ischrücken  Volle zwei Wochen lang verbrachten sie ihre Nachmittage damit, einander gegenüberzusitzen, die Hände auf einem Tisch, dann auf einem Hut, einem Korb, auf Tellern einander entgegenstreckend. Alle diese Gegenstände verharrten reglos.

Das Phänomen des Tischrückens ist aber dennoch gesichert. Der Volksaberglaube schreibt es Geistern zu, Faraday der Fortsetzung der Nervenaktivität, Chevreul unbewußten Strebungen der Beteiligten, oder erwächst es vielleicht gar, wie Ségouin annimmt, als Impuls, als magnetischer Strom aus der Ansammlung mehrerer Personen?   - Gustave Flaubert, Bouvard und Pécuchet. Frankfurt am Main 2003 (Die Andere Bibliothek 222, zuerst 1881)

Tischrücken (2)  Bei der okkultistischen Übung des T.s ist zwischen physikalischer u. psychischer Seite zu unterscheiden. Als physikalisches Phänomen kommen die Bewegungen wohl durch unwillkürl. Nervenregungen der Beteiligten zustande. Psychisch (inhaltl.) spielt ihr Unterbewußtsein eine wichtige Rolle. Wenn sie dabei ausdrückl. od. stillschweigend eine Verbindung mit Dämonen od. Seelen Verstorbener suchen, forschen sie in unerlaubter Weise nach Geheimwissen (divinatio). Ohne solche Absicht kann die Übung zur Erforschung des physikalischen Phänomens oder auch der natürlichen psychischen Zusammenhänge zulässig sein. - Karl Hörmann, Lexikon der christlichen Moral (1969)

Tischrücken (3)

Tischrücken

-  Manfred Schmidt,  Nick Knatterton Gedenkausgabe, Oldenburg u. Hamburg 1971 (Stalling, zuerst 195*)

Tischrücken (4) Die Ursache des Tischrückens oder eher der Bewegung, in die wir beinahe alle Gegenstände versetzen können, ist offensichtlich einem sich bildenden magnetischen Strom zu verdanken, der, in dem Maße, wie er stärker wird, eine schnellere Bewegung induziert, die schließlich das Möbelstück in Richtung seines Flusses zieht. - Ségouin, Die Mysterien der Magie oder Die enthüllten Geheimnisse des Magnetismus, nach (sot)

Tischrücken (5) Das Tischrücken (sich drehende Tische) ist, laut M. Ma[n]drolle, das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit, ausgenommen nicht einmal die Erlösung.  - Morin, Der Magnetismus und die okkulten Wissenschaften [1860], nach (sot)

Tischrücken (6)  Zwölf Gäste nahmen rings um den Mahagonitisch Platz und spreizten die Hände in der Weise, daß sich die kleinen Finger berührten. Man hörte nichts als das Ticken der Uhr. Die Gesichter drückten gespannte Aufmerksamkeit aus.

Nach zehn Minuten klagten mehrere über Kribbeln m den Armen. Pécuchet war unbehaglich zumute.

»Sie schieben!« sagte der Hauptmann zu Foureau.

»Keineswegs!«

»Doch!«

»Aber Monsieur!«

Der Notar besänftigte sie.

Da man gespannt lauschte, glaubte man Knacken im Holz zu hören. - Es war Täuschung. Nichts rührte sich.

Gestern, als die Familien Aubert und Lormeau aus Lisieux gekommen waren und man sich eigens dazu den Tisch von Beijambe geliehen hatte, war alles so gut gegangen! Aber der hier bewies eine Hartnäckigkeit... Warum bloß?

Wahrscheinlich störte ihn der Teppich, und man ging ins Eßzimmer hinüber.

Das hier gewählte Möbelstück war ein großer Nipptisch, um den sich Pécuchet, Girbal, Madame Marescot und ihr Vetter, Monsieur Alfred, niederließen.

Der Tisch, der Rollen an den Füßen hatte, glitt nach rechts; die Umsitzenden folgten seiner Bewegung, ohne die Lage ihrer Finger zu verändern, und ganz von selber machte er noch zwei Drehungen. Alle waren starr.

Da fragte Monsieur Alfred laut und deutlich: »Geist, wie findest du meine Cousine?«

Langsam schwankend gab der Tisch neun Klopfzeichen.

Nach einer Anleitung, in der die Zahl der Schläge in Buchstaben übertragen war, bedeutete dies »entzückend«. Bravorufe erschollen.

Dann forderte Marescot, um Madame Bordin zu necken, den Geist auf, deren genaues Alter anzugeben.

Der Tisch klopfte mit dem Fuß fünfmal.

»Wie? Fünf Jahre!« rief Girbal.

»Die Zehner zählen nicht mit«, meinte Foureau.

Die Witwe lächelte, obwohl sie im stillen wütend war.

Die Antworten auf die weiteren Fragen waren unverständlich, so kompliziert war das Alphabet. Zuverlässiger war die Planchette, ein schnell funktionierendes Mittel, dessen sich Mademoiselle Laverriere selbst bedient hatte, um die direkten Mitteilungen Ludwigs xn., Clemence Isaures, Franklins, Jean-Jacques Rousseaus und anderer in einem Album schriftlich festzuhalten. Diese Apparate wurden in der Rue d'Aumale verkauft; Monsieur Alfred versprach einen zu besorgen; dann wandte er sich an die Lehrerin: »Jetzt aber ein bißchen Musik, nicht wahr? Eine Mazurka!«  - (bouv)

Bewegen Tisch Okkultismus
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