ragik Aber
bleibt uns heute etwas anderes übrig, als die Tragik zu verachten, die mühelos
aus dem Zusammenstoß der Gefühle, der Pflichten und des Schicksals entsteht?
Es wäre wirklich zu bequem, wollte man uns dadurch in Rührung versetzen, daß
man drei oder fünf Akte hindurch über dem Kopf einer Marionette den Tod schweben
läßt. Es existiert jedoch für uns eine Alltagstragik, die des Grotesken, des
Geschmacklosen, die des schrecklichen Lachens, das die Seele wie eine Schale
ihrer Nuß entleert und das den Körper schüttelt wie eine Wollust, die zu stark
ist, als daß sie nur die Bitterkeit der verflogenen Trunkenheit hinter sich
zurückließe. Das Geschmacklose, das ist das burleske Unerwartete,
das ist der echte moderne Lyrismus. Wollen wir wirklich
lyrisch sein, müssen wir gerade die Dinge exaltieren, die die Menschen verachten,
jene Dinge, über die sie lachen, ohne daß wir sie dabei aber deformieren; wir
müssen von dem Lachen ausgehen, das verhöhnt, um aus
ihm ein Lachen zu machen, das verherrlicht.
-
Louis Aragon, Vorwort zu
(lib)
Tragik
(2) "Was soll ich Euch indessen mit dem verrückten
Unsinn des Fürsten langweilen und nicht lieber gleich das sagen, was ihn als
den gefährlichsten Menschen darstellt? Könnt Ihr es Euch wohl denken, daß der
verwünschte Alte es darauf abgesehen hatte, allen guten Geschmack in der Literatur
und Kunst zu untergraben? - Könnt Ihr es Euch denken, daß er, was vorzüglich
das Theater betrifft, die Masken
in Schutz nahm und nur das alte Trauerspiel gelten lassen wollte, dann aber
von einer Gattung des Trauerspiels sprach, die
nur ein verbranntes Gehirn ausbrüten kann? Eigentlich hab' ich niemals recht
verstanden, was er wollte; aber es kam beinahe so heraus, als behaupte er, daß
die höchste Tragik durch eine besondere Art des Spaßes
hervorgebracht werden müsse." - E. T. A.Hoffmann, Prinzessin Brambilla
(zuerst 1820)
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