innhunger   FRIEDRICH SCHRÖDER-SONNENSTERN Geboren 1892 in Tilsit, lebt in Berlin. Arbeitet zwischen 1910 und 1920 als Melker und Gärtner. Eröffnet 1920 in Berlin ein Büro für Astrologie und Magnetotherapie. Gründet einen spiritistischen Zirkel. 1930 Einweisung in eine Nervenheilanstalt. Er macht dort die Bekanntschaft eines paranoiden Malers, auf dessen Rat er mit zeichnerischen Arbeiten beginnt. 1937 in Berlin. Im Krieg als Kontrolleur eines Luftwaffendepots eingesetzt, als »zur Arbeit ungeeignet« bald wieder entlassen. 1944 läßt er sich mit seiner Schwägerin im Keller einer Berliner Ruine nieder und verkauft eingesammeltes Feuerholz. Beginnt 1949 wieder zu zeichnen. Seine Farbstiftzeichnungen sind von einmaliger Originalität der Erfindung. Seine irrational-transzendente Symbolik, die oft des erklärenden Wortes bedarf, um verständlich zu werden, erläutert Schröder-Sonnenstern in seinen »Geheimnotizen« (Bildbeschriftung, Gedichte usw.). Sein Themenkreis - gefunden in der künstlerisch-fruchtbaren Zeit zwischen 1950 und 1960 und seither immer wieder wiederholt - ist nicht allzu breit: Sexualsymbolik und beißendscharfe, satirische Zeit- und Gesellschaftskritik werden mit oft schockierender Originalität ins Bild gebracht: »Ich schreibe Gedichte über die Grundlagen der sozialen Gerechtigkeit, über die Fäulnisse der Zivilisation. Ich mache die öffentlichen Einrichtungen lächerlich, indem ich mich in Wort und Schrift und Bild an alle Schichten des Volkes wende . . . Man wollte mir den Zutritt zur Akademie verwehren unter dem Vorwand, daß ich durch meine Reden und Arbeiten Verwirrung unter den Studenten säe, darüber hinaus seien sie pornographisch ... Ihr habt meine Hoffnung zerbrochen, meinen Geist geknebelt, meine Seele gemartert, und jetzt, stinkende Brut, wollt ihr, daß ich für Euch stimme, - ich stimme für mich selbst.« (Schröder-Sonnenstern)

»Der Symbolfetischismus eines Bildes weist auf den Sinnhunger seines Bildners zurück. Dies erweist allein schon der Phantasiename, den Friedrich Schröder sich selber: (‹Seine Exzellenz Fürst Sonnenstern› oder auch ‹Eliot von Sonnenstern›) verliehen hat, lange bevor er zu zeichnen begann und vorerst als Magnetiseur und Wahrsager die mondänen Ostseebäder Grömitz und Travemünde bereist.«  - Nach: Wieland Schmied, Zweihundert Jahre phantastische Malerei. München 1980

 

Sinn Hunger

 

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