Tao   diese frau ist von meiner rasse, ja erbarmungslos.

ich pudere orkane, nun allerdings ist das meine beziehung zur natur — von diesem vorhandenen schwanz streife ich das erdbeben wenn es da ist, macht das deutlicher was ich jetzt sagen werde;

 ist ein stück haut damit berührt sie meinen arm, krachend verfällt — verneige ich mich — wahrscheinlich ein gebirge, menschen kommen um: die elemente kochen, in böhmen geht ein viertel ein.

ach! sagt einer, es sind so viele metaphern. — du arsch; hörst du engel reden?, ich schreibe für engel du arsch

höre! in dieser fut ist tao — Oswald Wiener: Die Verbesserung von Mitteleuropa, Roman. Reinbek bei Hamburg 1969

Tao (2) Als Erkenntnis nordwärts wanderte, über das Schwarze Wasser und über den Berg des unfaßbaren Abhangs, begegnete sie Tunichts-Sagnichts und sprach zu ihm:

«Ich möchte dich etliches fragen. Was ist zu denken, was ist zu betrachten, um Tao zu erkennen ? Worin ist zu stehen, was ist zu ergreifen, um Tao zu nahen? Wem ist zu folgen, was ist zu beschreiten, um Tao zu erreichen?»

Auf diese drei Fragen gab Tunichts-Sagnichts keine Antwort. Ob er nicht antworten wollte? Er konnte es nicht.

Als Erkenntnis keine Antwort bekam, wandte sie sich und wanderte südwärts, über das Weiße Wasser und über den Berg der Erleuchtung. Da begegnete sie Wahn-Wirbel und legte ihm ihre Fragen vor.

«Ah!» rief Wahn-Wirbel. «Ich weiß. Ich will dir sagen ...»

Aber als er daran war, zu sprechen, vergaß er, was er zu sagen begehrte.

Als Erkenntnis keine Antwort bekam, ging sie in das Schloß zurück. Da begegnete sie dem Gelben Kaiser und legte ihm ihre Fragen vor.

Der Gelbe Kaiser sprach: «Nichts ist zu denken, Nichts ist zu betrachten, um Tao zu erkennen. In Nichts ist zu stehen, Nichts ist zu ergreifen, um Tao zu nahen. Nichts ist zu folgen, Nichts ist zu beschreiten, um Tao zu erreichen.»

Da sprach Erkenntnis zum Gelben Kaiser: «Wohl, du und ich wissen das, aber diese zwei wissen es nicht. Wer ist im Recht?»

Der Gelbe Kaiser antwortete: «Tunichts-Sagnichts ist wahrhaft im Recht, und Wahn-Wirbel ist nahe am Recht. Du und ich sind gänzlich im Unrecht. Denn die es fassen, reden es nicht, und die es reden, fassen es nicht.»

Darauf sprach Erkenntnis zum Gelben Kaiser: «Ich fragte Tunichts-Sagnichts. Er antwortete mir nicht. Ob er nicht antworten wollte ? Er konnte es nicht. Ich fragte Wahn-Wirbel. Er war daran, zu sprechen; aber er sprach nicht. Ob er nicht wollte? Er war daran, zu sprechen; aber er vergaß, was er zu sagen begehrte. Nun fragte ich dich, und du hast mir geantwortet. Wie ist dies dann, du seiest gänzlich im Unrecht?»

Der Gelbe Kaiser sprach: «Tunichts-Sagnichts war wahrhaft im Recht, weil er nicht wußte. Wahn-Wirbel war nahe am Recht, weil er vergaß. Du und ich sind gänzlich im Unrecht, weil wir wissen.»

Als Wahn-Wirbel davon hörte, erachtete er, der Gelbe Kaiser habe wie ein Wissender gesprochen.  - (tschu)

Tao (3) Urreinheit fragte Grenzenlos: «Weißt du Tao?»

«Ich weiß nicht», sagte Grenzenlos.

Urreinheit fragte Tatenlos: «Weißt du Tao?»

«Ich weiß Tao», sagte Tatenlos.

«Ist da Gegenstand», fragte Urreinheit, «um Tao zu wissen?»

«Da ist Gegenstand», sagte Tatenlos.

«Welcher ist es?» fragte Urreinheit.

«Ich weiß», sagte Tatenlos, «daß Tao ehrt und entehrt, bindet und löst. Das ist mein Gegenstand, um Tao zu wissen.»

Urreinheit wiederholte Ursprunglos diese Worte und fragte: «Wer ist im Recht, das Unwissen von Grenzenlos oder das Wissen von Tatenlos?»

Ursprunglos antwortete: «Nicht wissen ist tief. Wissen ist seicht. Nicht wissen ist innerlich. Wissen ist äußerlich.»

Unreinheit seufzte und sprach: «Dann ist Unwissen Wissen und Wissen Unwissenl Aber sage mir: was für ein Wissen ist das Wissen des Nichtwissenden?»

Ursprunglos antwortete: «Tao kann nicht gehört werden. Was gehört werden kann, ist nicht Tao. Es kann nicht gesehen werden. Was gesehen werden kann, ist nicht Tao. Es kann nicht gesagt werden. Was gesagt werden kann, ist nicht Tao. Was den Gestalten Gestalt gibt, ist selbst gestaltlos; also ist Tao namenlos.»

Ursprunglos sprach weiter: «Wer einem antwortet, der nach Tao fragt, kennt Tao nicht. Mag einer auch von Tao hören, in Wahrheit hört er nichts von Tao. Um Tao gilt kein Fragen, über Tao gilt kein Antworten. Das Untragbare fragen ist eitel. Das Unbeantwortbare beantworten ist wesenlos. Und wer 2um Eitlen das Wesenlose paart, der hat keine äußere Wahrnehmung des Zusammenhangs, der hat keine innere Wahrnehmung des Urgrunds — der wird den Gipfel des heiligen Berges nicht ersteigen, der wird sich in die große Leere nicht schwingen.»  - (tschu)

 

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