ohnzimmer   Ein Widerspruch im Charakter meines Freundes Sherlock Holmes hat mich oft beschäftigt. Er, der in seinem Denken der ordentlichste und methodischste Mensch überhaupt war, der auch bei seiner Kleidung auf unauffällige Eleganz hielt, war in seinen Lebensgewohnheiten nichtsdestoweniger derart unordentlich, daß es einen Wohngenossen schier zur Verzweiflung treiben konnte. Dabei ist es nicht so, daß ich in dieser Beziehung besonders konventionell eingestellt wäre. Das rauhe und unsichere Leben in Afghanistan hat in mir die Veranlagung zum Bohemien so wuchern lassen, daß ich weit nachlässiger bin, als es einem Arzt ansteht. Aber bei mir gibt es eine Grenze, und wenn ich einen Mann treffe, der seine Zigarren im Kohlenkasten und den Tabak in seinen persischen Pantoffeln aufbewahrt und die unbeantworteten Briefe mit dem Taschenmesser an den hölzernen Sims des Kamins heftet, dann fange ich an, mir einzubilden, ich sei besonders tugendhaft. Ich habe auch immer dafürgehalten, daß Pistolenschießen unbedingt ein im Freien auszuübender Zeitvertreib bleiben sollte; und wenn Holmes sich in einer seiner wunderlichen Launen mit der Waffe und hundert Patronen in einen Sessel setzte und daranging, die gegenüberliegende Wand mit einem patriotischen V. R. aus Einschußlöchern zu verzieren, so hatte ich stark das Gefühl, daß dies weder die Atmosphäre noch das Aussehen unseres Zimmers veredelte. -  Arthur Conan Doyle, Das Ritual der Familie Musgrave. In: Ders., Die Memoiren von Sherlock Holmes. Leipzig und Weimar 1984  (zuerst ca. 1900)

Wohnzimmer (2)

- N.N.

Wohnzimmer (3)  Der Raum war mit leeren und halbleeren Gläsern, schmutzigen Tellern mit Speiseresten, Aschenbechern, die mit glimmenden und ausgedrückten Zigaretten- und Zigarrenstummeln vollgehäuft waren, übersät. Der von einem rotbraunen Teppich bedeckte Fußboden starrte vor Schmutz. Brennende Zigaretten hatten Löcher in den Polstermöbeln hinterlassen und Narben in die Tischplatten gebrannt. Das Aschenskelett einer ganzen Zigarette lag unbeschädigt oben auf dem Flügel. Alles erinnerte an einen Platz, auf dem ein Zirkus gestanden und gerade seine Zelte abgebrochen hatte, und der Geruch nach Tod und Maiglöckchen und Menschen schweiß in dem heißen, engen Raum war überwältigend.

Mamie schleppte sich durch das Zimmer und blickte ihren kürzlich verstorbenen Mann in seinem bronzierten Sarg an.

Big Joe war mit einem rahmfarbenen Sommeranzug und einem blaßgrünen Crepe de Chine-Hemd bekleidet. Eine braunseidene Krawatte mit handgemalten Engeln wurde von einer brillantenbesetzten, hufeisenförmigen Krawattennadel festgehalten. Sein großes, kantiges dunkelbraunes Gesicht war glatt rasiert. Tief eingeschnittene Falten umgaben seine breiten Lippen. Er sah wie frisch massiert aus. Seine Augen waren geschlossen. Sein störrisches, graues krauses Haar war nach dem Tod frisch geschnitten und sorgfältig gekämmt und gebürstet worden. Das hatte Mamie selbst getan, wie sie ihn auch selbst angekleidet hatte. Seine Hände lagen über seiner Brust gefaltet. Die linke war mit einem Brillantring und die rechte mit dem prunkvollen Siegelring seiner Loge geschmückt.

Sie nahm ihm alle Schmuckstücke ab und schob sie in die tiefe Vordertasche ihres langen sackartigen Mutter-Hubbard-Kleides aus schwarzem Satin. Dann schloß sie den Sarg.

«Wer hätte gedacht, daß die Totenwache so endet?» klagte sie vor sich hin.   - Chester Himes, Fenstersturz in Harlem. Reinbek bei Hamburg (rororo thriller 2348, zuerst 1959)

Wohnzimmer (4)  

- N. N.

Wohnzimmer (5, 50er Jahre)

- N.N.

 Wohnzimmer (6)

- Arthur Tress

 Wohnzimmer (7)  Sheila Webb öffnete die Gartenpforte, ging zur Tür und klingelte. Es rührte sich nichts, und nachdem sie ein oder zwei Minuten gewartet hatte, tat sie, wie ihr geheißen, und trat ein. Die Tür rechts von der kleinen Diele war angelehnt. Sie klopfte, wartete und ging dann hinein. Es war ein recht nettes, alltägliches Wohnzimmer - für den heutigen Geschmack etwas zu vollgestellt. Das einzige Bemerkenswerte daran war die Fülle von Uhren: in der Ecke tickte eine Großvateruhr, auf dem Kamin eine Dresdner Porzellanuhr, auf dem Schreibtisch eine silberne Wagenuhr; irgendwo beim Kamin machte sich eine kleine vergoldete Uhr bemerkbar und auf einem Tisch am Fenster ein verblichener Leder-Reisewecker, auf dem in abgegriffenen goldenen Buchstaben ROSEMARY stand.

Sheila Webb sah etwas überrascht auf diesen Wecker. Er zeigte dreizehn Minuten nach vier. Ihr Blick wanderte zu der Kaminuhr. Dieselbe Zeit. Sie fuhr heftig zusammen, als über ihrem Kopf ein Kuckuck aus seiner kleinen Tür hüpfte und energisch »Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck!« schrie. Der harte Ton klang fast drohend. Der Kuckuck verschwand wieder. Sheila Webb lächelte ein wenig, ging um das Sofa herum -und blieb wie angewurzelt stehen. Auf dem Boden ausgestreckt lag der Körper eines Mannes. Seine gebrochenen Augen waren halb geöffnet. Vorn auf seinem dunkelgrauen Anzug war ein dunkler, feuchter Fleck. Fast mechanisch beugte sich Sheila über ihn. Sie berührte seine Wange - kalt - seine Hand - ebenfalls ... Sie berührte den feuchten Fleck, zog die Hand aber rasch zurück und starrte voller Entsetzen darauf.  - Agatha Christie, Auf doppelter Spur. München Bern 1989

 

Wohnung

 


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