Stimmverlust  Er entzündete den Spiritusbrenner und sterilisierte die Kanüle über der Flamme. Dann leerte er das weiße Pulver, ein Gemisch aus Kokain und Heroin, aus der Kapsel in den Teelöffel und schmolz es über der Flamme. Er zog die Flüssigkeit durch die Kanüle in eine Spritze ein und stach sie sich mit der rechten Hand in eine Vene des linken Unterarms, solange das Gemisch noch warm war.

«Ahh», stöhnte er leise, während die Droge in sein Blut einströmte.

Danach löschte er die Spiritusflamme und legte die Spritze in die Medizinschublade zurück.

Die Droge wirkte sofort. Als er in die Küche zurückging, wandelte er wie auf Wolken.

Er wußte, daß Sister Heavenly noch keine Zeit für ihn hatte, darum wartete er unten bei dem alten Mann mit dem Gewehr.

«Wie lang bis du Bauchredner gewesn, Onkel Saint?»

«Junge, ich hetze meine Stimme schon so lange herum, daß ich selbst nicht mehr weiß, wo sie eigentlich sitzt», antwortete Onkel Saint. Sie schien jetzt aus dem Schlafzimmer zu kommen, das Pinky gerade verlassen hatte. Unvermittelt lachte er über seinen eigenen Scherz: «Ha-ha-ha.» Das Gelächter schien von draußen durch die Tür hereinzuschallen.

«Du wirs sie noch solang rumhetzn, bis du sie eines Tags nich wiederfinds.»   - Chester Himes, Heroin für Harlem. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1966)

Stimmverlust (2)
 

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