nerwartet
Hier mag der Hinweis genügen, daß der einzige ernsthafte
Grund, der jemanden dazu bringt, einem anderen zuzuhören, meines Erachtens nur
darin bestehen kann, daß der erstere mit inbrünstigem Glauben und unverrückbarer
Aufmerksamkeit auf den letzteren blickt, weil er damit rechnet, daß dieser sagt,
womit er nicht gerechnet hat. Das mag ein Paradox
sein, aber doch nur deshalb, weil Paradoxa recht haben. Es mag nicht rational
sein, aber doch nur deshalb, weil der Rationalismus unrecht hat. Jedenfalls
erwarten wir, wenn wir einem Propheten oder einem
Lehrer zuhören, nicht unbedingt
Esprit oder Eloquenz, aber immer etwas, was wir nicht erwartet haben. Wir erwarten
nicht unbedingt Wahres oder Kluges, aber immer das Unerwartete. Wäre es anders,
dann würden wir doch gar nicht hingehen. Erwarteten wir nur Erwartetes, dann
säßen wir doch zu Hause und erwarteten es aus eigenen Stücken.
- Gilbert Keith Chesterton, Ketzer. Eine Verteidigung der Orthodoxie
gegen ihre Verächter. Frankfurt am Main 2004 (it 3023, zuerst 1905)
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