egießen Das
Gewächs machte einen ermatteten häßlichen Eindruck,
der Blütentropfen hing bis auf den Blättergrund hinab, das feine Haar, das die
Pflanze bedeckte, schien zurückgezogen, der Glanz auf
Blüte und Blättern stumpf, erloschen. Dennoch ging eine eigenartige Erregung
von ihr aus... die Luft über ihr war in einer kaum merklichen Vibration,
es war wie ein Hitzeflimmern, ein schwacher bläulicher Dunst
in einem Rund über dem Blumentopf, und der Geruch,
der von dort kam, schien stärker... es roch nach Asche,
noch nicht ganz erkalteter Asche... oder nach dem süßlichen Brand von Fleisch,
das an einem kaum noch lebenden Organismus schon in Verwesung
überging. Als ich die Blume begießen wollte, stieß ich das Glas mit ihrer Flüssigkeit
um, eine üble breiige Brühe benetzte mich, floß über die Dielen in der Küche...
in einer Zornesaufwallung, in einem Anfall von Mordlust beinahe, stellte ich
das Gewächs auf den Boden und ließ, mit Zittern, aber mit eisiger Geduld, meinen
Urin darüberlaufen, dann plazierte ich den Topf
auf dem Fenstersims, in die letzten Pfeile der hinter die Dächer fallenden Sonne.
Im Augenblick dachte ich, das übelriechende Ungeheuer in sich zusammenbrechen
zu sehen, doch nichts dergleichen geschah. — Im Spiegel,
in dem ich mich während meines wilden Auf- und Abschreitens zufällig erblickte,
sah ich mich völlig verändert. Von dem Sonnenlicht hinterrücks getroffen, waren
meine Gesichtsfalten blauschwarz und vertieft, das Haar in graurötlicher aschener
Färbung, der Schweiß trocknete mir in bläulichen Fahnen von der verwelkenden
Haut. -
(
hilb
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Begießen (2)
Begießen (3)
Begießen (4)
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