timmung   Niemand wußte besser als er selbst, wie sehr er unter der Herrschaft der Laune stand. Er hat in seinen Tagebüchern eine ganze Skala der Stimmungen hinterlassen, durch die er die eben verflossenen Tage bezeichnete; z. B. Stimmung zum Romantisch-Religiösen; exaltierthumoristische Stimmung, gespannt bis zu Ideen des Wahnsinns, die mir oft kommen; humoristisch-ärgerliche, musikalisch-exaltierte, gemütliche aber indifferente, unangenehm-exaltierte romaneske Stimmung; höchst ärgerliche Stimmung, bis zum Exzeß romantisch und kapriziös; ganz exotische Verstimmung, sehr exaltierte, aber poetisch-reine, höchst komfortable, schroffe, ironische, gespannte, höchst morose, ganz cadüke, exotische aber miserable, exaltiert-poetische Stimmung, in der ich eine tiefe Ehrfurcht vor mir empfand und mich selbst unmäßig lobte; senza entusiasmo, senza exaltazione, schlecht und recht; - un poco exaltato, senza poetica; sehr fröhlich, ma senza furore ed un poco smorfia u.s.w.  - E.T.A. Hoffmanns Leben und Nachlass. Von Julius Eduard Hitzig. Frankfurt am Main 1986 (it 1986, zuerst ca. 1825)

Stimmung (2)  In den Nächten bei den Zinkfelsen wurden wir von einer ganz eigentümlichen Stimmung übermannt; heiter, fast schwebend, als hätten wir anstelle des Gehirns einen Fisch im Kopf, der, vom Mond angezogen, an der Oberfläche trieb. So ruderten wir musizierend und singend dahin. Die Frau des Kapitäns spielte Harfe; sie hatte außergewöhnlich lange Arme, silbrig wie Aale in jenen Nächten, und dunkle, geheimnisvolle Achselhöhlen wie Seeigel; und der Klang ihrer Harfe war süß und durchdringend, so süß und durchdringend, daß man es kaum ertragen konnte, und wir stießen langgezogene Schreie aus, weniger als Begleitmusik, denn um unser Gehör zu schützen.  - Italo Calvino, Kosmokomische Geschichten. Frankfurt am Main 1969 (zuerst 1965)

Stimmung (3)  Die Anstrengung überhaupt bringt nur, als indirecter, vorbereitender Reitz, eine Operation zu Stande. In der rechten Stimmung, die dadurch entstehn kann, gelingt alles von selbst. Der Mangel an mehreren, zugleich gegenwärtigen Ideen etc. rührt von Schwäche her. In der vollkommensten Stimmung sind alle Ideen gleich gegenwärtig - In dieser ist auch keine Passion, kein Affect möglich - In ihr ist man wahrhaft im Olymp - und die Welt zu unsern Füßen. Die Selbstbeherrschung geht in ihr von selbst von Statten. Kurz alles scheint von selbst zu geschehn - wenn das rechte Medium vorhanden ist - wenn das Hinderniß gehoben wird. Alle Construction ist also indirect. On ne fait pas, mais on fait, qu'il se puisse faire. In einer gewissen Höhe der Sensation ist man von selbst, ohne Zuthun, tugendhaft und genialisch.  - Novalis, Teplitzer Fragmente

 

Gemüt

 

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