Verdauung   Gemütszustände, welche die Organe der Verdauung lähmen, sind die nachfolgenden:

Zuerst: die Schläfrigkeit. Diese gefährliche Stimmung wird teils durch eigene Gedankenlosigkeit herbeigeführt, teils und vornehmlich, indem ein und der andere Tischfreund das Gespräch an sich reißt, um unbedeutende Gedanken in einem schleppenden Tone vorzutragen.

Zweitens: die Betäubung; sie ist die Folge eines zu lauten Geräusches oder sinnlosen Durcheinanderredens, heftigen Lachens und ähnlicher Ausschweifungen. Auch die Tafelmusik pflegt zu betäuben und ist daher verwerflich. Schon Shakespeare wirft den Deutschen vor, bei Tische überlaut zu sein. Dieser Vorwurf trifft gegenwärtig mehr die Gastzimmer der deutschen Wirtshäuser oder die bürgerlichen Gelage mancher Landstriche, als das Allgemeine der Nation.  - Karl Friedrich von Rumohr, Geist der Kochkunst. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1822)

Verdauung (2) Wenn die Speise zum Magen gelangt ist, so ist die erste Kraft, die auf sie einwirkt, die Verdauungstätigkeit. Sie reinigt die Speise. Dann werden ihre reinen Teile zur Leber hingezogen, und sie werden in der Leber ein weiteres Mal gekocht. Dann verteilt diese Verdauungskraft die Speise auf die Gefäße und die Organe, die bereit sind, sie aufzunehmen. Jeder Körperteil bekommt nun von ihr, was ihm ähnlich ist, damit sich dadurch Wachstum ergeben kann, das heißt eine Zunahme an allen Enden, an Länge, Breite und Tiefe. Was nun bei der letzten Verdauung übrigbleibt, wird in das Rückenmark geschickt und vom Rückenmark in die Hoden. Dort wird es dann in den Samen verwandelt, und nun kitzelt es und erregt es, wie es beim erregten Deckhengst ist. Es kommt dann nicht zur Ruhe, bis diese Substanz vermindert ist, und das ist die Ursache für die Vereinigung von Mann und Frau.  - Al-Qazwíní, nach: Der Rabe, Magazin für jede Art Literatur Nr. 35, Zürich 1993

Verdauung (3) Dies stellt die organische Assimilation dar. Das Nahrungsmittel, das in die Sphäre des organischen Lebens tritt, wird in diese Flüssigkeit getaucht und wird selbst diese aufgelöste Flüssigkeit. Wie ein Ding zum Geruche wird, zum Aufgelösten, zu einer einfachen Atmosphäre, so wird es dort einfache organische Flüssigkeit, worin dann nichts mehr von ihm oder seinen Bestandteilen zu entdecken ist. Diese sich selbst gleichbleibende organische Flüssigkeit ist das Feuerwesen des Unorganischen, das darin unmittelbar in seinen Begriff zurückkehrt; denn Essen und Trinken macht die unorganischen Dinge zu dem, was sie an sich sind. Es ist das bewußtlose Begreifen derselben, und sie werden darum so Aufgehobene, weil sie es an sich sind. Dieser Übergang muß sich gleichfalls als vermittelter Prozeß darstellen und die Gliederung seines Gegensatzes entfalten. Aber die Grundlage ist, daß das Organische das Unorganische unmittelbar in seine organische Materie reißt, weil es die Gattung als einfaches Selbst und damit die Kraft des Unorganischen ist. Wenn das Organische durch die einzelnen Momente hindurch das Unorganische allmählich zur Identität mit sich bringt, so sind diese weitläufigen Anstalten der Verdauung durch Vermittlung mehrerer Organe zwar für das Unorganische überflüssig, aber doch der Verlauf des Organischen in sich selbst, der um seiner selbst willen geschieht, um die Bewegung und somit die Wirklichkeit zu sein; wie der Geist nur um so stärker ist, je größer der Gegensatz war, den er überwunden hat. Das Grundverhältnis des Organismus aber ist diese einfache Berührung, worin unmittelbar das Andere auf einmal verwandelt wird.  - Hegel, nach (lte)
 

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