irchengeschichte M. Fréret: Lest nur die Kirchengeschichte nach; seht Euch die Donatisten und ihre Gegner an, die sich mit Knüppeln niederschlagen, die Athanasianer und die Arianer, die das römische Reich wegen eines Zwielauts mit Gemetzel erfüllen. Seht Euch an, wie diese barbarischen Christen sich bitter beklagen, daß der weise Kaiser Julian sie daran hindert, sich gegenseitig umzubringen und zu zerfleischen. Betrachtet diese furchtbare Folge von Blutbädern; so viele den Martertod sterbende Bürger, so viele ermordete Herrscher, die auf euren Konzilien entflammten Scheiterhaufen, zwölf Millionen Unschuldige, Bewohner einer neuen Hemisphäre, getötet wie wilde Tiere in einem Gehege, unter dem Vorwand, sie hätten keine Christen werden wollen; und in unserer alten Welt, alle die Christen, die sich unablässig gegenseitig opfern, alte Leute, Kinder, Mütter, junge Mädchen, in Menge verendend im Kreuzzug gegen die Albigenser, in den Hussitenkriegen, in denen der Lutheraner, der Calvinisten, der Wiedertäufer, in der Bartholomäusnacht, bei den Massakern in Irland, denen in Piemont, denen in den Cevennen, indessen ein Bischof von Rom, weichlich gebettet auf einem Ruhepfühl, sich die Füße küssen läßt und fünfzig Kastraten ihr Gefistel hören lassen, um ihm die Zeit zu vertreiben. Gott ist mein Zeuge, daß dieses Abbild getreu ist, und Ihr würdet nicht wagen, mir zu widersprechen.
Der Abbé: Ich gebe zu, daß hieran etwas
Wahres ist. Jedoch, wie der Bischof von Noyon zu sagen
pflegt: das sind keine Gespräche, die sich an der Tafel schicken. Die Diners
wären allzu trübselig, wenn sich das Gespräch lange Zeit mit den Greueln des
menschlichen Geschlechts befassen würde. Die Geschichte der Kirche beeinträchtigt
die Verdauung. - Voltaire, Das Diner beim Grafen
Boulainvilliers, nach (
vol
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