renzwert Wollt
Ihr mir glauben, gut. Jetzt will ich Euch sagen, wie Ottavia beschaffen ist,
die Spinnennetz-Stadt. Da ist ein Abgrund zwischen zwei abschüssigen Bergen:
Die Stadt liegt über der Leere, ist mit Tauen und Ketten und Stegen an den beiden
Bergrücken festgemacht. Man läuft über die Holzplanken und gibt acht, daß man
den Fuß nicht in die Zwischenräume setzt, oder man hält sich an den hänfenen
Netzmaschen fest. Unten ist Hunderte und Hunderte von Metern nichts: Ein paar
Wolken ziehen dahin; noch weiter unten kann man den Boden der Schlucht erkennen.
Die Grundlage der Stadt: ein Netz, das als Passage und Halt dient. Alles andere steht nicht oben, sondern hängt unten: Strickleitern, Hängematten, Häuser in Sackform, Kleiderbügel, Terrassen wie Schiffchen, Wasserschläuche, Gashähne, Bratenwender, an Schnüren hängende Körbe, Lastenaufzüge, Duschen, Trapeze und Ringe zum Spielen, Drahtseilbahnen, Lüster, Töpfe mit Hängepflanzen.
Über dem Abgrund schwebend
ist das Leben der Einwohner Ottavias weniger unsicher
als in anderen Städten. Sie wissen, daß ihr Netz
nicht mehr als ein Bestimmtes trägt. - Italo Calvino, Die
unsichtbaren Städte. München 1977 (zuerst 1972)
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