leckenpaste   Plötzlich sah Mrs. Otis einen dunklen roten Fleck auf dem Fußboden gerade vor dem Kamin und sagte, ohne die leiseste Ahnung davon zu haben, was dieser Fleck bedeuten könnte, zu Mrs. Umney: «Ich fürchte, dort hat jemand etwas verschüttet.»

«Ja, Madame», erwiderte die alte Wirtschafterin mit   leiser   Stimme,    «Blut   ist   dort   vergossen worden.»

«Entsetzlich!» rief Mrs. Otis. «Ich liebe nun keineswegs Blutspuren in einem Wohnzimmer. Der Boden muß sofort gesäubert werden.»

Die alte Frau lächelte und antwortete wieder mit derselben leisen und geheimnisvollen Stimme: «Es ist das Blut Lady Eleanores de Canterville, die eben an dieser Stelle im Jahre 1575 von ihrem Gatten, Sir Simon de Canterville, ermordet wurde.  Sir Simon hat sie neun Jahre überlebt und ist dann plötzlich unter höchst seltsamen Umständen verschwunden. Sein Leichnam ist nie gefunden worden, aber sein schuldbeladener Geist geht heute noch im Schloß um. Der Blutfleck wurde schon oft und viel von Touristen und anderen Leuten bewundert und kann nicht entfernt werden.»

 «Das gibt es nicht», rief Washington Otis. «Pinkertons hervorragende Fleckenpaste, ein Universalreinigungsmittel, wird den Fleck beseitigen, bevor Sie sich umsehen können.»  Und noch ehe ihn die erschrockene Wirtschafterin davon abhalten konnte, lag er schon auf den Knien und schrubbte hastig den Fußboden mit etwas, das wie schwarze Bartwichse aussah. Einige Augenblicke danach war nichts mehr von dem Blutfleck zu sehen. «Ich hab es gewußt, daß er mit Pinkertons Fleckenpaste weggeht», triumphierte er und blickte auf die andern, die ihn bewundernd anschauten.

Kaum hatte er es ausgerufen, erleuchtete ein schrecklicher Blitzstrahl das dämmerige Zimmer, und fürchterlicher Donner ließ alle in die Höhe fahren. Und Mrs. Umney fiel in Ohnmacht.   - Oscar Wilde, Das Gespenst von Canterville, in: O. W., Lord Arthur Saviles Verbrechen. Stuttgart 1984 (Bibliothek von Babel 30, Hg. Jorge Luis Borges)