elbstbeherrschung
Die Landschildkröte ist ein
äußerst geiles Tier, aber nur das Männchen, denn das
Weibchen läßt sich nur widerwillig begatten. Dazu berichtet Demostratos, der,
um das zu ergänzen, römischer Senator war — aber nicht schon deshalb ist er
ein glaubwürdiger Zeuge, doch halte ich ihn für einen ausgezeichneten Fachmann
auf dem Gebiet des Fischereiwesens, der seine Kenntnisse auch sehr gut zu formulieren
verstand. Wenn er auch noch ein anspruchsvolleres Werk als dieses verfaßt hat,
das der Seelenlehre gilt, wundert es mich nicht weiter. Demostratos berichtet
also, er wisse nicht genau, ob sich das Weibchen noch aus einem anderen Grunde
gegen die Begattung sträubt. Seine Vermutung sei: Das Weibchen liegt bei der
Begattung auf dem Rücken. Das Männchen stillt seine Begierde und entfernt sich.
Das Weibchen ist unfähig, sich umzudrehen, weil es zu Boden gedrückt und der
Panzer zu schwer ist. Der Gatte läßt es mithin als gefundenes Fressen für Raubtiere,
besonders Adler, zurück. Das fürchtet das Weibchen, fährt Demostratos fort,
deshalb übt es Selbstbeherrschung und stellt Sicherheit über Vergnügen, und
das Männchen kann es davon nicht abbringen. - (ael2)
Selbstbeherrschung
(2)
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An Sich.
SEY dennoch unverzagt. Gieb dennoch unverlohren.
Weich keinem
Glücke nicht. Steh' höher als der Neid.
Vergnüge dich an dir
/ und acht es für kein Leid /
hat sich gleich wieder dich Glück'
/ Ort / und Zeit verschworen.
Was dich
betrübt und labt / halt alles für erkohren.
Nim dein Verhängnüß
an. Laß' alles unbereut.
Thu / was gethan muß seyn / und eh
man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kanst / das wird noch stets
gebohren.
Was klagt / was lobt man doch?
Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein ieder selbst. Schau
alle Sachen an.
Diß alles ist in dir / laß deinen eiteln Wahn
/
und eh du förder gehst / so geh' in dich zu rücke.
Wer
sein selbst Meister ist / und sich beherrschen kan /
dem ist
die weite Welt und alles unterthan.
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- Paul Fleming (Lyrik des Barock I, Hg. Marian Szyrocki.
rk 538, Reinbek bei Hamburg 1971)
