- Jorge Luis Borges über
H. G. Wells' The Invisible Man, in:
Kabbala und Tango. Essays. Frankfurt am Main 1991
Unsichtbarkeit (2)
"Das Unsichtbare"
- Ernst Barlach, Illustration zu Der tote Tag, nach:
E. B. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Catherine
Krahmer. Reinbek bei Hamburg 1984 (rm 335)
Unsichtbarkeit (3) »Real, aber unsichtbar? Die Energie, der Klang, der Geruch, die Luft, die uns völlig umschließt — der Wind, von dem Sie genau wissen, daß er unsichtbar ist, denn Sie bringen auf Ihrem Flugzeug einen besonderen Apparat an, um ihn sichtbar zu machen! Sie werden zugeben, daß das genug unsichtbare Dinge sind!... Gut, das allein genügt, um die Vermutung, daß es unsichtbare Welten gibt, die nur aus dergleichen Dingen bestünden, jedes Vorwurfs der Unvernunft zu entledigen!«
»Zugegeben: Dinge. Aber Wesen?«
»Ach - Wesen! Was ist denn das, ein Wesen? Gehen wir so weit als möglich: was ist ein Mensch? Eine Seele und ein Leib. Ausgezeichnet. Aber die Seele ist ja immer unsichtbar; Sie sahen wohl niemals eine Seele allein Spazierengehen, nicht wahr? Schön. Und was den Körper betrifft — wenn wir von der Seele abstrahieren — mein Gott, der Körper besteht aus einer gewissen Menge von Materie, die nicht höher und nicht geringer einzuschätzen ist als ein gewisses Volumen Atmosphäre. Folglich sehe ich nicht ein, warum man der Materie irgendwelche Eigenschaften absprechen sollte, die man der Atmosphäre zuerkennt — sei es auch die Eigentümlichkeit, optisch nicht wahrnehmbar zu sein .,. Denn...
Denn vergessen wir eines nicht: Die Unsichtbarkeit ist nichts anderes als
eine Eigenschaft von Dingen, die keinen Eindruck auf unserer Netzhaut hervorrufen.
Daß ein Körper also unsichtbar ist, scheint mir nicht wunderbarer, als daß er
keinen Geruch oder keinen Geschmack besitzt. Wir dürfen uns daher nicht wundern,
daß dieses oder jenes Objekt unsichtbar ist, da wir doch ohne weiteres zugeben,
daß es nicht riecht oder die Geschmackspapillen nicht reizt. Halten Sie es für
absonderlich, daß Sie die Wolken nicht ziehen hören? Warum also staunen Sie
darüber, daß Sie die Sarvanten nicht vorüberfliegen sehen? Da Sie doch zugeben,
daß es Dinge gibt, die wir nicht greifen können, warum entschließen Sie sich
so schwer, die Existenz von unsichtbaren Körpern anzuerkennen? « - Maurice Renard, Die
blaue Gefahr. Frankfurt am Main 1989 (st 1596, Phantastische Bibliothek
225, zuerst
1911)
Unsichtbarkeit (4)
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