lub, englischer Instinktiv hörte er das Sirren, als das Billardqueue durch die Luft zischte. Er duckte sich und rammte seine Schulter in den Unterleib seines Angreifers. Im Fallen nach einer Ecke des Teppichs greifend, holte Lestrade einen zweiten Angreifer von den Beinen und versetzte Hartington-White einen Tritt in die Magengrube. Als er sich wieder erhob, stellte Lestrade fest, daß er auf Grund seiner Schnelligkeit und seines Tritts nur einen Mann auf Dauer außer Gefecht gesetzt hatte. Der Mann mit dem Billardqueue lag mit entrücktem Gesichtsausdruck da und umkrampfte seine Geschlechtsteile. Vor Lestrade hatten sich vier Clubmitglieder und ein Diener aufgebaut, zwei der Männer waren mit Billardstöcken bewaffnet. Es war einige Zeit her, daß Lestrade sich eines solchen Angriffs hatte erwehren müssen — genaugenommen, seit er Sergeant in Wapping New Stairs gewesen war. Das Mittel, das er damals angewandt hatte, trug er jetzt, obgleich es kaum den polizeilichen Dienstvorschriften entsprach, noch immer in seiner Tasche. Er trennte sich nie davon. Er tauchte unter dem seitlichen Hieb von Hartington-Whites Stock Weg, packte den Arm des Mannes, riß ihn zu sich heran und drehte ihn so herum, daß sein Arm ihm die Kehle abschnürte. Lestrade zog rnit seiner linken Hand den Apachendolch hervor, ein Stilett, scharf wie ein Rasiermesser und mit Messingringen versehen, die über die Knöchel reichten. Die Spitze der Klinge war nur einen Zoll von Hartington-Whites linkem Ohr entfernt.
«Einen Schritt weiter, Gentlemen, und euer verehrter Präsident wird den ganzen Teppich vollbluten.»
Sie blieben stehen, zögerten und blickten sich gegenseitig an. «Um Himmels willen, tut etwas», kreischte der Präsident. «Der Wahnsinnige wird mich umbringen.»
«Die Tür, Gentlemen», zischte Lestrade und kippte den Kopf seines Gegners weiter nach hinten, «ich wünsche, daß Sie sie von außen zumachen.»
«Tut, was er sagt.» Hartington-Whites Stimme war zu einem kaum wahrnehmbaren Flüstern geworden.
Einer nach dem anderen gaben sie ihre Angriffshaltung auf und zogen sich zur Tür zurück. Einer nach dem anderen verließen sie den Raum. Hartington-White war ein kräftiger Mann, und Lestrade wußte nun, falls es ihm nicht schon vorher klar war, um seine Mordlust. Er ging kein Risiko ein. Er wirbelte herum und hämmerte ihm Knie und Schlagring gleichzeitig in die Magengrube. Der Club-Präsident ging zu Boden und erbrach sich.
Lestrade kniete neben ihm nieder, gab acht, sich nicht zu besudeln, und setzte
ihm den Dolch an die Kehle. «Nun, Mr. Hartington-White, wo waren wir stehengeblieben?»
- M. J. Trow, Lestrade und die Struwwelpeter-Morde.
Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1985)
Club,
englischer
(2) Es gibt in London viele Männer, die —
aus Schüchternheit oder Misanthropie
— keinen Anschluß an Menschen finden wollen. Dennoch haben sie nichts gegen
bequeme Sessel und die neusten Nummern der Zeitschriften. Zu ihrer Annehmlichkeit
ist der Diogenes-Club gegründet worden, und in ihm versammeln sich nur die ungeselligsten
und am wenigsten für ein Clubleben geeigneten Männer der Stadt. Keinem Mitglied
ist es erlaubt, auch nur im geringsten Notiz von einem anderen zu nehmen. Außer
im Raum für Gäste sind Gespräche unter keinen Umständen erlaubt, und drei Verstöße
gegen dieses Gesetz, wenn sie dem Komitee bekannt werden, machen den Betroffenen
reif für den Ausschluß. Mein Bruder ist einer der Gründer des Clubs, und ich
habe die Atmosphäre dort als sehr angenehm empfunden. - Arthur Conan Doyle,
Der griechishe Dolmetscher. In: A.C.D., Die Memoiren von Sherlock Holmes. Leipzig
und Weimar 1984
Club,
englischer
(3) Der geneigte Leser wird vielleicht schon
von der Gesellschaft zur Förderung des Lasters, dem Höllenfeuerklub, gehört
haben, der im verflossenen Jahrhundert von Sir Francis Dashwood gegründet wurde.
Auch in Brighton bildete sich eine Gesellschaft zur Bekämpfung der Tugend, die
zwar wieder aufgehoben wurde, leider aber ein noch viel abscheulicheres Seitenstück
in London besitzt, nämlich eine Gesellschaft zur Förderung des Mordes oder,
wie sie sich selbst mit vornehmem Euphemismus nennt, den Klub der Mordkünstler.
Die Mitglieder dieser Vereinigung rühmen sich Künstler im Totschlag, Amateure
und Dilettanten in den verschiedenen Arten des Abschlachtens, mit einem Wort,
Mord-Liebhaber zu sein. Jedes in den europäischen Polizeiberichten auftauchende
derartige Verbrechen wird von ihnen besprochen und kritisiert, wie etwa ein
Bild, eine Skulptur oder irgendein anderes Kunstwerk.
- (
quinc
)
Club, englischer (4) Er hatte allen Grund, sich für Gift zu entscheiden. Es war ungefährlich für ihn, zuverlässig und geräuschlos und hatte keine peinlichen Szenen im Gefolge, die er, wie die meisten Engländer, zutiefst verabscheute.
Von der Giftkunde allerdings hatte er nicht die blasseste Ahnung, und als
der Bediener in der Bibliothek des Klubs nichts anderes finden wollte als Ruff's
Guide und Bailey's Magazine, suchte er selbst in den Bücherregalen
nach und stieß schließlich auf eine ansehnlich gebundene Ausgabe der Pharmacopaeia
und ein Exemplar von Erskines Toxikologie, herausgegeben von Sir Mathew
Reid, Präsident der Königlichen Physikalischen Gesellschaft und eines der ältesten
Mitglieder des Buckingham, in den er irrtümlicherweise an eines andern Stelle
gewählt worden war: ein contretemps, der das Komitee so sehr in Wut brachte,
daß, als der Richtige auftauchte, es ihn einstimmig durchfallen ließ. Lord Arthur
wurde durch die Fachausdrücke in beiden Büchern ziemlich verwirrt und fing bereits
an, Reue darüber zu empfinden, daß er in Oxford den alten Sprachen nicht mehr
Aufmerksamkeit geschenkt hatte, als er im zweiten Band von Erskines Giftkunde
eine sehr interessante und vollständige Abhandlung über die Eigenschaften des
Akonits fand, die in einem einigermaßen verständlichen Englisch geschrieben
war. Das war genau das Gift, das er suchte; so schien es ihm. Es wirkte schnell
— ja beinah augenblicklich —, war vollkommen schmerzlos und schmeckte, genossen
in einer Gelatinekapsel, wie Sir Mathew es empfahl, keineswegs unangenehm. -
Oscar Wilde, Lord Arthur Saviles Verbrechen. Stuttgart
1984 (Bibliothek von Babel 30, Hg. Jorge Luis Borges)
Club, englischer (5)
Club, englischer (6) Wimsey beugte sich über Commander Fentiman und entwand sanft seinen knorrigen, alten Händen die Morgenpost. Dann berührte er die Schulter und legte seine Hand unter den weißhaarigen Kopf, der gegen die Stuhllehne gesunken war. Marchbanks' ängstliche Blicke folgten ihm. Mit plötzlichem Ruck hob Wimsey die stille Gestalt in die Höhe. Sie war steif wie eine Holzpuppe.
Fentiman lachte grell auf. Ein Lachkrampf nach dem anderen schüttelte ihn.
»Nehmen Sie ihn mit 'raus!« schrie er. »Hören Sie, nehmen Sie ihn mit 'raus!
Er ist schon zwei Tage tot! Und Sie ebenfalls. Und ich auch. Wir sind alle längst
tot; wir wußten es nur noch nicht.« - Dorothy Sayers, Es geschah
im Bellona-Klub. München ca. 1960 (zuerst ca. 1930)
|
||
|
||