a und
wenn die sagen es gibt keinen Gott dann kann ich bloß sagen ich pfeif auf ihre
ganze Gelehrsamkeit wieso gehn sie nicht hin und schaffen selber mal was hab
ich ihn oft schon gefragt diese Atheisten oder wie die sich nennen solln doch
erstmal vor ihrer eigenen Haustür kehren aber dann heulen sie nach dem Priester
wenns ans sterben geht und warum ja warum weil sie Angst
vor der Hölle haben wegen ihrem schlechten Gewissen
ah ja mir machen die nichts vor wer war denn das erste Wesen im Weltenraum bevor
daß sonst jemand da war der alles geschaffen hat wer denn ah das wissen sie
nicht genau so wenig wie ich da sitzen sie da sie könnten ebenso gut versuchen
daß sie die Sonne am aufgehn hindern morgen früh die Sonne die scheint für dich
allein hat er damals gesagt an dem Tag wo wir unter den Rhododendren lagen oben
auf dem Howth in dem grauen Tweedanzug und mit dem Strohhut an dem Tag wo ich
ihn so weit kriegte daß er mir den Antrag gemacht hat ja zuerst hab ich ihm
ein bißchen von dem Mohnkuchen aus meinem Mund gegeben und es war Schaltjahr
wie jetzt ja vor 16 Jahren mein Gott nach dem langen Kuß
ist mir fast die Luft ausgegangen ja er sagte ich wäre eine Blume des Berges
ja das sind wir alle Blumen ein Frauenkörper ja da hat er wirklich mal was Wahres
gesagt in seinem Leben und die Sonne die scheint für dich allein heute ja deswegen
hab ich ihn auch gemocht weil ich gesehn hab er versteht oder kann nachfühlen
was eine Frau ist und ich hab auch gewußt ich kann ihn immer um den Finger wickeln
und da hab ich ihm die ganze Lust gegeben die ich konnte und hab ihn so weit
gebracht daß er mich gebeten hat ja zu sagen und zuerst hab ich gar keine Antwort
gegeben hab bloß so rausgeschaut aufs Meer und über den Himmel ich mußte an
so viele Sachen denken von denen er gar nichts wußte Mulvey und Mr Stanhope
und Hester und Vater und der alte Captain Groves und die Matrosen die alle Vögel
fliegen hoch und ich ruf bückt euch und Geschirrspülen wie sie das nannten spielten
am Pier und die Wache vor dem Haus des Gouverneurs mit dem runden Ding um den
weißen Helm der arme Teufel halb gebraten war er und die spanischen Mädchen
wie sie immer am lachen waren in ihren Schals und mit den großen Kämmen und
die Versteigerungen morgens immer die Griechen und Juden und Araber und weiß
der Teufel wer sonst noch alles von allen Enden Europas und die Duke Street
und der Geflügelmarkt wie da alles am gackern war vor Larby Sharon und die armen
Eselchen wie die halb im Schlaf da langschlichen und die Gammelbrüder mit den
Mänteln die auf den Treppenstufen schliefen im Schatten und die großen Räder
der Ochsenkarren und das alte Schloß tausende von Jahren alt schon ja und die
hübschen Mauren alle ganz in weiß und mit Turbanen wie Könige wie sie einen
baten man soll doch Platz nehmen in ihren winzig kleinen Lädchen und Ronda mit
den alten Fenstern der posadas hinterm Gitter zweier Augen Glanz für ihren Liebhaber
daß er das Eisen küßt und die Weinhand-lungen die immer halb offen hatten nachts
und die Kastagnetten und an dem Abend wo wir das Fährschiff in Algeciras verpaßt
hatten der Wächter wie er so heiter und alles in Ordnung herumging mit seiner
Laterne und oh der reißend tiefe Strom oh und das Meer das Meer glührot manchmal
wie Feuer und die herrlichen Sonnenuntergänge und die Feigenbäume in den Alamedagärten
ja und die ganzen komischen kleinen Straßen und Gäßchen und rosa und blauen
und gelben Häuser und die Rosengärten und der Jasmin und die Geranien und Kaktusse
und Gibraltar als kleines Mädchen wo ich eine Blume des Berges war ja wie ich
mir die Rose ins Haar gesteckt hab wie die andalusischen Mädchen immer machten
oder soll ich eine rote tragen ja und wie er mich geküßt hat unter der maurischen
Mauer und ich hab gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit
den Augen gebeten er soll doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt
ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den
Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen daß er meine Brüste
fühlen konnte wie sie dufteten ja und das Herz ging ihm wie verrückt und
ich hab ja gesagt ja ich will Ja.
- (
joy
)
Ja (2) Die Hand- und Gliedergreiflichkeiten
mit Rosa, die sind mit Wörtern so ruhig herzustellen,
als hätten wir zusammen Mathematikaufgaben gemacht. Und ich war damals sicher
nicht ganz so dienstlich, wie ich mir das erdachte. Auch ich, o Augustine, ziehe
in der Erinnerung den Honig dem Most vor, mich beider erinnernd, unterscheide
ich sie, aber ich habe wirklich nichts davon, denn schmecken tut der Erinnerungshonig
so wenig wie der Erinnnerungsmost. Oder ich leg mir Rosa wieder zu Seite! Ja,
gibt es denn Keuscheres als so eine nackte Erinnerungsrosa im bloß noch denkbaren
Bett. Rosa, ein Wort, Bett, ein Wort, Rosa, Deine Knie
undsoweiter, kann ich was streicheln, kratzen, könnt ihr mir irgendetwas Spürbares
tun? Rosa, mit Deinen Schreilauten bleibst Du für immer die größte Vokalistin,
begründest mir den Typ Zwei: die Schreierin. Da wird Birga böse sein, ich kannte
Dich nämlich längst durch Birga, die auch eine Schreierin ist. Ihr biegt den
Kopf zur Seite ab. Kriegt rasch das Pferdegesicht. Weite Nüstern. Ihr braucht
eine Menge Atem. Kommt aber mit wenigen Wörtern aus. Rosa reduzierte sich auf
JA. Ganze Ketten von JA'S. Dann wieder ein einsames JA. Und gleich wieder ein
ganz anderes JA. Als käme sie vorwärts und entdeckte was dabei. Und entdeckte
so von einander Verschiedenes, daß kaum ein JA dem anderen glich. Sie fährt
im dunklen Tunnel, kommt hinaus und schreit überrascht: JAA. Einige JA'S haben
die Glaubwürdigkeit fröhlich freiwilliger Geständnisse: JA-JA-JAA - ich geb
es doch zu, JA-DOCH-JAAA. (Natürlich bricht ihr bei solchen Schreien jedes Mal
die tiefe Stimme.) Dann das St. Gotthards-JA: auf der Nordseite regnet es, auf
der Alpensüdseite stößt man plötzlich ins schönste Wetter und ist staunend und
JA-jubelnd einverstanden. Das nächste JA ist heftig reflektorisch; Meingott-das-ist-JA.
Dann das jagende Dreifach-JA, das man ausstößt, wenn der, der einen am Rücken
kratzt, endlich die richtige Stelle findet. Mit den JA'S lenkt man ihm die Hand
und löst sich auf in einem Erlösungs-JAA. Plötzlich ein NEIN. Ungläubig, staunend.
Noch ein NEIN. Eine Serie von NEIN'S, die nicht wahrhaben wollen. Man trägt
ihr den Mann tot ins Zimmer: dieses NEIN-NEIN schreit sie. Und mit jedem NEIN
niegen die Hände. Ballen sich plötzlich, hämmern trotzige NEIN'S ins Bett, werden,
immer noch als Fäuste, vor den Mund gepreßt. Viele NEIN'S verschwinden in einem
Gewimmer. Die Augen sind überschwemmt. Da springen wohl Quellen. Das ganze Gesicht
steht gleich unter Wasser. Das sind Tränen. Mit denen kommen die JA'S wieder.
Schwer niedergehende JA'S jetzt. Jedes JA jetzt eine Wucht. Moderato-maestoso.
Dann al fine con moto zunehmend ein Endspurt mit treibenden Achtel-JA'S, Sechzehntel-JAA'S,
Sportplatz-JA's, dem Favoriten zugeschrien, für die letzten 20 Meter, daß es
der Weltrekord wird, dem er schon entgegenläuft. Zweiunddreißigstel-JA's, nein,
Vierundsechzigstel-JA's, oder sind das schon Indianer? Wer möchte da noch irgend
einen Hohen Laut ausschließen! Der Sportler jedenfalls stürzt hier ins Ziel
und das Ziel stürzt ihm-nur-ihm in seinen letzten Riesenschritt entgegen wie
auf keinem anderen Sportplatz der Welt. Wieviel später folgen dann weltlich-gebräuchliche
Jaja's, Abschminkkommentare, Kabinen-Seufzer. Aber auch diese Nachhall-JA's
haben noch einen fast feierlichen Rand. Jedes beansprucht eine Lichtung für
sich. Ach Du schön positive Welt. - Martin Walser, Das Einhorn. Frankfurt
am Main 1966
Ja (3) Das Mädchen
richtete sich im Bett auf und hörte sich Duffys Teil
des Gesprächs mit an. Zum größten Teil bestand der aus Pausen, Grunzern, »Nein«,
»Doch, doch« und »Also gut«. Duffy sagte niemals »Ja«. Wenn er bei einem war
und »Ja« meinte, nickte er einfach. Am Telefon sagte er »Doch, doch« oder »Also
gut«. Hätte man Duffy gefragt, ob er einen heiraten würde, und er hätte es gewollt,
hatte er auch nur »Also gut« gesagt. Ganz sicher konnte sie sich natürlich nicht
sein, aber sie vermutete es jedenfalls. Sie hatte Duffy nur einmal einen Antrag
gemacht, und da hatte er »Nein« gesagt. - Dan Kavanagh, Duffy.
München 2006 (zuerst 1980)
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