganz deutlich, was dort verhandelt würde. Wenn sie aber körperlich ausfahren wollten, wäre es nötig, die oben erwähnte Weise zu beobachten.   - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

Hexenflug (10)  

"                  Denn die Sterne, sie haben umsonst nicht gefunkelt,
nicht umsonst ist da der Wagen, vom Nacken der Flügel-
schlangen gezogen." — Da w a r , aus dem Äther gesendet, der Wagen.

Als sie diesen bestiegen, gestreichelt der Drachen geschirrten
Hals und dann mit der Hand die leichten Zügel geschüttelt,
führte es hoch sie empor; sie sieht Thessaliens Tempe
unter sich liegen und lenkt auf Thracien zu ihre Schlangen,
mustert die Kräuter, die der erhabene Pelion trug und
Ossa, Othrys und Pindus und, größer als Pindus, Olympus,
reißt die Gewählten zum teil mit der Wurzel aus oder schneidet
ab mit der ehernen Schärfe der krummen Sichel die andern.
Auch vom Strand des Apidanus wählt sie viel seiner Kräuter,
viel vom Amphrysus, und du auch, Enipeus, gingest nicht frei aus.
Weder Peneus noch die Flut des Sperchius, sie durften
schuldig bleiben den Zoll, noch das Binsenufer von Bœbe.
Und auf Eubœa pflückt sie das Lebenskraut von Anthedon,
damals noch nicht so berühmt, weil des Glaucus Leib es verwandelt.
Und schon sah sie der neunte der Tage, die neunte der Nächte
all das Gefild in dem Drachengefährt überfliegen, dann kehrt sie
heim. Und es hatte da nichts als der Duft die Schlangen berührt, und
dennoch legten sie ab die Haut vieljährigen Alters.

- (ov)

Fliegen Hexe

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