litz  Man gibt von den Blitzen selbst mehrere Arten an. Die trocknen zünden nicht, sondern zerschmettern nur; die feuchten brennen nicht, sondern sengen nur. Eine dritte Art, der helle Blitz genannt, ist von wunderbarer Beschaffenheit; er leert die Fässer aus, ohne sie im geringsten zu beschädigen oder sonst eine Spur zu hinterlassen. Er schmelzt Gold, Silber und Kupfer in den Beuteln, ohne die letztern zu verbrennen, und nicht einmal das wächserne Siegel wird dadurch verletzt.

Marcia, eine vornehme Römerin, wurde während ihrer Schwangerschaft vom Blitze getroffen und blieb selbst ohne anderweiten Unfall am Leben, während ihre Leibesfrucht getötet ward. - (plin)

Blitz (2) Angesichts der Entdeckung, von dem Augenblick an, in dem ein neues Land vor den ersten Seefahrern auftauchte, bis zu dem Betreten der Küste, von dem Augenblick an, wo ein Gelehrter sich sagen durfte, daß er soeben Zeuge eines bisher unbekannten Phänomens gewesen war, bis zu dem Augenblick, in dem er die Tragweite seiner Beobachtung zu ermessen begann - bei völlig aufgehobener Zeitempfindung in der Trunkenheit der glückhaften Schickung —, befreit oder vollendet wie nichts anderes ein zartester Feuerpinsel den Sinn des Lebens. Diesen sehr besonderen Geisteszustand seinerseits hervorzurufen, war von jeher das eigentliche Ziel des Surrealismus, der letztlich immer die Beute und ihren Schatten fahrenließ um dessemwil-len, was schon nicht mehr Schatten und noch nicht Beute ist: Schatten und Beute verschmolzen in einem einzigen Blitz. - André Breton, L'Amour fou. Frankfurt am Main 1985 (BS 435, zuerst 1937)

Blitz (3)

Solch ein Getöse entsteht, wenn ein Blitz von Wolke zu Wolke
Überspringt; wenn das Feuer gerade auf reichliches Wasser
Auftrifft, tötet das Naß ihn sofort mit lautem Geprassel,
Wie wenn glühendes Eisen aus lodernder Esse genommen
Aufzischt, wenn man sofort es in eisiges Wasser hineintaucht.
Springt dagegen das Feuer auf trocknere Wolke hinüber,
Lodert sie plötzlich empor und verbrennt mit gewaltigem Prasseln,
Wie wenn die Lorbeerhänge der Berge verwüstet ein Waldbrand,
Der von wirbelnden Winden genährt mit Heftigkeit wütet.
Denn nichts brennt auf der Welt mit so entsetzlichem Prasseln
Wie die Flamme des Baums, der dem delphischen Phöbus geweiht ist.
Oft macht schließlich das Eis, wenn es kracht, und das Fallen des Hagels
In den größeren Wolken ein lautes Gelärm in der Höhe.
Denn wenn der Wind in der Enge zusammen sie drängt, dann zerbrechen
Jene Wolkengebirge aus Eis, das mit Hagel gemischt ist.
Ebenso biitzt's, wenn die Wolken bei ihrer Begegnung in Menge
Feueratome entladen, wie wenn man den Stein mit dem Stahl schlägt
Oder auch Stein auf Stein; auch dann springt plötzlich ein Lichtblitz
Aus ihm heraus und das Feuer verstreut hellsprühende Funken.
Daß man den Donner jedoch meist später vernimmt mit dem Ohre
Als man den Blitz mit dem Auge erschaut, kommt daher, daß alles
Langsamer trifft auf das Ohr, als das Auge die Reizung empfindet.

- (luk)

Blitz (4) ›Die Macht des Herrschers, heißt es in einem alten chinesischen Text, ›ähnelt dem Blitzstrahl, wenn sie ihm auch an Wucht nachsteht.‹ Es ist erstaunlich, wie häufig Machthaber vom Blitzstrahl erschlagen werden. Die Erzählungen darüber können nicht immer auf Wahrheit beruhen. Aber die Herstellung des Zusammenhangs ist an sich schon bezeichnend. Nachrichten dieser Art sind zahlreich bei den Römern und bei den Mongolen. Beide Völker glauben an einen höchsten Himmelsgott, beide haben einen stark entwickelten Sinn für Macht. Der Blitz wird hier als ein übernatürlicher Befehl aufgefaßt. Wenn er trifft, soll er treffen. Wenn er einen Mächtigen trifft, ist er von einem Mächtigeren entsandt worden. - (cane)

Blitz (5)  Die meisten Menschen wissen noch nicht, was die gelehrtesten Männer durch ihre großen Bemühungen und die Himmelserscheinungen entdeckt haben, daß nämlich dasjenige, was wir Blitz nennen, Feuer ist, welches von den 3 obern Planeten und vorzugsweise dem mittleren (Jupiter) auf die Erde herabfällt; vielleicht, weil er den zu großen Andrang von Feuchtigkeit aus der obern und von Hitze aus der untern Kreisbahn auf diese Weise fortschafft. Daher ist das Sprichwort entstanden, daß Jupiter Blitze schleudere.  - (plin)

Blitz (6)  

- Ernst Jandl, Laut und Luise. Frankfurt am Main 1990 (zuerst 1970)

Blitz (7)  Ein  berühmtes Pferd war Al Borak (der Blitz), das milchweisse Reittier, das Mohammed in den siebten Himmel trug. Es konnte mit einem einzigen Sprung ausser Sicht verschwinden. Al Borak hatte das Gesicht eines Menschen, die Kinnbacken eines Pferdes und die Schwingen eines Adlers. - Colin Clair, Unnatürliche Geschichten. Ein Bestiarium, Zürich 1969 (zuerst 1967)

Blitz (8)   eingeflüstert hatte. Ich rate allen, Flammarions  Erzählung über den Blitz zu lesen und über die Merkwürdigkeiten elektrischer Entladungen während eines Gewitters nachzusinnen, besonders über die Wirkung des Kugelblitzes, der zum Beispiel ein Messer in die Wand stößt, und daran eine Bratpfanne oder einen Schuh hängt, oder ein Ziegeldach so umstülpt, daß die Dachziegel in umgekehrter Anordnung mit planmäßiger Genauigkeit zum Liegen kommen, gar nicht zu reden von den Photographien auf den Körpern der vom Blitz Erschlagenen, Photographien von Umständen, unter denen das Unglück geschehen ist. Sie sind immer bläulich.  - Alexander Grin, Der Rattenfänger. In: Phantastische Welten, Hg. Franz Rottensteiner. Frankfurt am Main 1984 (Phantastische Bibliothek 137)

Blitz (9)  Für den Gott der Spanier hält man den Blitz. Wenn der Blitz in einen öffentlichen Bezirk des Guaimi-Landes einschlug, vereinigte man sich an der Stelle, wo er einschlug, zu einem großen Trinkgelage und brachte, um den Blitz, den man für zornig hielt, zu besänftigen, das barbarische Opfer der Kasteiung an den Geschlechtsteilen dar.  - (azt)

Geschehen Erhellung Elektrizität

 

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VB
Plötzlichkeit
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