ischof
Ein Fest wie damals, als der
Erzbischof Kohn zu Besuch kam, Haare wie Flachs, goldener Zwicker,
am Finger den Ring im Wert von einigen Millionen und eine Moschuswolke
um sich wie ein Barmädchen, die Weiber wollten ihm die Hand küssen,
aber die Kanoniker schubsten sie weg, damit sie dem Erzbischof
nicht den Ärmel besabberten, den Notarsfräulein im Schloß jedoch
küßte er selber die Hände, ganz anders in diesen Dingen war der
Erzbischof Stojan, ein schrecklich gutmütiger Mensch, der alles
verteilte und dem es egal war, ob ein Bettler soff oder nicht,
jeder bekam einen Gulden, das sind die Unterschiede der Lebewesen,
ich erinnere mich an den Erzbischof Bauer, der war so häßlich
im Gesicht, daß einem angst werden konnte, lauter Geschwüre und
lauter blaues Blut, das war sehr unangenehm bei der Firmung,
und noch viel schlimmer wirkte es sich aus, wenn er zu Sterbenden
gerufen wurde, während der Letzten Ölung standen ein paar wieder
auf, so sehr waren sie erschrocken über die Häßlichkeit des blauen
Bluts, immerhin gabs unter den Geistlichen auch Menschenfreunde
wie den Erzbischof Precan, der während einer deftigen Kirchenfeier
meine Mutter bei den Händen packte und ihr zuredete: Mutter,
Gott grüße Sie, passen Sie auf, daß man Sie nicht niedertrampelt,
und er erteilte ihr den Segen, gab ihr sogar einen Gulden drauf,
weil er die Frauen über alles schätzte, diese Hauptstützen der
Kirche, o ja, er liebte es, über ungewöhnliche Themen zu predigen,
zum Beispiel darüber, daß ein Christ nicht nach Schnaps riechen
darf, wenn er das Gotteshaus betritt, und doch sind fast alle
Erzbischöfe richtige Sportler, was die Fresserei angeht, so hat
der Precan, ich weiß es von Gewährsleuten, auf einen Sitz einen
ganzen Tiegel voll Tauben gefressen, und sein Kollege Bauer schaffte
zum Mittagessen allein ein ganzes Spanferkel, dazu trank er ein
halbes Fäßchen Bier.
- Bohumil
Hrabal, Der Tod des Herrn Baltisberger. In: B. H., Die Bafler.
Erzählungen. Frankfurt am Main 1966 (es 180, zuerst 1964)
Bischof (2) Eléonor von Estampes hatte sehr gründlich studiert und besaß ein gutes Gedächtnis; er hat etwas geschrieben. Er besaß einen anmutigen Geist und war von gefälligem Äußeren; aber nie gab es jemanden, der so zum guten Essen und zur Gaunerei geboren war; ein guter Hofmann, will sagen ein Feigling und ein Schmeichler. Er besaß die Abtei von Bourgueil in Anjou seit seiner Kindheit; danach wurde er Bischof von Chartres und endlich Erzbischof von Reims, als man Herrn von Guise den Prozeß machte.
Wir müssen mit Bourgueil beginnen. Man hat mir in jener Gegend
versichert, daß er einer Liebesgeschichte
wegen aus Eifersucht, noch bevor die Ordensreform dort eingeführt
war, in einem Keller einen der Mönche durch Hammerschläge töten
ließ. Was die Gaunereien angeht, so ist er damit verfahren wie
anderswo und in einem solchen Maße, daß die Einwohner nicht mehr
wagten, ihren Reichtum sehen zu lassen. - (
tal
)
Bischof (3) Wir reisten in
zwei Tagen von Caën nach Avranches und fanden dort den guten
Bischof seit acht Tagen tot und begraben. Er war der Onkel
Tessés, ein sehr frommer Bischof und so besorgt, er könnte außerhalb
seiner Diözese vom Tod ereilt werden, daß, um dieses Unglück
zu vermeiden, er sie gar nicht mehr verlassen hat. Ich kenne
andere, bei denen der Tod sehr genau zielen müßte, um sie innerhalb
ihres Sprengels zu treffen. - (
sev
)
Bischof (4) In unsern vom
ersten Morgenschein schwach erhellten Kerker trat, ganz allein,
ein schwarzer Mann, kaum von Mittelgröße und, trotz seiner Beleibtheit,
von ungemein beweglichem Gang und Körper. Sofort fiel mir ein
scharfer Geruch auf, der von dem rasch
hin und her geworfenen, schwarzen Priesterrocke
des Mannes ausging. Es roch in der Tat nach Raubtier. Dieser
Seelsorger mit rundem Gesicht und angenehm geröteten Wangen,
- ein behagliches Weinfaß von einem Mönch, wie man hätte vermuten
mögen, wäre nicht der eigentümlich starre, halb herrische, halb
lauernde Blick
seiner gelben Augen gewesen, - dieser
Mann, ohne jede besondere Auszeichnung an seinem Gewand und ohne
alle Begleitung - denn war sie vorhanden, so blieb sie jedenfalls
unsichtbar - war, das wußte ich sofort. Seine Lordschaft, Sir
Bonner, der Blutige Bischof von London. - Gustav Meyrink,
Der Engel vom westlichen Fenster. München 1984 (zuerst 1927)
Bischof (5) Als ich durch Noyon kam,
besuchte ich dort den Bischof. Er war ein Clermont-Tonnerre, ein Freund und
Verwandter meines Vaters, berühmt wegen seiner Eitelkeit sowie der Taten und
Aussprüche, die dieser Eitelkeit entsprangen. Sein Haus war von oben bis
unten mit Wappen geschmückt; auf allen Vertäfelungen prunkten Grafen-
und Pairsmäntel ohne Bischofshut; wohin man auch blickte: Schlüssel,
sogar auf dem Tabernakel seiner Kapelle; seine Wappenzeichen auch auf dem Kamin
zusammen mit allen nur denkbaren Ornamenten, mit Tiaren, Rüstungen, Bischofshüten
usw.; in seiner Galerie hing eine Karte, ich hätte sie für die Darstellung
eines Konzils gehalten, wären nicht rechts und links zwei Nonnen gewesen;
es war eine Versammlung der männlichen und weiblichen Heiligen
seiner Familie. Dann gab es noch zwei weitere genealogische
Tafeln, auf der einen las man die Überschrift: »Die Abstammung des
allererlauchtigsten Hauses Clermont-Tonnerre von den Kaisern des Orients«,
und auf der anderen: ». . . von den Kaisern es Okzidents«. - (
sim
)
Bischof (6)
Bischof (7) Mit abgeschlagener Mitra gelang es dem Bischof nur mit Mühe, seine Geschäfte zu verrichten, denn er hatte die Angewohnheit, ihnen nisi in pontificalibus zu obliegen. Deshalb betrat er den Abtritt mit tausenderlei Dingen proviantiert, die die Eigenschaft haben, den Stuhlgang zu fördern.
Auf dem Brett, an dem gewöhnlich Papierzylinder abrollen, paradierte mistkäfergrün die kleine, fette Büste eines jovialen kleinen Mannes mit schäbig-kurzem Bart.
Auf der Hemisphärität seines Sockels watschelte der joviale kleine Mann nach rechts und links, und hätte der Bischof zuvor unsere Reise gemacht, so hätte er den von der Insel der Wohlgerüche verjagten läufigen Krüppel wiedererkannt. Ich habe inzwischen erfahren, dass er ihn auf eine weniger kostspielige und für ihn typischere Weise auf der gut bürgerlichen Standuhr im Salon einer alten Dame kennengelernt hatte. Der tellerplatte beinlose Krüppel reckte sich auf den künstlichen Hinterbeinen seines Untersatzes in die Höhe und reichte dem Bischof zuvorkommend einen quadratischen Notizblock zum Abputzen:
.Ich hatte ihn für meine Mutter aufgehoben., sagte er, aber so wie ihr gestattet auch Ihnen (er zeigte auf den Amethyst des Bischofs) der christliche Glaube, mit innerem Frieden die finstersten Dinge zu lesen. Sie haben diese Art meiner Dienstleistungen noch nicht beansprucht. aber Sie werden sehen, dass Sie meinem Wesen noch mehr entspricht. .
.Aber wozu dieses Papier...? ., sagte der Bischof. .Lesen Sie beharrlich mit ganzem Auge, das heisst mit dem geheimsten. Dieses Papier ist unübertroffen. Wenn Sie nur wüssten, wie Sie das zum Sch ...... bringt!.
.Sie überzeugen mich., sagte der Bischof.
.Nehmen Sie also Platz inmitten dieser Haufen von weniger wirksamen Zäpfchen. Es ist Zeit: Ich allein kann noch hinter dem Ungefähr dieser angehäuften Worte den UNERGRÜNDLICHEN ABGRUND erkennen. .
Er sprang rüstig in die bezeichnete Tiefe, und in der Doppelwindung des Abflussrohrs
verebbte der Hall seines Zinkuntersatzes wie ein das Treppengeländer herunterrutschender
Panzerhandschuh: aber die in die konkave Rohrflöte einaelegten Verse der Herren
Déroulède und Yann-Nibor stützten ihn mit ihren Russen.
- (
faust
)
Bischof (8)
Bischof (9) Bischof, ein vortreffliches
Getränk, das nach starken Strapazen, ja selbst nach starken Mahlzeiten vorzügliche
Empfehlung verdient. Mäßigkeit ist jedoch, wie immer, so auch beim Genuß dieses
herrlichen Getränkes anzuraten. Es gibt verschiedene Arten, den Bischof zu bereiten.
Die empfehlenswerteste ist, indem man reife und saftige Orangen in ihrer Schale
einschneidet und sie über glühenden Kohlen so lange röstet, bis die Schale schwarz
wird, dann legt man sie in einen irdenen glasierten Topf, übergießt sie gleich
mit gutem Rotwein, setzt Zucker zu, auch ein Stück geröstetes Brot, etwas Muskat
und Zimt, deckt das Gefäß zu und läßt es einige Stunden stehen, am besten in
heißer Asche, wobei man die Orangen mehrmals ausdrückt. Dann seiht man den Wein
durch ein Tuch und serviert das Getränk gewöhnlich warm, zuweilen aber auch
auf Eis. - (ap)
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