›Was hast du denn vor?‹
Er erzählte mir, sein Dienst wäre, die Schäfchen der andern Welt mit dem Wind aus einem seiner Nasenlöcher zu treiben. Wenn er auf beiden blase, würde er sie zerbrechen.
›Da du fähig bist, so tüchtig zu blasen‹, sagte ich, ›wäre ich dir dankbar,
wenn du mich zum Himmel bliesest.‹ Da blies er mich an, nur einmal, und
schon stieß ich auf Sankt Peter. Der guckte mich an und fragte, was ich
dort zu schaffen hätte. - (
ir
)
Blasen (2) Nach dem Essen schliefen vier
von ihnen, da sie rechtschaffen müde waren, sogleich ein. Der fünfte aber war
ängstlich von Natur. Er legte sich auf die Seite, aber konnte nicht schlafen.
Plötzlich hörte er im Nebenzimmer vom Bett der Leiche
her ein knitterndes Geräusch. Er machte die Augen
auf und blickte hin. Da sah er, wie der Schein der Lampe völlig grün geworden
war. Und schon stand auch das Mädchen auf und kam in das Zimmer herein. Sie
blies seinen vier Kameraden allen ins Gesicht. Er war starr vor Schrecken, und
weil er keinen Ausweg sah, zog er die Decke über das Gesicht und blieb zusammengekrümmt
liegen. Die Leiche wandte sich ihm zu. Sie neigte den Kopf und blies ihn an.
Dreimal blies sie; dann ging sie wieder hinaus. Er hörte, wie das Bett krachte,
öffnete die Decke und blickte verstohlen nach ihr hin. Da lag die Leiche wieder
ausgestreckt mit dem Gesicht nach oben. Nun stieß er mit dem Fuß seine Kameraden
an; kein einziger wachte auf. Er schüttelte sie am Arm; keiner regte sich. Er
hörte genau hin; ihr. Atem ging nicht mehr. Da merkte er, daß seine vier Kameraden
tot waren. Es überfiel ihn eine entsetzliche Angst, und er dachte, es sei vielleicht
am besten, einfach davonzulaufen. Aber kaum hatte er sich bewegt, da hörte er
auf dem Bette wieder ein Geräusch. Er richtete sich auf und wollte von seiner
Schlafstelle herab. Da saß auch schon die Leiche aufgerichtet. Er nahm sich
keine Zeit mehr, die Kleider zuzuknöpfen oder in die Schuhe zu schlüpfen, sondern
riß den Riegel auf und stürzte hinaus. Er kletterte über die Hofmauer und entfloh.
Aber die Leiche rannte hinter ihm her. Er wollte den Wirt rufen; doch fürchtete
er, sie könnte ihn einholen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als geradewegs
ins Feld hinauszulaufen, so schnell er nur konnte. Die Leiche blieb ihm auf
den Fersen. So liefen sie wohl eine Meile weit. Da kam er an ein Kloster. In
größter Hast schlug er an die Pforte. Der Bonze aber, der in dieser tiefen Nachtstunde
den Lärm vernahm, fürchtete, es sei ein Räuber und zögerte aufzumachen. Schon
war der Leichnam herangekommen. In seiner Todesangst erblickte er vor der Klosterpforte
eine große Kiefer, die so dick war, daß man sie nicht
umfangen konnte. Schleunigst versteckte er sich hinter dem Baum. Die Leiche
griff mit beiden Armen um den Baum herum und wollte ihn packen. Da stieg sein
Schreck aufs äußerste; er fiel zu Boden und blieb bewußtlos liegen. Da erstarrte
auch die Leiche, die noch immer den Baum umfangen hielt. - (
chm
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