üsternheit     Es ist bekannt, daß der niederträchtige und ruchlose Sartine Ludwig XV. Lüsternheit stimulierte, indem er ihm dreimal wöchentlich von der Dubarry intime und von ihm ausgeschmückte Einzelheiten von all dem vorlesen ließ, was in den schlechten Häusern von Paris vor sich ging. Diese Abart der Ausschweifung des französischen Nero kostete den Staat drei Millionen! - Marquis de Sade, Die Philosophie im Boudoir. Gifkendorf 1989 (zuerst ca. 1790)

Lüsternheit (2) »Haben Sie nichts gefunden?« fragte ihn Maigret. während er sich seine Pfeife stopfte.

»Ich habe einen Blick in die Schubladen geworfen. Sehen Sie einmal im linken Kommodenfach nach.«

Es war bis an den Rand voller Fotografien von Arlette. Einige waren Reklamefotos wie die in dem Schaukasten vom Picratt Sie trug darauf ein schwarzes Seidenkleid, aber nicht das, das sie jetzt anhatte, sondern ein besonders enganliegendes.

»Haben Sie ihre Nummer mal gesehen, Lognon? Sie sind doch hier aus der Gegend.«

»Ich habe sie nie gesehen, aber ich weiß genau, welcher Art sie war. Wie Sie auf den Bildern, die da obenauf liegen, erkennen können, drehte sie sich im Takt der Musik und zog dabei langsam ihr Kleid aus, unter dem sie nichts trug. Zum Schluß war sie dann splitternackt.«

Als Lognon das sagte, schien seine lange, knollige Nase sich vor Erregung zu röten. »So was sollen sie ja in Amerika viel auf der Bühne machen. Sobald sie nichts mehr am Leib hatte, ging das Licht aus.«

Nach kurzem Zögern setzte er hinzu:

»Sie sollten mal unter ihrem Kleid nachgucken.«

Zu seiner Überraschung tat Maigret aber nichts dergleichen, und so murmelte Lognon schließlich:

»Der Doktor, der sie untersucht hat, hat mich extra gerufen, um es mir zu zeigen. Sie ist vollkommen nackt. Selbst auf der Straße trug sie keine Unterwäsche.«

Warum waren sie plötzlich alle drei verlegen? Wie auf Verabredung vermieden Sie es, zu der auf dem Ziegenfell ausgestreckten Toten hinzublicken. Maigret warf nur noch einen flüchtigen Blick auf andere, bedeutend kleinere Fotos, zweifellos Amateuraufnahmen, die alle Arlette nackt und in den gewagtesten erotischen Stellungen zeigten.

»Sehen Sie doch mal nach, ob Sie irgendwo einen Umschlag finden«, sagte er dann zu Lognon.

Woraufhin dieser stumm grinste, wohl weil er annahm, der Kommissar wolle die Fotos mitnehmen, um sich in seinem Büro an ihnen zu weiden. - Georges Simenon, Maigret und die Tänzerin Arlette. München 1972 (Heyne Simenon-Kriminalromane 4, zuerst 1950)

Lüsternheit (3)  Riemenschneider gähnte ausgiebig und tippte sich mit einer affektierten Höflichkeitsgeste auf den Mund. Er fühlte sich sehr angenehm und behaglich. Dem Himmel sei Dank für Joe Cool. Sonst... Nun, es wäre ziemlich hart gewesen, völlig pleite und ohne Unterschlupfmöglichkeit aus dem Gefängnis zu kommen. Nun war er versorgt - alle Unkosten würden bezahlt, während die anderen den Handel abschlössen. Dann kam vielleicht der letzte große Fischzug, der, von dem alle träumten. Er würde nach Mexiko gehen - nach Mexiko City, wo ein Mann mit hunderttausend amerikanischen Dollar leben konnte wie Gott in Frankreich -

An seiner Zigarre ziehend, ließ er seine Phantasie schweifen. Junge Mädchen! Dunkle, düstere, sinnliche, junge mexikanische Mädchen - und den ganzen Tag über nichts zu tun, als unter der heißen südlichen Sonne hinter ihnen her zu sein. Ein angenehmer Gedanke. Sehr angenehm in der Tat.

Einen Augenblick lang sah sein blasses, schlaffes, dickes Gesicht beinahe menschlich aus, aber es gewann seine kleiderpuppenartige Unbewegtheit zurück, als sich die Tür öffnete. - W. R. Burnett, Asphaltdschungel. München u.a. 1963

Lüsternheit (4) - Lascivité (Moral). Eine Art Schwäche,Tochter des Müßiggangs, der Verschwendung & des Wohlstands, Aus diesem Grund nennt Terenz in der Andria die Vergnügungen der Mächtigen lascivia nobilium. Die Lüsternheit ist im Grunde genommen ein Laster, das gegen die guten Sitten verstößt. Der erleuchtete Brahmane wird Ihnen ihren Charakter & ihre Auswirkungen mit leichter Hand vor Augen führen.

Träge hingestreckt in einer Wiege aus Blumen zieht sie die Blicke kindischer Männer auf sich, stellt ihnen Fallen & legt gefährliche Köder für sie aus.

Sie hat ein anspruchsvolles Wesen & ein schwaches Naturell, sie schmückt sich mit rührender Nachlässigkeit, ihre Blicke sind wollüstig, ihr ganzes Streben gilt der Verführung.

Fliehe ihre Reize, verschließe dein Ohr vor ihrer bezaubernden Stimme. Wenn deine Augen ihrem schmachtenden Blick begegnen, wenn sie mit süßen Worten dein Herz umgarnt, wenn sie dir in diesem Augenblick um den Hals fällt, bist du schon ihr Sklave, sie legt dich für immer in Ketten. .

Schande, Krankheit, Elend & Reue folgen ihr nach. Von der Ausschweifung entkräftet, vor Schwäche eingeschlafen, von der Untätigkeit zermürbt, wirst du schmachten, die Zahl deiner Tage wird kleiner, die deiner Qualen größer. Erstere werden ruhmlos sein, letztere niemanden zu Tränen oder Mitleid rühren.   - Jaucourt, (enc)

Lust

 

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Verwandte Begriffe
Geilheit
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