efährten   Als Achtzehnjähriger in den Besitz eines riesigen Vermögens gekommen, hat der Herzogs de Blangis es durch zahlreiche Gaunereien und Verbrechen noch vergrößert.  Keine Leidenschaft, kein Laster ist ihm fremd, sein Herz ist härter als Stein. Er hat alle Verbrechen, alle Schändlichkeiten begangen. Man muß rundum böse sein und nicht »tugendhart im Verbrechen und verbrecherisch in der Tugend«. Das Laster ist für ihn die Quelle der »herrlichsten Wonnen« Er ist der Meinung, daß das Recht des Stärksten immer das beste ist. Er hat seine Mutter getötet, seine Schwester vergewaltigt. Dreiundzwanzigjahng hat er sich mit »drei Gefahrten des Lasters« zusammengetan.

Er betreibt Straßenraub, entfuhrt zwei hübsche Madchen beim Opernball aus den Armen ihrer Mutter. Er tötet seine Frau, heiratet die Geliebte seines Bruders, die Mutter Annes, einer Heldin des Romans.

Vom Äußeren her ist er ein Herkules. Dieser Mann, jetzt um die Fünfzig, ist ein »Meisterstuck der Natur«. Man wurde diesen Gotteslästerer selber für einen Gott halten, den Gott der Lüsternheit. Er ist so stark, daß er ein Pferd zwischen den Beinen ersticken könnte. Auch mit dem Mund leistet er Unvorstellbares. Er trinkt zu jeder Mahlzelt zehn Flaschen Burgunder.

Der Erzbischof, sein Bruder, ähnelt ihm, ist jedoch schwächer und durchgeistigter. Seine Gesundheit ist nicht so unverschämt. Er zählt fünfündvierzig Jahre, hat schöne Augen, einen häßlichen Mund und einen weibischen Körper.

Mit sechzig Jahren der älteste ist der Präsident Curval; groß, schmächtig und hager, sieht er wie ein Skelett aus. Eine lange spitze Nase über einem aschgrauen Mund. Er ist behaart wie ein Satyr. Er ist impotent. Er hat stets das Verbrechen geliebt: »Er beschaffte sich von überallher Menschen, die er seinen perversen Neigungen opferte.« Am liebsten sind ihm Giftmorde.

Der Vierte im Bunde, Durcet, ist dreiundfünfzig Jahre alt; er ist weibisch, klein, dick und fett. Sein Gesicht ist frisch. Er brüstet sich damit, eine sehr weiße Hautfarbe zu haben, Hüften wie eine Frau, eine sanfte und angenehme Stimme. Tatsächlich ist er von Jugend an der Gespiel des Herzogs gewesen.  - (apol)

Gefährte (2)  Rashomon wartet auf das Ende des Regens. Er reibt seine brennenden Augen und baut eine Falle, stark wie für einen Löwen. Er fängt ein Reh darin und spielt mit ihm wie mit einem Kätzchen. Er brät es und frisst es und rülpst und schläft wieder ein. Jetzt ist er zum vierten Mal allein. Keine Aussicht auf einen Gefährten. Ein Schriftgelehrter aus China kommt vorübergewandert und bleibt bei Rashomon, solange es Herbst wird. Rashomon wird geschliffen wie Elfenbein und seine Reden werden graziös. Trotzdem bekommt er Lust, einen neuen Raubzug auszuführen. Er schickt den Gelehrten fort, ohne das Schreiben erlernt zu haben. Der schöne, ernste Wald ist längst grün geworden. Die Nachtigallen singen die ganze Nacht. Ein neues Verbrechen will sich vorbereiten. Er hüllt sich in seinen Mantel und legt sich unter die Bäume dicht am Wege. Ein junges Mädchen kommt in ihrem Festtagskleid vorübergeschritten. Sie wiegt sich in den Hüften und singt. Rashomon springt wie ein Tiger auf ihren Rücken und begräbt sie unter sich.

Er erleidet eine lange Wollust und seine Beine werden feucht. Er erwürgt sie und zerteilt ihre Glieder mit seinem Messer. Den Kopf mit dem langen, lieblichen Haar pflanzt er auf einen Bambusstab und die Augen holen sich die Raben.

Rashomon legt sich in die Löwengrube und wartet auf den Tiger. Der Tiger kommt und ist gefangen.

Rashomon nimmt ihn als Gefährten in seine Höhle und sie leben zusammen.

Sie sind beide wild und unabhängig und vertragen sich gut.  - Unica Zürn, Der Hinterhalt. In: U. Z., Das Weiße mit dem roten Punkt. Texte und Zeichnungen. Frankfurt am Main - Berlin 1988

 

Geselligkeit Begleitung

 

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